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Im Zweifel für Stecker aber wen scheren schon Zweifel

Im Grunde steht der Verurteilte schon fest und dass Stecker geht ist nur eine Frage der Zeit. Zweifel? Da gibts keine Zweifel. Steht doch alles in der Zeitung und was da drin steht, das stimmt ja auch. Die Werbeanzeigen verkünden ja auch nur die reine Wahrheit und wollen das Beste für den Verbraucher. Zweifel unangebracht. Wirklich?

Liest man die aktuellen Berichte über das Lehmbruckmuseum ist viel von Interna die Rede, im Falle des Berichts der WAZ über die Restauration des Davids – pardon, des nackten Davids natürlich – wird von „der Redaktion vorliegenden Informationen“ gesprochen. Es wird festgestellt: Da sei also intern viel vor sich gegangen, das vielleicht so nicht in Ordnung gewesen wäre. Ob das so stimmt oder nicht kann der Leser erstmal nicht wissen – denn ihm liegen die Erkenntnisse der WAZ-Redaktion nun nicht im Originaltext vor, auch werden andere Dinge nicht wörtlich zitiert. Der David habe in Duisburg in den vergangenen Wochen für einigen Wirbel gesorgt. Aha. Stimmt, jetzt wo ich so drüber nachdenke – der Wirbel, den man um den David gemacht hat war die Tatsache, dass der abtransportiert und repariert wurde.

Wenn etwas der Fall ist, dann ist es der Fall – wenn der Fall gewesen sein soll, dann ist es möglich dass sich dieser Fall noch ändert

Der Artikel in der WAZ über die Reparaturkosten des Davids stützt sich zwar auf Material, dass der dortigen Redaktion vorliegt. Es wird behauptet – ohne dass es weiterhin belegt wird – dass es Unstimmigkeiten gegeben habe. Da der Journalist natürlich seine Quellen schützen muss kann er kaum erwähnen wer denn da nun geplaudert hat, aber: Es wird noch nicht mal mit einem Zitat aus einer Mail, einem Bericht oder aus einem sonstigen Dokument diese Behauptung unterstützt. Und im nächsten Absatz, der im Konkunktiv formuliert ist und OB Link in die Sache mit reinbringt: Kein Zitat, kein Einwurf, kein wirklich vorzeigbares Etwas was diese Behauptung stützt. Bei den Rechnungsprüfern im Museum allerdings kann man das, hier zitiert man dann aus einem internen Bericht. Wörtlich.

Interessant ist beim Artikel vom 15.03. der NRZ, dass diese Zeitung offenbar Zugang hinter verschlossene Türen gefunden haben sollen könnte. Dann wird zuerst im Artikel festgestellt: Also, so ganz sind die Prüfer eigentlich noch nicht durch und ein Endergebnis gibt es in dieser Form noch nicht; was aber kaum davon abhält dennoch schon mal Ergebnisse aus dem internen Bericht der Prüfer im Konjunktiv – was logisch ist, weil wie man selbst ja schreibt das Ergebnis noch nicht feststehe – zu verlautbaren. Anstatt abzuwarten bis die Rechnungsprüfer zu einem fassbaren Endergebnis kommen werden schon mal Dinge an die Öffentlichkeit gespielt, welche so sein könnten – denn wir wissen nicht ob die Rechnungsprüfer zum Schluss wirklich diese Möglichkeiten und Angaben bestätigen werden oder ob sich nicht doch noch was ändert im Laufe des Verfahrens. Diese Möglichkeiten werden jedoch so formuliert als ständen sie schon als Tatsachen fest. Und die Headline suggeriert auch noch, dass das alles schon beschlossene Sache ist: „Prüfer nennt Kündigung von Lehmbruck-Chef konsequent„. Wie genau spiegelt sich diese Headline im Rest des Artikels wieder? Womit wird sie bestätigt oder gehalten? Mit den Möglichkeiten des Konjunktives doch wohl kaum. Und: Wenn der Bericht noch nicht abschließend vorliegt sondern sich im Prozess befindet, können vorerst eine ganze Reihe von Dingen geschehen, die hinterher sich aber wieder ändern. Ob Stecker wirklich allein Schuld an der Misere hat wissen wir noch nicht. Ob man wirklich richtig steht, sagt einem jemand wenn das Licht angeht. Das werden die Rechnungsprüfer, denen noch nicht mal alles Material vorliegt, dann ja mal die Tage feststellen. In Dubio Pro Reo – der Grundsatz gilt erstmal auch für Stecker. Aber Zweifel hat man hier ja kaum noch.

Details, Details, Details

Indiskretionen nun sind Schuld, dass Teile des Berichts an die Öffentlichkeit gedrungen sind – wenigstens was die Rheinische Post betrifft, ob der WAZ auch nur Teile vorliegen oder gar der ganze Bericht wissen wir nicht. Immerhin: Die Rheinische Post schreibt, dass es wichtige Teile sind. Logisch gedacht müsste man folgern, dass die Redaktionen eigentlich den ganzen Bericht vorliegen hätten, denn man kann das Wichtige ja nur dann als Wichtig ansehen, wenn man weiß dass in den anderen Teilen Unwichtiges steht. Dazu muss man wohl das Ganze kennen und nicht nur irgendwelche Teile. Aber lassen wir das an dieser Stelle.
Immerhin räumt die Rheinische Post ein, dass eine ganze Reihe von Bewertungen und Interpretationen zu finden sind – ja, es ist von Behauptungen die Rede. Auch hier der Konjunktiv zwar, aber beim Lesen des Artikels wird klar: Es gibt offenbar Teile des Berichts, die nicht interpretierbar sind und es gibt Dinge, wo man durchaus auch Sachverhalte von zwei Seiten betrachten kann. Nur hier wird erwähnt, dass Stecker der Bericht noch nicht vorgelegt wurde. Ausdrücklich wird das genannt. Was logisch ist, weil der Bericht an sich – wie wir aus der WAZ und der NRZ nun wissen – noch gar nicht fertig ist. Das wirft aber auch ein völlig anderes Licht auf die Frage, warum bei den WAZ-Artikeln zum Prüfungsbericht Stecker nicht zu Wort kommt: Weil er erst das Endergebnis kommentieren möchte.

Wie ethisch es ist Teile von einem Bericht zu veröffentlichen, der noch nicht in Gänze vorliegt soll an dieser Stelle nicht bewertet werden. Eine Bewertung der Vorgänge kann an dieser Stelle auch nicht erfolgen, dazu braucht man einen abgeschlossenen Prüfungsbericht – dieser liegt noch nicht vor. Eine Tatsache, die man offenbar immer wieder wiederholen muss. Stattdessen aber darf man sich fragen, wer im Hintergrund schon für den Posten des neuen Lehmbruck-Direktors vorgesehen ist.  Schließlich ist ja schon alles für den Wechsel vorverurteilt.

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