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Wenn die große Blase platzt

Betrachtungen zum Ende des Kapitalismus, Teil 4:

Wenn die große Blase platzt

Auf den Rentenmärkten, also an den Börsen, an denen Staatsanleihen gehandelt werden, hat sich eine große Blase gebildet. Die Kurse für diese Papiere steigen und steigen. Das heißt auf der anderen Seite: die Zinsen sinken und sinken. Abgesehen von Kursschwankungen, die es an den Börsen täglich gibt – ach, was rede ich? minütlich – ist dies der gegenwärtig vorherrschende Trend. Im letzten, nämlich dem dritten Teil dieser Betrachtungen, hatte ich versucht, Ihnen eine Erklärung für das Entstehen dieser Blase zu geben.

Dass Blasen, sind sie nur groß genug, ohnehin bei weiterem Wachsen platzen, versteht sich scheinbar von selbst, weshalb ich die Überschrift hier nicht mit „warum“, sondern mit „wenn“ begonnen habe. Warum die Blase platzen muss, erscheint recht klar. Was passiert aber, wenn sie platzt. Okay, im Titel der Serie hatte ich bereits meine Hypothese hierzu anklingen lassen. Ich meine, es wird dann mit dem Kapitalismus ein Ende haben. Aber Sie glauben mir ja nicht. Machen wir also einen großen Schritt zurück!

Ein kleiner Einschub: wenn immer mehr Bundesanleihen oder Staatsanleihen überhaupt nachgefragt werden, steigt deren Preis. Angebot und Nachfrage, Sie kennen das. Zwar steigt auch tendenziell das Angebot; denn wie Sie wissen, nimmt die Verschuldung der Staaten im allgemeinen oder auch Deutschlands im besonderen, stetig zu. Jedoch keineswegs in dem Ausmaß, in dem die Nachfrage nach diesen scheinbar sicheren Papieren steigt.
Dies habe ich in den letzten beiden Teilen dieser Artikelserie zu erklären versucht. Nebenbei bemerkt: dass eine Politik der Angebotsverknappung, also der Senkung der Staatsverschuldung (woran nicht zu denken ist), aber auch eine Verlangsamung der öffentlichen Verschuldung (Schuldenbremse und so etwas) das „Aufpumpen“ dieser großen Blase beschleunigt, stimmt. Es ist nicht das Wesentliche, lediglich ein kleiner Zusatzpunkt für meine Argumentation.
Zunächst einmal: wenn die Kurse der Bonds (engl. für Anleihen) steigen, sinken die Zinsen. Dies beschreibt keine Kausalbeziehung, sondern schlichtweg nur die andere Seite der Medaille. Nehmen wir an, ich hätte eine Bundesanleihe (bei der Emission) bei einem Kurs von 100 gekauft. Ich will sie nach einiger Zeit, also nicht erst nach 10 Jahren, wieder verkaufen. Nach 10 Jahren zahlt der Bund wieder 100 pro Stück – so oder so.
Aber ich will vorher verkaufen, weil ich Bargeld (in der Szene: cash) brauche. Aufgrund der hohen Nachfrage liegt der Preis, also der (Börsen-) Kurs der Bundesanleihe jedoch nicht mehr bei 100, sondern bei 110. Frage: Warum sollte ein Käufer so blöd sein und mir 110 € für eine Bundesanleihe zahlen, wo er sich doch eine brandneue für 100 € kaufen könnte? Antwort: weil die neuen nicht mehr so viel Zinsen abwerfen, nicht mehr einen so hohen Zinssatz auf dem Coupon stehen haben, wie meine, nämlich eine ältere, Bundesanleihe.
Somit bewiesen: ein hoher Anleihekurs (abgebildet bspw. im Bund Future) ist genau dasselbe wie ein niedriger Zinssatz. Dass der Käufer aus meinem Beispiel meine Anleihe und keine neue kauft, liegt wahrscheinlich nur daran, dass er sich mit diesem Zinssatz nicht allzu lange binden möchte.

Derzeit liegt das Niveau der Anleihenkurse auf einem historischen Höchststand, die Höhe der Zinsen auf einem historischen Tiefststand. Die Zinsen werden nicht von den Zentralbanken „gemacht“. Sie versuchen nur, den Zinssatz durch geldpolitische Maßnahmen zu beeinflussen. Der Zins, also der Preis des Geldes, wird, wie eigentlich jeder Preis, frei ausgehandelt. Unser Wirtschaftssystem heißt ja auch nicht Zentralbankismus, sondern Kapitalismus.
Sind die Zinsen „zu hoch“, kann der Kapitalismus nicht funktionieren. Das Kapital wird dann an allen möglichen Orten „verzinst“, nur eben nicht dort, wo es Rendite abwerfen soll, damit der Laden laufen kann. Die direkte Ausbeutung der Ware Arbeitskraft muss – jedenfalls auf Dauer – profitabler sein als die Hochzinsanlage in einem Steuerparadies.
Das ist altbekannt. Dass auch zu „niedrige Zinsen“ den Kapitalismus vor ein echtes Problem stellen, kommt einem vielleicht neu vor. Komisch: der Kapitalismus ist das System der Kapitalverwertung, kürzer gesagt: das System des Kapitals. Und darauf, dass es für das Kapital irgendwie suboptimal ist, nur ganz wenig Zinsen abzuwerfen, hätten wir eigentlich auch schon selbst kommen sollen.

Sind wir aber nicht. Egal, nun ist es auch zu spät. Der nächste, also der fünfte und letzte Teil meiner Betrachtungen zum Ende des Kapitalismus erscheint morgen. Er heißt: Grande Finale oder jahrelanges Siechtum.

Teil 1:  Totgesagte leben länger

Teil 2:  Double Dip oder Bubble Big

Teil 3:  Auf einmal entsteht eine ganz große Blase

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