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Hochfeld: Das Entstehen einer No-Go-Area

Die Stadt Duisburg und ihre Entwicklungsgesellschaft modernisieren die Straßenzüge und Plätze im Stadtteil Hochfeld seit Monaten. Derzeit sind besonders die Heer- und Wanheimerstraße und die städtischen Umfelder zwischen Brückenplatz und Paulusplatz betroffen. Das Anliegen ist vor allem wirtschaftlich motiviert. Die Geschäfts-

Foto: Jens Schmidt

und Einkaufpassage „Hochfelder Arkaden” soll zugänglicher, freundlicher gestaltet werden, unter Einbindung des öffentlichen Nahverkehrs, der Straßenbahnlinie 903. Diese Aktivitäten sind durchaus zu begrüßen, weil sie den gesamten Stadtteil aufwerten. Doch leider fehlt in der Planung eine soziale Komponente, mit der sich die Lärmbelastung regulieren ließe. Es handelt sich um einen produzierten Lärm von Bürgern für Bürger, der die bauliche Aufwertung ins Leere gleiten lässt und dazu beiträgt, eine No-Go-Area entstehen zu lassen.

Die zivilisatorische Leistung der Stadt greift zu kurz, wenn sie nicht auch das alltägliche Verhalten betrifft, das den durch bauliche Maßnahmen ermöglichten Gewinn zunichte macht. Die Bars und Kneipen in der Hochfeldstraße, eine Wohnstraße, die vom Brückenplatz abgeht, produzieren z.B. an Wochenenden bis in die Nächte bzw. in die Morgen eine Musik, die andere Aktivitäten empfindlich stören, vom Lesen oder Schlafen bis zum Hören anderer Musik, sogar per Kopfhörer. Das nächtliche Öffnen der Türen, das dem Lüften dienen mag, verteilt einen bassbetonten Lärm auch durch geschlossene Fenster. Zusätzlich bemühen sich junge an- und abfahrende Autofahrer durch ein Aufreißen ihrer Stereoanlagen um eine nächtliche, vermutlich hormongesteuerte Belästigung, die als selbstverständlich empfunden wird.

Die sozialen Unzulänglichkeiten werden aber nicht nur an Wochenenden offensichtlich, sondern auch Wochentags. Arbeitende Menschen, die Büros betreiben, zu denen gehöre auch ich, sind Familienstreitigkeiten ausgesetzt, die schreiend und jammernd auf den Straßen ausgetragen werden. Fahrzeughupen werden als Kommunikationsmittel von wartenden Autofahrern eingesetzt, gleichgültig von wem der Lärm wahrgenommen wird. Türen und Heckklappen von Fahrzeugen werden aufgerissen, damit der brachiale Stereosound, der von innen hervorquillt, tatsächlich von jedem gehört werden muss. Und bei Beschwerden wird noch gelästert. Es gibt anscheinend nicht einmal eine blasse Ahnung davon, dass andere Leute andere Präferenzen haben könnten. Es kommt sogar vor, dass einfach in fremde Hausflure geschissen wird. Für solche Zustände ließe sich, wie es derzeit üblich geworden ist, keine andere ‚Kultur’ verantwortlich machen. Solche Verhaltensweisen haben nicht einmal eine zivilisatorische Basis.

Ein Detail: Ein Vater erlaubte seinem Sohn mit der Stereoanlage zwischen 22.00 und 23.00 Uhr regelmäßig einen basslastigen Lärm zu produzieren, der mit Wucht durch die anliegenden Häuser drang. Die simple Einsicht, dass ihm, obgleich er Vater war, eine solche Erlaubnisgewährung nicht zustand, war für ihn nicht wirklich erkennbar. Die Beschränkung häuslichen Tuns auf Zimmerlautstärken, um andere Menschen, wobei auch immer, nicht zu belästigen, drang kaum durch. Für die Polizei sind solche Probleme in Hochfeld alltäglich. Inzwischen meldet sich am Telefon nur noch eine abweisend klingende Stimme, die zudem ans Ordnungsamt verweist. Stadt und Polizei fördern das Enstehen einer No-Go-Area in Hochfeld.

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