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Duisburg-Marxloh: Der Funken zündet – Außer bei der Straßenbeleuchtung

Werbering beklagt Desinteresse außerhalb von Fördermittelphasen

Dem Werbering Marxloh platzt in den sozialen Netzwerken die Hutschnur. Auslöser ist der wochenlange Ausfall der Straßenbeleuchtung direkt über dem Pollmannkreuz. Der Hauptknotenpunkt in Marxloh ist dunkel. Doch wen juckt es? Anscheinend niemanden. Und so fsst der Werbering zusammen:

 “Inmitten der Pollmannkreuzung ist es komplett dunkel. Alle 3 Leuchten an den Oberleitungen sind ausgefallen. Und das nicht seit gestern !!!!!

Egal, was der Werbering Marxloh versucht, abgeschrieben von der Stadt Duisburg scheint der Stadtteil schon zu sein !“

Starker Tobak. Doch was ist dran an der Aussage, dass die Stadt Duisburg den Stadtteil abgeschrieben hat?

In kaum einen anderen Stadtteil fließen so viele Fördergelder, wie nach Marxloh. Aktuell gibt es gerade wieder rund 25 Millionen und dazu etwas über 20 Millionen für den Campus Marxloh. Ursprünglich sollten es 15 Millionen Baukosten sein, doch dann kamen ungeahnte Preissteigerungen. 

Der Zoff, wer denn nun Bauherr sei, führte dazu, dass dieses wichtige Bauvorhaben so nebenbei betreut wurde. Gekostet hat dieses über 2 Millionen Fördermittel, die zurück zu zahlen waren, weil die Bauzeiten nicht eingehalten wurden. In der Antwort an den Rat ist von Preissteigerungen, Quarantäne und Krankheit von Mitarbeitern sowie der unklaren Anfangszuständigkeit die Rede.

Zeichnet sich hier ein Bild ab, welches nicht nur der Marxloher Werbering vermutet?

Die dauerhaften Investitionen im Stadtteil, die die Kommune zahlen muss werden klein gehalten in der Hoffnung, dass regelmäßig Fördermittelprogramme aufgelegt werden, in deren Rahmen man dann notwendige Dinge erneuern kann. Durch die Erneuerungen entstehen sogenannte Leuchtturmprojekte, die wieder einen Wartungsaufwand bedeuten, der selten eingeplant wird. Ein Teufelskreis.

Mehrfach waren wir in den letzten Jahren in Marxloh vor Ort und nehmen das Thema als Anlass für eine Bestandsaufnahme.

Wartungsstau am Bebelplatz

An diesem Donnerstag herrscht reges Leben im Stadtteilzentrum am August-Bebel-Platz. Am Ende des Platzes steht seit den 90er Jahren ein großer Glaspavillon. Gefördert aus damaligen Mitteln der sozialen Stadt. Offensichtlich wurde hier nie richtig etwas gewartet. Jahrelanger Industriestaub hat sich auf die Glasscheiben gelegt, überall sind Roststellen zu erkennen. Glasscheiben sind gesprungen Und das seit Jahren. Auch die Einfassungen der Beete aus derselben Förderperiode bieten ein eher trauriges Bild. Sie hätten einen Anstrich bitter nötig. Genau wie die Straßenlaternen, bei denen die blaue Farbe inzwischen großflächig abgesplittert ist.

Berühmtheit erlangte im Jahr 2020 eine Laterne auf der Friedrich-Engels-Straße. Hazel Brugger besuchte für die „heute show“ Marxloh und filmte eine vollkommen zugewachsene Straßenlaterne. Diese steht heute Ende 2021 genau so da, wie damals. Vielleicht als Denkmal für die Fernsehberühmtheit. Immerhin hat sich jemand durchs Gebüsch gekämpft und eine der Glasfassungen ersetzt. Hätte man in diesem Zuge nicht auch das Gebüsch zurückschneiden können? Wahrscheinlich eine Zuständigkeitsüberschneidung.

Im neuen Förderprogramm „Stark im Norden“ ist die Umgestaltung des Platzes im Millionenbereich eingeplant. Er soll vollkommen umgestaltet werden, weil er zum reinen Parkplatz mutiert ist, wie die Verwaltung im integrierten Handlungskonzept schreibt.

