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Die Linke Gelsenkirchen: Wenn Politik durch Ressentiments ersetzt wird

„Exodus in Gelsenkirchen“ überschreibt die sich selbst als „kritische Internet-Zeitung im Münsterland“ bezeichnende Internetplattform „Demokratisch-Links“ einen Artikel über den Partei-Austritt der vormals Linke-Ratsfraktion im Rat der Stadt Gelsenkirchen. Nun hätte ich den Beitrag nach dem einmaligen Lesen nicht groß beachtet, wenn die „Demokratisch-Links“- Macher ihn nicht selbst mit dem Artikel über Ralph Geilings Parteiaustritt in der Online-WAZ verknüpft hätten. Da kann man durchaus die Frage stellen, mit welchem Anspruch denn im Münsterland über Gelsenkirchen berichtet wird.

Nach einem einleitenden und verlinkten Zitat aus der Pressemitteilung des Linke-Kreisvorstandes, kommt der Autor des Beitrages durchaus zu folgender richtigen Einschätzung: „Da eine objektive Lagebeurteilung für einen Aussenstehenden sehr schwer ist, habe ich mich ein wenig kundig gemacht …“ Soweit so gut, denke ich, ein interessierter Mensch, der hinter die Kulissen schauen will. Mal schauen, was er herausfindet. Denkste, denn schon der nächste Satz belehrt mich eines besseren: „Es darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass dieser KV eine der Absteigen der MdB Ingrid Remmers ist …“ Na, wer ein BürgerInnenbüro als „Absteige“ bezeichnet, hat seine Meinung über Ingrid Remmers wohl schon gefällt. Und richtig, weiter geht es im Text mit „… ist doch gerade sie und ihr machtgeiler Hütchenspieler Günter Blocks mit ausschlaggebend dafür verantwortlich, den Landesverband NRW auf dieses niedrige politische Niveau gebracht zu haben, auf dass die Mitglieder heute in Scharen davon laufen.“ Na toll, zwei ganze Leute sind ausschlaggebend für die gesamte Misere eines Landesverbandes. Wer’s glaubt …

Nun, zum Glück weiß ich als Gelsenkirchener wesentlich mehr über die Verhältnisse in Gelsenkirchen, als der „Demokratisch-Linke“ Autor aus dem Münsterland. Die großen Auseinandersetzungen in der Linke Gelsenkirchen, die zur Gründung der Linken Alternative und zum Austritt bzw. Rauswurf von vielen Linke-Mitgliedern führte, fand vor der Kommunalwahl 2009 statt, bevor Ingrid Remmers überhaupt nach Gelsenkirchen gekommen ist. Aber das kann man ja im Münsterland nicht wissen. Was mich betrifft, ist Ingrid Remmers ein unbeschriebenes Blatt.

Doch die Ressentiments gehen noch weiter. Aus einer vom Kreisverband durchgeführten Weihnachtsfeier wurde in „Demokratisch-Links“ eine „von Frau Remmers veranstaltete Weihnachtsfeier“. Und weil diese „laut einer Informantin“ nur von „rund 11 Personen“ besucht worden ist, schließt der Autor, haben „die Bürger ihre politischen Wackeldackel sehr wohl erkannt“. Andernfalls, so kann man den Text deuten, wären angesichts der „hohen Zahl von Arbeitslosen im Gelsenkirchener Raum“ doch wohl mehr Leute der Einladung gefolgt. Als ob es nur zwei Gründe für bzw. gegen die Teilnahme an einer Weihnachtsfeier gäbe. Wie verbohrt muss man sein, um zu einer solchen „Schlussfolgerung“ zu gelangen?

Im Gegensatz zur Pressemitteilung des Linke-Kreisvorstandes wird die Pressemitteilung der „Parteilose-Wählergruppe-Gelsenkirchen“ übrigens komplett abgedruckt und beschließt den Beitrag kommentarlos.

Um auf die Eingangs gestellte Frage, mit welchem Anspruch im Münsterland über Gelsenkirchen berichtet wird, zu antworten: Der journalistische Anspruch der „kritischen Internet-Zeitung“ ist gleich Null, statt dessen kann man an einem Paradebeispiel sehen, was passiert, wenn Politik durch Ressentiments ersetzt wird. Das trübt den Blick für die Wirklichkeit ganz gewaltig!

**Gastartikel von rote-emscherbote.de**

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