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Israelsolidarische Demo in Duisburg: „Gewalt löst keine Konflikte“

Heute nachmittag fand in der Duisburger Innenstadt eine israelsolidarische Demonstration statt. Unter den Rednern war Michael Rubinstein, der Geschäftsführer des jüdischen Gemeindezentrums. Rund 150 Teilnehmer versammelten sich in Reaktion auf eine nur wenig entfernte Pro-Hamas-Demo. Zu Zwischenfällen kam es nicht.

Polizei in der Innenstadt. Brütende Hitze. Buntes Völkchen vor dem Kuhtor. Die Lautsprecheranlage wird von einem Dieselaggregat gespeist.

Vor Tage hatte eine ominöse Migrantengruppe namens ‚Young Struggle‘ für den Dienstag in die Fussgängerzone der sommerlichen Stadt zu einer Hassdemo gegen Israel aufgerufen. Die Gruppe erkläre sich einig mit den Vernichtungs-Antisemiten der Hamas. Sie verkläre deren Terror zu einem antiimperialistischen Befreiungskampf, heisst es unter Beobachtern. Die Politsekte vermochte heute nachmittag etwa fünfzig Sympathisanten zu mobilisieren.

Michael Rubinstein am Duisburger Kuhtor

Auf der Gegendemonstration mit etwa 100 Teilnehmern sprach sich der Geschäftsführer der Duisburger Jüdischen Gemeinde, Michael Rubinstein für Toleranz und Gewaltfreiheit aus.

Hier der Redetext von Michael Rubinstein:

 

Wir verurteilen den heute Nacht begangenen Brandanschlag auf die Synagoge in Wuppertal-Barmen aufs Schärfste. Gewalt wird nie Konflikte lösen! 

Zumal, wenn politische Konflikte zu Glaubenskonflikten umgedeutet und antisemitisch aufgeladen werden. 

Jeder hat das Grundrecht, seine Religion frei auszuüben. Dies ist ein nicht zu hoch einzuschätzendes Gut unseres Landes. Gerade wir in Duisburg haben immer wieder und bei verschiedenen Anlässen bewiesen, dass das Zusammenleben der Religionsgemeinschaften in unserer Stadt nicht nur möglich, sondern vertrauensvoll und förderlich für unsere Stadtgesellschaft  ist. 

Die deutsche Geschichte ist andererseits eindrücklichstes Beispiel dafür, wozu geschürter Hass gegen gesellschaftliche und religiöse Gruppen führen kann. 

Wir verurteilen daher jede Form von Antisemitismus, Fremden- und Ausländerfeindlichkeit!

Jegliche Art von Diskriminierung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, besonders aufgrund religiöser und oder ethnischer Zugehörigkeit, dürfen keinen Platz haben und haben auch keinen Platz in Duisburgl!

Anstatt Hass, Gewalt und Kriege zu schüren, bedarf es gemeinsamer Gespräche und Initiativen mit dem Ziel der Annäherung und Herstellung des friedlichen Zusammenlebens. 

Und wenn uns schwer fällt, miteinander zu leben, dann sollten wir zumindest unsere Mitmenschen respektieren, akzeptieren und friedlich nebeneinander leben.

Wir brauchen einen echten Dialog anstatt das ständige Gerede von und über den Dialog. Das fällt nicht vom Himmel.

Gebetsmühlenartig zu wiederholen, wie wichtig der Dialog der Religionen, Kulturen und gesellschaftlichen Gruppen ist, bringt uns keinen Zentimeter weiter. Und es reicht auch nicht, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen und Dialogbereitschaft, Engagement und Toleranz zu fordern. Es liegt an jedem einzelnen für uns, es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die man nicht wegdelegieren kann. 

Wir dürfen dabei auch nicht vor unterschiedlichen Meinungen und Diskussionen, so schmerzlich sie auch an der einen oder anderen Stelle sein mögen, zurückschrecken. Die aktuellen Entwicklungen sind meiner Überzeugung nach der Beweis dafür, dass das Ringen um einen Minimalkonsens, den man nach außen verkaufen kann, nicht immer zielführend ist.

Wir müssen bereit sein, die schwierigen Themen, die heißen Eisen anzufassen und uns aktiv damit auseinanderzusetzen, wo die Schwierigkeiten liegen und wie wir Lösungen finden können. Aussitzen, Schweigen und Hoffen auf bessere Zeiten ist keine Lösung. 

Setzen wir uns also aktiv dafür ein, dass bestehende Konflikte mit offenem Visier angegegangen und bearbeitet werden, um am Ende dieses Prozesses friedliche Lösungen zu erreichen, die der einzige Weg sind!

Lasst uns gemeinsam deutlich machen, dass Duisburg eine weltoffene und tolerante Stadt ist, die Radikalismus, Extremismus und Fanatismus von wem auch immer konsequent verurteilt, ablehnt und sich dagegen stellt!

Jetzt ist es an der Zeit, dass die Brückenbauer aktiv werden, gehör finden und all den Hasspredigern das Miteinander entgegenstellen, statt ein Gegeneinander zu propagieren.

Juden, Christen und Moslems müssen gerade jetzt an einer menschlicheren Kultur und Umgehensweise arbeiten, die Verallgemeinerungen, Vorurteile und kollektive Beleidigungen ahndet, ächtet und bestraft.

Vor allem müssen wir daran arbeiten, dass junge Generationen erst gar nicht mit dem abscheulichen Gift des Rassismus infiziert werden. Oder zumindest nicht weiter infiziert werden.

Gerade die monotheistischen Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum basieren auf einem menschlichen Miteinander und dem Respekt und der Anerkennung des Andersseins. Es sind kriminelle Hassprediger, die den Menschen vorgaukeln, dass

Religionen Gewalt und Vernichtung legitimieren.

Ich möchte an dieser Stelle aus einem heutigen Beitrag von Dr. Michel Friedman in der BILD-Zeitung zitieren: Wer heute gegen Antisemitismus kämpft, tut dies nicht allein für die jüdische Gemeinschaft. Er kämpft für die Grundfesten unserer Gesellschaft: für Demokratie, Freiheit, Vielfältigkeit und für den Respekt vor den Menschen.

Er kämpft für sich selbst, für sein Leben in Frieden und Freiheit.

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