Dauerthema Müll

Müll ist das Thema, welches täglich durch die sozialen Netzwerke getrieben wird. Meistens komplett überzogen wird sich über jeden Müllsack und jedes Sperrgut aufgeregt, als sei das Land dem Untergang geweiht.

Sauber gemacht wird in Marxloh aber sehr viel.

Wir treffen eine Gruppe von Leuten an, die sogenannte wilde Müllkippen aufschreiben. Sie sind arbeitslos und haben vom Jobcenter diese Aufgabe zugewiesen bekommen. 

Je nach Auffüllung durch das Jobcenter seien sie bis zu 10 Leute, die 6 Stunden am Tag durch Marxloh laufen und illegal abgelegten Müll an die Wirtschaftsbetriebe melden. Aktuell seien sie wegen Corona weniger Kollegen, so um die 5 bis 7. Es wirkt wie ein Hoffnungsschimmer in Sachen Müll. Rechnet man die Arbeitsstunden um, werden 150 Stunden die Woche wilde Müllkippen gemeldet. Der Runde Tisch Marxloh engagiert sich mit dieser Maßnahme für einen sauberen Stadtteil. Die Rückfrage bei der Hotline der Wirtschaftsbetriebe ergibt, dass diese Meldungen sofort an das Ordnungsamt gehen. Der Sonderaußendienst sucht im illegal entsorgten Abfall nach Hinweisen auf den Täter und leitet gegebenfalls Bußgeldverfahren ein. Hier ist Duisburg schon viel weiter als andere Städte, die zwar sogenannte Müllsheriffs haben, aber bei weitem nicht so durchgehend organisiert sind. Direkt nach der Täterrecherche wird der illegale Müll dann weg geräumt.

Kurz darauf treffen wir eine zweite Truppe. Dieses Mal nicht in zivil, sondern mit orangen Anzügen. 5 Leute laufen durch die Friedrich-Engels-Straße und picken liegen gebliebene Papierstücke und Zigarettenkippen auf. Sie sind keine Mitarbeiter der Stadt, sondern ebenfalls arbeitslos und in einer Maßnahme. Sie sollen überall da, wo Bäume und Sträucher sind den Müll raus nehmen. Im Endeffekt machen sie aber alles, was so rumliegt. Auch sie seien 10 Leute, die zusammen den Stadtteil durchstreifen. Momentan sind aber nur 4 bis 5 da. Auf unsere Frage, ob es noch mehr Leute gibt, die sich um Müll zusätzlich zu  den Wirtschaftsbetrieben kümmern kommt die Antwort: „Da sind die, die nur aufschreiben. Die vom Runden Tisch. Da sind wir, die aufsammeln und dann gibt es noch Leute, die sich Straßenpaten nennen und bulgarisch sind. Die sollen ihren Landsleuten erklären, dass man Müll nicht auf die Straße wirft. Man habe aber untereinander nichts miteinander zu tun. Die Chefs sitzen aber regelmäßig zusammen und stimmen sich ab.“

Mit erster Verwirrung setzen wir unseren Weg fort. Wenn sich so viele Menschen um Müll in Marxloh kümmern, warum gibt es ihn dann noch in dieser Masse?

Frohe Weihnachten

4 Leute schieben ein Gerüst durch die Straße und hängen die Weihnachtsbeleuchtung auf. Es seien die Reste der großen Weihnachtsbeleuchtung aus den 70er Jahren. Jedes Jahr wird versucht zu reparieren, aber es ist immer weniger, was noch funktioniert, so einer der jungen Helfer.

2014 habe der Werbering Marxloh insgesamt 7.500 Euro gesammelt und einen Teil der beleuchtung neu angeschafft. Die sei jetzt aber auch nach 8 mal aufhängen teilweise defekt. Es gäbe aber Gespräche, dass nächstes Jahr der große Wurf kommen soll… wobei diese Gespräche gäbe es jedes Jahr. Seit letztem Jahr gibt es keinen echten Weihnachtsbaum mehr in Marxloh. Stattdessen steht auf dem Platz eine Lichtinstallation in Form eines Tannenbaumes. Klingt im ersten Moment wie ein Rückschritt. Die Bevölkerung sei aber begeistert, weil er abends mit 5.000 Lichtern richtig imposant aussieht. Letztes Jahr haben Leute sogar Selfies davor gemacht.

