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Aktive Integrationspolitik: Ugur Dogan, Vorstandsmitglied der LAGA Nrw

Die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen (LAGA NRW), der Städtetag Nordrhein-Westfalen sowie der Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen hatten  sich für einen einheitlichen Wahltermin für die Integrationsratswahlen ausgesprochen. Ihre Terminempfehlung an die Städte und Gemeinden war der 7. Februar 2010. Die Integrationsräte auf kommunaler Ebene sind ein wichtiges Instrument der politischen Partizipation der MigrantenInnen. Sie vertreten deren Belange gegenüber der Politik und den Parteien, sowie der Verwaltung und der Öffentlichkeit. So wurde auch an diesem festgelegten Tag in der Stadt Ahlen gewählt. Mit einer ausserordentlichen guten Wahlbeteiligung von knapp 21%, was Platz 8 auf der NRW-Wahlliste der landesweiten Integrationswahlen entspricht.

Zum dortigen Vorsitzenden des Integrationsrates wurde der 22-jährige Ugur Dogan gewählt. Dogan, der gebürtige Herner mit türkischen Wurzeln kann durchaus, zusammen mit seinen KollegenInnen, auf ein bisher gutes und erfolgreiches 2010 zurückblicken. Ahlen, welches einen der höchsten prozentualen Anteile von Menschen mit Migrationshintergrund aller deutschen Städte hat, ist auch gleichzeitig eine Stadt, die sich diesem Thema und seiner Problematik offensiv annimmt. Mit der Installation des neugewählten Integrationsrates ist man damit ein gutes Stück weiter gekommen. Im Gespräch mit xtranews erklärt Ugur Dogan seine politischen Schwerpunkte innerhalb des Integrationsrates Ahlen. Zudem wurde der selbstständige Unternehmensberater in den Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen NRW, kurz LAGA Nrw, gewählt.

„Wir greifen kommunalpolitische Themen auf und übernehmen somit eine Brückenfunktion zwischen den BürgerInnen einerseits, und der Verwaltung und der Politik andererseits“, beschreibt Dogan die praktische Migrationsarbeit vor Ort. Der sehr aktive Ahlener Integrationsrat kann durchaus bereits in kurzer Zeit auf Erfolge verweisen. Sei es in der Abwehr der Schliessung einer öffentlichen Hausaufgabenhilfe, beim Tag gegen Rechts (zusammen mit vor Ort vertretenen Organisationen, der Stadt Ahlen und den demokratischen Parteien), oder aber der Durchführung des Tages der Integration am 27.9., sowie durch regen Zuspruch an ihren Sprechtagen. „Die Menschen vertrauen uns zusehends mehr. Unsere Sprechstunden werden gut besucht“, betont Ugur Dogan. Besonders sei ihm auch daran gelegen, den vorhandenen Vorurteilen und Klischees gegenüber MigrantenInnen durch Aufklärung entgegenzutreten. Dogan sagt auch “ Integration ist keine Einbahnstrasse. Sie muss in beide Richtungen betrieben werden“.

Selbstverständlich spielte auch die bundespolitische Bewertung eine Rolle unseres Interviews. Ministerpräsident Horst Seehofers (CSU) umstrittene Thesen zur Einwanderung beispielsweise. “ Ich sehe das aus einer wirtschaftspolitischen Sicht. Mittlerweile hat Deutschland mehr Aus-, wie Einwanderer. Der Fachkräftemangel ist unbestritten vorhanden aufgrund fehlender eigener Kräfte“, befindet Dogan, der Mitglied der CDU ist. Zudem ist er der stellvertretende Vorsitzende der Jungen Union in Ahlen und im Kreis Warendorf. Er sieht aber auch in den Aussagen Seehofers eine gewisse parteipolitische Taktik, das demokratische rechte Lager der Union vermehrt wieder anzusprechen.

„Integrationspolitik ist ein Thema, welches viele Menschen überfordert! Von daher muss die Bevölkerung verstärkt in diese Thematik miteinbezogen werden.“ befindet Dogan. Natürlich gelte dies für MigrantenInnen ebenso, wie für Nicht-MigrantenInnen. „Integrationspolitik sollte bereits in der Schule beginnen!“, meint Ugur Dogan demzufolge auch.

Wir sprachen auch über die so genannte „rechte Szene“ der Stadt Ahlen. Die von der Linkspartei als relativ groß beschrieben wird. Hier sieht Dogan das allerdings anders. „Eine relativ kleine Ahlener Gruppe, die sich für ihre Kundgebungen Mitglieder ihrer Szene aus Nachbarstädten heranholt.“, beschreibt Dogan den aus seiner Sicht tatsächlichen Zustand dieser politischen Randgruppe. Wobei er das Thema Rechtspopulismus keineswegs als geringschätzig einstuft. „Wir sind auf einem guten und richtigen Weg im gemeinsamen Kampf gegen Rechts. Zusammen mit vor Ort ansässigen Organisationen und Parteien bilden wir ein starkes Bündnis gegen Ausländerfeindlichkeit“. Hier erfährt Dogan tatkräftige Unterstützung durch den Bürgermeister der Stadt Ahlen, Benedict Ruhmöller.

Dies bestätigen auch die vielen kleineren und größeren Aktionen seines Integrationsrates. Das er sich als CDU-Mitglied mit einer eigentlich eher links angesiedelten Thematik beschäftige, sieht Ugur Dogan anders. „Alle demokratischen Parteien arbeiten an diesem Thema. Es ist einfach zu wichtig für Parteienstreit. Wir sind oftmals alle der gleichen Auffassung und Meinung wenn es um die Integrationspolitik geht“, betont Dogan. Besonders erwähnt er den vergangenen Tag der offenen Moschee, am 3.10.2010 (xtranews berichtete). Es habe regen Zuspruch seitens der Ahlener Bevölkerung an den muslimischen Gemeinden der Stadt gegeben.

In diesem informativen Gespräch waren wir uns einig, das die Parteien dieses wichtige Thema in den vergangenen Jahren nicht ausreichend behandelt haben und die Probleme, die nun sichtbar werden, auch von den beiden großen Volksparteien teilweise zu verantworten sind. Die Diskussion, die nun in vollem Gange ist, nicht zuletzt durch Sarrazin und Seehofer, muss dafür genutzt werden, die Aufklärung der Bevölkerung voran zu treiben. Viele Probleme beruhen auf Wissensdefizite der Beteiligten.

Hier für ausreichende und sinnvolle Aufklärung zu sorgen ist auch Bestandteil der Arbeit von Ugur Dogan und der LAGA Nrw landesweit. Ebenso wichtig ist es für viele Menschen, gleich ob mit oder ohne Migrationshintergrund, zu wissen, das es diese gesellschaftspolitischen Institutionen gibt. Wir sind erst am Anfang einer umfangreichen Debatte von größter Wichtigkeit.

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