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01 Gebrauchsmusik vs. Musik

cygig – diamond – gemeinfrei

Ich sehe davon ab, von ‚reiner‘ Musik bzw. ‚absoluter‘ Musik als Gegensatz zu Gebrauchsmusik bzw. angewandter Musik zu sprechen. Beide Attribute (rein bzw. absolut) führen sprachlich in die Hygiene bzw. Religion, also weit von der Musik fort.

Aber auch ‚angewandte‘ Musik kann Missverständnisse befördern: eine ‚Anwendbarkeit‘ von Musik wäre sprachlich sekundär, würde keine andere Form erforderlich machen, weil sie z.B. tanzbar sein sollte oder zu einem Film zu passen hätte, ohne zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aber eine andere Form wäre erforderlich, um unter Menschen solchen Zwecken dienen zu können.

Würde man ‚Gebrauchsmusik‘ hingegen als musikalische Einschränkung verstehen, die einem außermusikalischem Zweck dient, im Detail aber vom Gefühl der Zuhörer abhängig ist, käme man sprachlich einer plausiblen Differenzierung sehr viel näher. Deshalb unterscheide ich zwischen ‚Gebrauchsmusik‘ und ‚Musik‘. Dass Gebrauchsmusik sprachlogisch auch eine Art von Musik ist, würde den Graben weitaus geringer werden lassen, als er bildungstheoretisch in der Vergangenheit gezogen wurde und könnte erläutern helfen, weshalb ich mich in einem populärem Online-Magazin überhaupt mit Musik beschäftige.

Aus wirtschaftlicher Sicht wäre, wie andere Künste auch, uneingeschränkte Musik ein Luxusphänomen. Sobald kein außerkünstlerischer Nutzen erkennbar wird, jegliche Ökonomie scheitern muss, bleibt keine andere Wahl, als diese Künste dem Luxus zuzuordnen. In der Vergangenheit spielten Mäzene/-innen eine nicht unrelevante Rolle, z.B. an Höfen. Noch heute gibt es die Vergabe von musikalischen Auftragswerken, auch von staatlicher Seite, z.B. vom öffentlichen Rundfunk. Die Vergabekriterien und -modalitäten interessieren mich in diesem Text allerdings weniger.

Hinweisen möchte ich jedoch auf eine Schwierigkeit von Künsten, die erst im 20. und 21. Jhd. wichtig wurde. Das Publikum spielt künstlerisch keinerlei Rolle. Es bliebe lediglich übrig, sich im Fall der Musik mit verschiedenen Ausprägungen auseinanderzusetzen. Doch solange es keine öffentliche musikalische Bildung gibt, wäre jegliche Anstrengung fast vergebens.

Doch was gäbe es eventuell zu entdecken? Musikalisch strukturelle Verläufe! Leider wurden in der uneingeschränkten Musik des 20. und 21. Jhds. Emotionen nebensächlich oder gar redundant. Die Bildungen von Reihen und deren Abwandlungen sind lediglich Konstruktionen, ähnlich entworfenen Plänen in der Architektur. Als Beispiel sei die serielle Musik von Karlheinz Stockhausen (20. Jhd.) erwähnt.

Anders geht in der zeitgenössischen Musik Beat Furrer vor. Auch er ist konzeptionell orientiert, aber mit jedem Stück individuell. Deshalb möchte ich mit einem Video schließen, das ein Beispiel seiner Musik demonstriert: Orpheus‘ Bücher.

Video

https://www.youtube.com/watch?v=dEx4xPPwHb8&feature=youtu.be

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