Das Licht des Anstosses

Wir laufen Richtung Pollmannkreuzung. Die Straßenbeleuchtung geht an – außer auf der Pollmannkreuzung. Hier ist es dunkel und wäre sehr dunkel, wenn nicht etwas Licht von den Hausfassaden käme. Eine seit Wochen unbeleuchtete Hauptfußgängerüberquerung. Man kann es sich gar nicht vorstellen, dass es so was in Stadtmitte geben könnte.

Im Netzt erhielt der Werbering aus der Politik den Hinweis, dass man so etwas bei den Stadtwerken melden könne. Natürlich kann man das. Nur kann es normal sein, dass so etwas Eklatantes den offiziellen Mitarbeitern nicht auffällt, die täglich bei Tag und Nacht über die Kreuzung fahren?

Wir überqueren die dunkle Kreuzung und machen uns auf in Richtung Piazza.

Das Erste was auffällt sind die beleuchteten Häuser rund um das Büro von Herrn Calisir, dem Vorsitzenden des Werberinges. Von den Fassaden wird das orange Licht auf die Straße reflektiert und erhellt das gesamte Umfeld. Eine gute Sache. Um 22.00 ist aber Schluss mit Licht. Irgendwann wollen die Marxloher*innen ja auch schlafen.

Historische Gehwegplatten aus den 80ern

Direkt hinter den beleuchteten Häusern hat man vor Jahren Gehwegplatten ausgewechselt. Ausgewechselt wäre jetzt übertrieben. Man hat einfach Asphalt in die Lücke gegossen. 1982 wurde diese Fußgängerzone gebaut. Genau vor 40 Jahren. So alt ist auch ein großer Teil der Bepflasterung. 

Gerade wurden die 20 Jahre jüngeren Natursteinplatten in der City gegen eine neue Bepflasterung ausgetauscht, während man hier im Norden Löcher mit Asphalt flickt.

Projekt Mensch

Auf der Piazza und in der Hagedornstraße herrscht reges Leben. Kinder spielen Fußball auf der sogenannten „Platte“. Gedacht war sie einmal als Bühne der Kulturen. Hier sollte zudem Gastronomie angesiedelt werden. Geblieben ist die Pizzeria Sandhu. Wir bleiben rund 1 Stunde in diesem Gebiet und reden mit den Leuten darüber, wie sie sich mitgenommen fühlen bei den vielen Maßnahmen, die sich um sie kümmern. Einige haben einen sogenannten 1-Euro-Job, fast alle sind arbeitslos oder stocken auf. Perspektive? – Mal sehen, was kommt, sich durchschlagen bis zum nächsten 1. Das ist das Fazit der Gespräche.

In wohl kaum einem Stadtteil gibt es mehr Projekte, die genau diese Gruppen von Menschen als sogenannte Zielgruppe haben. Wir fragen uns: Warum dringen diese ganzen Maßnahmen nicht zu den Leuten hier auf der Piazza durch? Das Einzige, was viele kennen ist der Petershof. Hier sorgt Pater Oliver und sein Team dafür, dass es den Ärmsten der Armen und vielen Anderen gelingt erst mal zu überleben. Kleidung, essen, hören, ein unkomplizierter Schlafplatz, Boxangebote für Jugendliche und vieles mehr bietet der Ort, der so wichtig geworden ist für Marxloh.

Seit Neuestem kann man sich dort sogar testen und gegen Covid 19 impfen lassen.

Das Buch

Das integrierte Handlungskonzept für Marxloh (mehrere wurden schon vom Rat verabschiedet) ist gefüllt mit Maßnahmen. Allein 20 sind es im ISEK aus 2017. Vieles, was in Marxloh geändert werden soll, findet sich dort auf den Seiten 24 bis 31. Das meiste ist hinterlegt mit Förderungen aus Bund, Land und EU.

Die Frage, die sich stellt : Wurden  all diese beschriebenen Dinge in den letzten 4 Jahren auch so umgesetzt  – und wenn: Warum gibt es kaum sichtbaren Erfolg auf der Straße?

