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Am meisten gesehen

geralt – populist – public domain

Die Formulierung „am meisten gesehen“ scheint Konsumenten im Internet etwas zu versprechen, aber was? Aus Erfahrung klicke ich sofort weiter, weil dort nichts Nennenswertes aufgeführt sein kann. Die Formulierung ist lediglich eine Phrase, die populistisch ausschlachtet, was in der Masse am besten lief; noch nicht einmal eine ‚gute‘ oder ‚schlechte‘ Bewertung des Gesehenen wird angezeigt, eine Bewertung, von wem auch immer.

Videos werden durch die Phrase „am meisten gesehen“ positioniert, Videos, die frei zugänglich sind. Bei Medien, die käuflich zu erwerben wären, dienen Verkaufszahlen als Orientierung. Doch auch solche Zahlen lassen Bewertungen der Produkte vermissen, ob von Lesern oder Redaktionen. Die Verkaufslisten werden als ‚Bestsellerlisten‘ ausgewiesen. Die Wettbewerbe um Aufmerksamkeit und Verkäufe kommen ohne Bewertungen aus.

Doch falls es Bewertungen gäbe, bliebe zunächst unklar, nach welchen Kriterien diese gegeben wurden. Sogar ausführliche Begründungen von Bewertungen können eine Diskussion von Kriterien vermissen lassen. Innerhalb des Literaturbetriebs würden solche Diskussionen vermutlich assoziativ an Hauptseminare erinnern. Abwertend! Um es zu betonen: nicht einmal das Niveau von Hauptseminaren wird im Literaturbetrieb angestrebt. Es bliebe ein populistisches „anything goes“ übrig, die vielleicht markanteste Phrase über ein gleichgültiges Marktgeschehen.

Es ließe sich von Redakteuren artikulieren, dass für die meisten Konsumenten eine Diskussion von Kriterien überflüssig wäre, besonders wenn man sich ohnehin an die Masse wende. Solche Zeitgenossen spekulieren mit einer Dummheit ihrer Leser/Hörer, die fraglos zutreffen kann. Aber was würden sie sich von einer dumm dreisten Bewertung versprechen? Ein Schulterklopfen? Eine Verbrüderung mit den Doofen?

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