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Oberst Klein behinderte nach Luftangriff Ermittlungen vor Ort

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Hamburg (ots) – Der Bundeswehr-Offizier, der den Luftangriff nahe Kundus anordnete, hat die Ermittlungen aktiv behindert. Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe. Oberst Georg Klein habe nach dem Angriff angeordnet, Ermittler vom Regionalkommando aus Mazar-I-Sharif nicht mit den ersten deutschen Soldaten zum Tatort zu lassen – sie seien "vor Ort nicht erwünscht".

Die von Brigadegeneral Jörg Vollmer entsandten Ermittler konnten erst später zum Tatort kommen. Leichen und Leichenteile waren da längst von Angehörigen beerdigt worden. Mithin fehlten Spuren, um zu klären, wie viele Zivilisten starben, berichtet der stern unter Berufung auf vertrauliche Unterlagen der Bundeswehr.

Zudem wies Klein Untergebene im Feldlager Kundus an, bei Ermittlungen nicht zu kooperieren. So verweigerte der am Bombardement beteiligte Luftleit-Feldwebel W. Militärpolizisten jede Zusammenarbeit – Informationen zum Sachverhalt gebe es "nur nach Freigabe" durch den Oberst.

Die Bundeswehr hatte nach dem Angriff 56 getötete Aufständische gemeldet, sich dabei aber lediglich auf Luftaufnahmen berufen. Von zivilen Opfern war anfangs nicht die Rede. Diese Darstellung bezweifelte Isaf-Oberbefehlshaber Stanley McChrystal in einer von ihm am Nachmittag des 4.September anberaumten Videokonferenz: "Das aus der Luft zu erkennen, ist unmöglich. Das kann nicht korrekt sein. Ich bin zutiefst enttäuscht", zitiert der stern den US-General aus Nato-Unterlagen. Die Bundeswehr-Meldung sei eine "Albernheit". McChrystal: "Geben Sie offen zu, dass wir nicht alles wissen. Gehen Sie nicht davon aus, dass wir richtig lagen – und später finden wir dann heraus, dass wir Zivilisten gekillt haben." Der Amerikaner kritisierte zudem, dass Einsatzregeln und die Befehlskette nicht eingehalten worden seien.

Bei dem folgenreichsten von Deutschen verantworteten Militärschlag seit dem Zweiten Weltkrieg starben nach stern-Recherchen 92 Menschen, darunter viele Zivilisten. Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg stellte sich nach Informationen des Magazins am vergangenen Freitag in Kundus erneut hinter Oberst Klein. Vor deutschen Soldaten sagte er: "Ich bleibe dabei: Ich lasse Oberst Klein nicht fallen." Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt jedoch, ob Klein gegen das Völkerrecht verstoßen und damit ein Kriegsverbrechen begangen hat.

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