Vor kurzem wurde ein neues ISEK im Rat verabschiedet. Dieses gibt einen historischen Abriss über die Förderungen, die Marxloh je erhalten hat:

1985 „Stadterneuerungsprogramm Marxloh“ 

• 1991 „Sonderprogramm zur Stadtentwicklung Hamborn/Marxloh“ 

• 1993 „Modell für ein ressortübergreifendes Handeln zur Verbesserung der Wohn- und Arbeitssituation in Marxloh“ 

• 1993 integriertes Handlungsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ 

• 1995 bis 2000 EU-Förderprogramm „URBAN“ 

• Seit 1999 Städtebauförderung „Soziale Stadt“ 

• Seit 2006 ESF-Programm „BIWAQ (Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier)“ 

• 2007 – 2014 „Grüngürtelprojekt Duisburg-Nord“ 

• 2008 – 2011 „Regionale Governance nachhaltiger integrierter Entwicklung in benachteiligten Gebieten (Regional Governance of Sustainable Integrated Neighbourhood Renewal – RegGov)“ im Rahmen des URBACT II-Programmes 6 ISEK – Stark im Norden Alt-Hamborn & Marxloh 

• 2013 – 2015 „Aktiv für Arbeit im Stadtteil“ – arbeitsmarktpolitisches Netzwerkcoaching in städtischen Problemgebieten 

• 2015 – 2022 EU-kofinanziertes Landesprogramm „Starke Quartiere – starke Menschen“ (EFRRE, ESF und ELER) 

• Seit 2015 „Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen in Deutschland“ (EHAP)

Man muss sich bei den Förderungen und Projekten vor Augen führen: Nicht alle Bewohner Marxlohs sind hilfebedürftig. Diese Programme werden seit 35 Jahren geschrieben und bewilligt weil vielleicht 5.000 Personen zu denen gehören, die solche Programme auslösen.

Der Rest Marxlohs ist eher bürgerlich strukturiert. Das, was wir als Marxloh aus den Medien kennen ist meist das Gebiet von der Weselerstraße bis zum Thyssenwerk sowie der Kern von Marxloh rund um den Bebelplatz. Die guten Wohngegenden von der Kreuzeskirche bis hin zur Emscher inklusive Jubiläumshain kommen in der Berichterstattung kaum vor. Wäre sicher auch langweilig für die Fernsehzielgruppe.

Ist es für den Werbering und Andere nicht legitim zu fragen, ob alles so wirksam war, wie gedacht? Ist es nicht legitim zu fragen, ob man den Stadtteil abgeschrieben habe, es sei denn es fließt von irgendwo her wieder Geld das mit dem Label „Marxloh“ noch schneller fließt?

Sprachliche AusgrenzungI

In einem anderen Posting fragt der Vorsitzende des Werberinges, warum die Kommune nicht auf die erfahrene Kaufmannschaft zukommt, um deren Vorschläge aufzunehmen. 

Das Ganze bezogen auf die Frage, wie die Kommune so ein Handlungskonzept erstellen kann ohne mit den beiden großen Werberingen vorher zu sprechen.

Im Handlungskonzept zu Marxloh steht dann auf Seite 19 beispielsweise: 

„Die Angebote im Einzelhandel bedienen – mit Ausnahme der Brautmodenmeile – vorrangig die Nachfrage im niedrigen Preissegment. Es gilt den Trading-Down Tendenzen der lokalen Ökonomie entgegenzuwirken und auch die Migrantenökonomie zu stärken.“

Es ist die typische Schreibweise von „Wir entwickeln was für Euch ohne Euch ins Boot zu holen“. Was soll denn Migrantenökonomie sein fragt uns ein Geschäftsmann, den wir mit den Zeilen konfrontieren.. Er sei in Marxloh geboren und seine Eltern seien halt mal aus der Türkei gekommen. Was der Betrieb eines Schmuckladens mit Migrantenökonomioe zu tun hat ist ihm schleierhaft.

Trading down Effekte gibt es an den Ausläufern der Fußgängerzone, wie überall in Duisburg. Das sei normal. In Marxloh breitet sich die Brautmodenmeile aber langsam auch hier hin aus, weil es im zentrum einfach keinen Leerstand gibt. Von solchen Zuständen kann die Innenstadt nur träumen. Richtige Trading down Effekte gäbe es eher aktuell in der Innenstadt, siehe Königsgalerie oder Münzstraße. Die gute Ökonomie mit null leeren Ladenlokalen sei aber keiner Wirtschaftsfördeurng zu verdanken, sondern dem Enthusiasmus der Marxloher Kaufleute, die hier Millionen investiert haben und jedes Jahr weitere Millionen investieren.

