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Duisburg: Vierter Jahrestag der Loveparade – 200 Menschen zum Gedenken

Nur knapp 200 Teilnehmer fanden sich heute am frühen Abend zum Gedenken an den vierten Jahrestag der Loveparade vor dem Mahnmal am Todestunnel zusammen.

Darunter waren alle wesentlichen Honoratioren der Stadt Duisburg. Sowie viele Angehörige der 21 Opfer.

Kleine Bühne: Generalprobe zur Gedenkfeier an die Loveparade

Vor dem Auditorium beschwor Pfarrer Jürgen Widera, von der Stadt als Ombudsmann für die Opfer der Katastrophe eingesetzt, loszulassen.

„Loslassen müssen, das ist unser Schicksal. Loslassen in den Himmel.“

21 rote und viele weisse Luftballons wurden in den Himmel entlassen.

Ein schwarzgekleideter Chor intonierte das Kirchenlied  ‚I Give Myself Away‚.

Überlebende sprachen von ihrer Bedrängnis im Tunnel. „Aufgeregt. Ausgelassen. Irgendwas stimmt hier nicht. Enge. Wo ist meine Freundin? Ich will nicht sterben.“

Und der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (38, SPD) hielt diese Rede:

 

Liebe Angehörige, liebe Betroffene, liebe Gäste,

wir kommen gerade gemeinsam von der Gedenkstätte im Tunnel, die im letzten Jahr fertiggestellt wurde.

Doch schon vor ihrer Fertigstellung wurde ein würdiger Ort des Erinnern geschaffen: Das Mahnmal hier im Park an der Karl-Lehr-Straße. 

Es waren die Duisburgerinnen und Duisburger die unmittelbar nach der Katastrophe die Initiative ergriffen.

Sie taten, wozu die damalige Stadtspitze nicht fähig war:

Sie übernahmen Verantwortung;

sie zeigten Anteil und Mitgefühl;

sie standen den Hinterbliebenen und Betroffenen in ihrem Leid unterstützend zur Seite.

Als Ausdruck der Verbundenheit und der Gemeinschaft in der Trauer wurde das Mahnmal hier im Park an der Karl-Lehr-Straße errichtet.

Heute sind wir hier, um gemeinsam innezuhalten und der Opfer der Loveparade-Tragödie am 24. Juli 2010  zu gedenken. 

Vier Jahre sind vergangen seit jenem unheilvollen Tag, an dem 

21 junge Menschen in unserer Stadt auf tragische Weise zu Tode kamen;

Unzählige wurden an diesem Tag verletzt;

viele wurden traumatisiert;

sie leiden bis heute unter den Folgen des Unglücks. 

Ihnen allen – auch den vielen Helfern und Rettungskräften – ist unser heutiges Erinnern gewidmet.

Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt dabei insbesondere den Angehörigen der Verstorbenen:

Wir fühlen mit den Eltern, Geschwistern, Großeltern und allen Anverwandten und Freunden der jungen Menschen, die in der Massenpanik ums Leben kamen.

Sie wollen wir heute besonders in unsere Mitte nehmen.

Die Loveparade in Duisburg sollte eine Party werden. Sie wurde zur Tragödie.

Auch vier Jahre nach dem Unglück schmerzt das Erinnern sehr. 

21 Familien wurde ein geliebter Mensch entrissen, für viele der mehr als 500 Verletzten und Traumatisierten hat sich das Leben mit einem Schlag verändert.

Das Unglück hat tiefe Wunden gerissen – in Familien, in Lebensgeschichten, in Zukunftspläne,

auch in unserer Stadt.

In den letzten zwei Jahren habe ich viele Gespräche mit den Angehörigen der Opfer und ebenso mit den Verletzten geführt. 

In den Gesprächen mit den Hinterbliebenen habe ich viel Persönliches über die Menschen, die hier gestorben sind, erfahren: 

Träume, 

Zukunftspläne,

manche liebenswerte Angewohnheit.

Ich erfuhr,

was ihnen Spaß machte und

was sie beschäftigte.

Dadurch sind aus Namen 21 junge Menschen geworden, mit einem Gesicht und einer Persönlichkeit.

Die dadurch entstandene Nähe macht mir das Gedenken einfacher, zugleich aber auch sehr viel schwerer: 

ch habe so viel von ihnen erfahren, begegnen werde ich ihnen nie.

Persönliche Gespräche führte ich auch mit vielen Verletzten. 

Ihre körperlichen Wunden mögen inzwischen verheilt sein, seelisch leiden viele bis heute.

Dabei sind es nicht nur die Bilder der Katastrophe, von denen sie immer wieder eingeholt werden. 

Auch die damals empfundenen Ängste durchleben sie immer wieder, jetzt jedoch in alltäglichen Situationen.

Der Alptraum Loveparade bestimmt ihr Leben, ein normaler Alltag ist unter diesen Umständen zum Teil kaum möglich.

Was ich aus den vielen Gesprächen mit den Hinterbliebenen und Verletzten auch mitgenommen habe, ist, 

wie dankbar sie für den Austausch mit anderen Betroffenen und der Seelsorge sind.

Es hilft, sich aussprechen zu können. Immer wieder.

Daraus schöpfen sie zusätzliche Kraft, ihre Trauer, ihr Trauma zu bewältigen und den Blick wieder nach vorne zu richten. 

Liebe Anwesende, mir ist wichtig, das heutige Gedenken mit einigen Worten des Dankes zu verknüpfen. 

So danke ich allen Gruppen, Initiativen und insbesondere den Vereinen Loveparadeselbsthilfe und LoPa2010. Menschen, die sich für die Aufarbeitung der Tragödie sowie für die Interessen der Betroffenen engagiert haben und engagieren! 

Ich danke der Notfallseelsorge, die die Angehörigen der Opfer und die Verletzten intensiv und professionell begleitet haben und betreuen.

Danke auch an unseren hochengagierten Ombudsmann, Jürgen Widera.

Dank all denen, die sich für die Schaffung der Gedenkstätte eingesetzt haben.

Und ausdrücklich auch ein herzlicher Dank an jene, die sich so liebevoll um die Pflege der Gedenkstätte kümmern, hierzu viel Zeit, aber auch Geld investieren.

Kurzum: Ich danke allen, die sich für die Bewältigung der Loveparade-Tragödie einbringen – im Großen wie im Kleinen. Im Öffentlichen wie im Privaten!

 

 

 

 

 

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