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Duisburg: Über 6.000 Stahlarbeiter fanden sich zur Protestkundgebung ein

Heute fanden sich über 6.000 Stahlarbeiter zur Großkundgebung vor der Hauptverwaltung des ThyssenKrupp-Konzernes in Bruckhausen ein. Man fordere auf den Stahlstandort Duisburg zu erhalten. Die IG Metall fordert deshalb vom Vorstand Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Solidarität wurde besonders groß geschrieben heute. Zu der Kundgebung fanden sich mitunter Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedensten Regionen ein. Mitunter aus dem Duisburger Süden, aus dem Werk Schwelgern, aus Dortmund, Gelsenkirchen und Limburg nahmen an dem Protest teil. Den „Stahl ist Zukunft“.

Mitten in der Krise von Thyssenkrupp zeigt sich die IG Metall äußerst besorgt um die Stahlbranche in Duisburg. Wir haben es hier mit rund 28.000 gefährdeten Existenzen zu tun. Ein Sozialplan kann hier schlecht greifen, da die Belegschaft mitunter sehr jung ist. „Stahl braucht Investitionen, und zwar sofort. Es geht um 1,5 Milliarden Euro,“ mahnte Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter Geschäftsführer der IGM Duisburg-Dinslaken heute. Dieses Geld müsse sofort in neue Anlagen investiert werden, sonst könne Thyssenkrupp Steel nicht mehr wettbewerbsfähig bleiben. Die Lage der Stahl-Tochter sei so schlimm wie noch nie. „Es geht um die Existenz von Stahl.“ Zu Beginn der Kundgebung skandierte Lieske treffend den Kolleginnen und Kollegen zu: „Ohne Eure Arbeit läuft der Laden nun mal nicht weiter.“ Er forderte in seiner Eröffnungsrede die Vorstände auf, die Verantwortung an die Belegschaft zurück zu geben.

Oberbürgermeister Sören Link lobte die Mitarbeiter vor Ort. Sie machen einen tollen Job. Deshalb forderte er in seiner Rede die Verantwortungsträger des Konzernes auf, einen ebenfalls tollen Job zu verrichten. Nicht mehr und auch nicht weniger. Es wäre an der Zeit Klarheit zu schaffen, vor allem zur Zukunft des Unternehmens. Klarheit um den Stahlstandort Duisburg und jeden seiner Beschäftigten. Denn auch Link sei davon überzeugt, das Stahl Zukunft sei. Die Arbeit der Mitarbeiter müsse wieder wertgeschätzt werden. Angst um den Arbeitsplatz zu schüren sei keine Form von Wertschätzung, mahnte OB Link.

Daraufhin übernahm Detlef Wetzel, der 1. Vorsitzende der IG Metall das Wort. Er erinnerte daran, wie oft man hier schon stand und gegen die Firmenpolitik der Vorstände protestiert habe, mit der man nicht immer einverstanden war. Er bemängelte die Fehlwirtschaft der Konzernführung, die immer noch nicht dazu bereit wäre in die Zukunft der Stahl-Zukunft zu investieren. Dies sei mehr als unverantwortlich. „Kein Plan, keine Investitionen, keine Zukunft. So mache man Unternehmen und Arbeitsplätze kaputt“, so Wetzel. Der Stahlbereich sei regelrecht ausgehungert worden in den letzten Jahren. In der Vorstandssitzung, so fordert er, müsse die Wahrheit auf den Tisch. Er fordere 1. Eine schonungslose Analyse der Probleme, 2. Schluss mit der Vertuschung und der Politik der Vergangenheit und 3. In die Zukunft zu investieren. Die gesamte Fehlwirtschaft der Konzernleitung habe die Konzernführung verursacht und nicht der Mitarbeiter. Deshalb ist es an der Zeit deren Arbeitsplätze zu sichern.

Gesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol wurde von der Belegschaft besonders gefeiert. Auch er lobte alle anwesenden Protestler. Er kündigte jetzt schon an, das dies nicht der letzte Aufmarsch der Mitarbeiter sei. Er gab sich zukunftssicher, das man noch viele Gelegenheiten mehr haben würde die Wut zum Ausdruck zu bringen. Die Lage sei sehr ernst, erwähnte er. „Dieser Großkonzern wurde von unfähigen Managern zu Grunde gewirtschaftet“, prangerte Nasikkol an. Das Elend habe in Brasilien seinen Lauf genommen, am Größenwahn der Manager. Der Konzern habe sich von den Fehlinvestitionen nie wirklich erholen können. Die Situation sei stattdessen schlimmer geworden. „Investition“ sei das Schlüsselwort und man dürfe jetzt am Markt nicht den Anschluss verlieren. Ganz Europa habe einst auf Duisburg aufgeschaut. Und wo stehe man heute? – „Es ist 5 vor 12“, mahnte er. Das wahre Problem im Konzern sei über Jahre hinweg nicht der Stahl oder die Mitarbeiter gewesen, sondern die Manager und die Vorstände. Die Belegschaft habe in den letzten 10 Jahren mehr als 3,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Nun sei es daran, das von diesem Geld etwas investiert wird. Denn es sei keine Einbahnstraße und Zeit, das davon Gelder zurück fließen sollten.

IGM-Bezirksleiter Knut Giesler witzelte zunächst rum. Ein Journalist meinte zu ihm: „Immer wenn die IG Metal rufe, dann kommen alle.“ Und so sei es auch. Denn die IG Metall stehe nun für Solidarität. Er fordere den Vorstand auf, endlich was auf den Tisch zu legen, was die Zukunft der Arbeitsplätze der Belegschaft sichere. Der Vorstand sei Weltmeister im weltweiten Personalabbau, doch nun sei es an der Zeit die Zukunft auszubauen. Das Geld gehöre nicht an die Börse, sondern an die Basis. “ Es wäre an der Zeit das Börsen-Monopoly zu stoppen.

Konzernbetriebsratschef Dirk Sievers betonte, das man wirtschaftlich und finanziell vor großen Herausforderungen stehe. Die Unternehmensstrategien ändern sich leider zu häufig. Man würde seine Ansprüche an den Konzern und der Leitung gegenüber nicht über Bord werfen wollen und fordere ganz klar eine Investition in den Stahlstandort und die Zukunftsperspektive. Auch wenn sich die Konzernstrategien geändert haben, habe sich nichts an den Forderungen geändert. In den Vereinbahrungen stehe „Bis zu…“ und nicht mehr, forderte er. Es seien Grenzen vorgegeben, die der Konzern nicht zu überschreiten habe. Wenn man von Streichungen von „bis zu“ 2.000 Stelle rede, dann nicht von Zahlen darüber hinaus. „Wir brauchen Sicherheit und Zukunft“, sagte Sievers energisch. Man könne nicht nur von Fehlern des Managements reden, sondern von grober Fahrlässigkeit. Diese große Fahrlässigkeit habe dazu geführt, das heute die Anlagen und auch die Arbeitsplätze in Gefahr seien. Auf das Management könne man sich nicht mehr verlassen. Es muss dafür gekämpft werden, das jetzt was getan wird. Um die Investition zu erzielen, werde man alles abverlangen. Betriebsbedingte Kündigungen habe es bisher bei Steel noch nie gegeben. Man müsse alle Bereiche des Konzerns wieder auf gesunde Beine stellen.

Betriebsratsvorsitzender der TKSE Hüttenheim, Mehmet Göktas mahnte ebenfalls, das man um die Zukunft kämpfe müsse. Er bemängelte, das man seit Monaten im Unklaren sei und somit seit Monaten Unsicherheit herrsche. Es sollen 2.000 Stellen gestrichen werden, teilte der Konzern damals mit. Im Vordergrund stehe der Standort Hüttenheim. Dort seien mehr als 800 Mitarbeiter beschäftigt. Alle Beschäftigte haben es mittlerweile satt, die Zielscheibe der Konzernführung zu sein. Damit muss Schluss sein, forderte er vehement.

In wieweit die Konzernführung sich von der heutigen Kundgebung beeindrucken ließ, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Die Duisburger SPD-Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas und Mahmut Özdemir haben sich mit SPD-Bundestagsabgeordneten aus den 20 größten Stahlstandorten Deutschlands zusammengeschlossen, um für den Erhalt der Standorte und der Arbeitsplätze zu kämpfen (Xtranews berichtete). Gemeinsam wolle man beim SPD-Bundesparteitag, der am 6. Dezember in Berlin beginnt, eine Resolution einbringen, die eine Perspektive für die Stahlarbeiter in Deutschland fordert.

Die Fotostrecke zur Kundgebung finden Sie unter folgenden Link: https://xtranews.pics/index.php?/category/73

 

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