„Wir und Die“ Das zieht sich durch unseren gesamten Gespräche. Die einen, die meist gar nicht aus Marxloh kommen planen ein besseres Leben für diejenigen, die hier täglich ums überleben kämpfen.

Ob man jemals miteinander auf Augenhöhe geredet hat ist fraglich. Ob man jemals auf Augenhöhe miteinander – von beiden Seiten – reden wollte. Diese Frage darf man stellen.

Baustellen

Wir stehen am Campus Marxloh, also der Baustelle. Rohbau 2. Etage ist fast fertig. Rund 6 Millionen mehr kostet der Bau aktuell als kalkuliert. 2 Millionen Kostensteigerung und 4 Millionen Fördermittel, die jetzt auf den Deckel der Stadt gehen statt auf den des Landes. 20 Millionen statt ca. 13. So groß wirkt der Bau gar nicht. Trotzdem hat es über ein Jahr nach Baubeginn gedauert, bis der Rohbau zu etwas mehr als der Hälfte steht. Keine Meisterleistung trotz Corona. Andere Baustellen in Duisburg sind da schneller und vor allem kostengünstiger.

Das Entree Duisburgs  am Hauptbahnhof ist das Mercator One. Ein Entwurf von Teherani. Weltniveau…  10.000 qm Nutzfläche bei 40 Millionen Baukosten. Der Campus Marxloh: 4.000 qm Nutzfläche bei 20 Mio Baukosten. Kann jemand erklären, warum der Campus Marxloh teurer pro Quadratmeter ist als das neue Aushängeschild am Hauptbahnhof? An einer komplizierteren Bauweise kann es nicht liegen. Gerade die Fundamente und Kelleretagen direkt neben dem Autobahntunnel waren eine statische Meisterleistung. Ein befreundeter Bauzeichner machte diesen Vergleich vor einer Woche in einem zufälligen Gespräch auf. Klar habe es Preissteigerungen durch Corona gegeben. Beim Merctor One und beim Campus. Gerade dadurch sei eine professionellste Bauleitung gerade besonders wichtig. So war es der guten Bauleitung und Planung zu verdanken, dass beim Mercator One schon die ersten Mieter einziehen konnten, während andere Teile noch in der Ausbauphase waren. Der Kommune zu Gute halten musste er aber, dass sich derzeit nicht die Creme de la Creme der Bauwirtschaft für kommunale Aufträge bewirbt, weil die Auftragsbücher auch ohne kommunale Aufträge voll sind. Mit 6 Millionen hätte jedenfalls die Fußgängerzone in Marxloh 2 mal neu gepflastert werden können.

Reflektion

Wir nehmen das Gefühl mit in die Redaktion, welches der Werbering Marxloh versucht mit seinen Postings zu transportieren. Marxloh ist in der Stadt ein Selbstzweck für sich. Er ist eigentlich aufgegeben, aber immer sehr gut, wenn es gilt Förderanträge zu formulieren… und das seit 1985.

Dieses Gefühl mag etwas überspitzt dargestellt sein, kann sich aber bei alteingesessenen Bürgern und Geschäftsleuten einstellen, die kein Vorwärtskommen trotz Millionen sehen.

Aktuell gibt es ein Buch vom Petershof Marxloh mit vielen Aufsätzen zum Thema Marxloh. „Gehe hin und handle genauso“ heißt es.

Hier gibt es einen interessanten Aufsatz einer Mitarbeiterin der städtischen Entwicklungsgesellschaft, die erklärt, dass die ganzen Förderprogramme eigentlich nur Pflaster sind für nicht funktionierende Pflichtaufgaben.

Lehrerstellen werden nicht besetzt, also gibt es Projekte um die Rückstände aufzuholen. Behörden fehlen die Mitarbeiter, also gibt es auch dort Projekte, wie Dinge bürgerschaftlich gelöst werden können.

Das Ganze kann man immer weiterspinnen. Zu jedem Projekt kann man die Frage stellen, warum die Situation nicht generell funktioniert oder bearbeitet wird. Wäre es nicht sogar günstiger, die Projekte einzustellen und Gelder sowie Personal dem Regelsystem zur Verfügung zu stellen? Tausende Mitarbeiter arbeiten größtenteils durch Projekte gefördert bei freien Trägern. Was könnte man sich an diesen Maßnahmen sparen, wenn die entsprechenden Mitarbeiter statt über Projekte dort wirken, wo die vernachlässigte Pflichtaufgabe ansteht? Das frei gewordene Geld könnte man ja den Kommunen als Personalkostenzuschuss auszahlen.

Vielleicht ist das ja die Krux an Marxloh. Was wäre, wenn sich genug Lehrer dort bewerben, wenn es erfolgreiche Jobvermittlung für die Menschen gibt nachdem sie qualifiziert wurden? Was wäre, wenn alle Investitionen auch regelmäßig gepflegt werden, was wenn es ausreichend Ordnungskräfte gäbe um sicherzustellen, dass Täter wahrscheinlich erwischt werden?

Wir würden sicher ein anderes Marxloh erleben.

Zukunftsperspektiven

Jetzt kommen die nächsten rund 25 Millionen in den Stadtteil. Zusätzlich zu laufenden Maßnahmen und Projekten.

Wieder wird viel konzipiert und entwickelt. Wobei irgendwie wirkt es häufig aus alten Konzepten abgeschrieben. Was soll man auch anderes tun, wenn die Situation ähnlich geblieben ist.

Es wäre es ein guter Weg mit richtiger Einbindung der Betroffenen mit dem Geld was Selbsttragendes auf die Beine zu stellen und sich von den Projektlaufzeiten zu verabschieden.

Genau das ist auch so ein Thema. Ist ein Projekt erst mal nach 2 oder 3 Jahren beendet, ist der Bedarf zwar immer noch da, die Leute die sich gekümmert haben machen aber dann etwas Anderes, weil es keine Mittel mehr gibt. Eines dieser Projekte war zum Beispiel B.A.L.D . Bildung Arbeit Leben in Duisburg. 2017 einer der Stars im ISEK Marxloh 2017 . Direkte Jobvermittlung für Zuwanderer.

Beim Besuch des Bundesarbeitsministers im August 2021 erklärte der Geschäftsführer der projektdurchführenden Bildungsgesellschaft Herrn Minister Heil, was gerade in dieser Zeit wichtig ist und Erfolg verspricht:  Zitat: (Das) Programm B.A.L.D. (Bildung, Arbeit, Leben, Duisburg), das durch die Verbindung Qualifizierung und Sprachkurs vor allem Zuwanderer aus Südosteuropa fit machen soll für den Arbeitsmarkt.“

Natürlich hat sich XN nach dem Besuch für dieses Programm interessiert und wollte berichten. Der Anruf bei dem Bildungsträger ergab aber, dass dieses Programm zum Zeitpunkt als es dem Bundearbeitsminister als Erfolg gepriesen wurde bereits ausgelaufen war und die Mitarbeiter anderen Aufgaben nachgingen. Warum wird dem Minister dann nicht gesagt, dass hier große Fehler gemacht werden, solche Dinge einfach auslaufen zu lassen, obwohl sie erfolgreich sind?

Sicher braucht es für Marxloh auch mehr Mut bei der Kommunikation von Wahrheiten hin zur Bundesebene

Fazit

Wir fahren verwirrt in die Redaktion. 

Regelmäßig wird über Marxloh und dessen Bewoihner negativ geschrieben. Es ist halt der Stadtteil, wo der Müll liegt, wo alles vergammelt ist, wo Kriminalität herrscht, wo Bildungsferne an der Tagesordnung ist usw. Inzwischen schleicht sich bei der Redaktion  der Verdacht ein, dass die Marxloherinnen und Marxloher eher Opfer eines Systems sind, in dem sie die Hauptrolle spielen, ohne überhaupt richtig dabei zu sein.

Wünschen wir, dass die neuen Millionen besser und im Sinne der Menschen verplant werden. Beschafft hat diese Förderung der Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir. Eine Meisterleistung des Politikers für den Duisburger Norden.

Özdemir ist inzwischen auch Vorsitzender der Duisburger SPD.

Er hat also ein doppeltes Interesse, dass mit dem Geld wirksam gearbeitet wird.

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