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Am Rande der Gesellschaft

Bild: skeeze – pensive-female (public domain)

Die Künste und Wissenschaften können wie ferne Betätigungen wirken, die mit dem Leben der Menschen wenig zu tun haben. Und alle Versuche, sie kompatibler mit dem alltäglichen Umgang zu machen, können nur scheitern: Künste und Wissenschaften sind zwar gleichsam auf dem Marktplatz von Athen enstanden, doch die dort gestellten Fragen führten rasch aus dem Gedräng und dem lauten Palaver hinaus. Es bildeten sich verschiedene Schulen, die bereits seit den Anfängen Expertensprachen ausdifferenzierten, abseits vom gesellschaftlichen Leben. Diese Sprachen waren erforderlich, um Bezüge auf spezielle Sachverhalte herstellen zu können, die in den jeweiligen Betrachtungen standen. Die Umgangssprache taugte dafür nicht, sonst hätten sich Künste und Wissenschaften gar nicht bilden können.
Ein sprachlicher Mangel führte erst in diese gesellschaftlich scheinbar unwirklichen Sphären. Verschiedene musikalische Skalen bzw. verschiedenen Versformen, ebenso methodisches Vorgehen in Wissenschaften und Philosophie sind dieser gesellschaftlichen Abspaltung zu verdanken. Doch der Sprachbildungsprozess ist nicht abgeschlossen, kann es auch gar nicht sein, sobald menschliche Kreativität nicht bei den Fähigkeiten eines Kaugummi-Automaten stehen bleibt.

Es könnte durchaus Menschen geben, denen man zumindest die Fähigkeiten eines Kaugummi-Automaten gönnen würde, herauszugeben, was reingesteckt wurde, aber ich möchte nicht über eine eventuell kleine menschliche Schwäche reden, sondern über die mangelnde Bereitschaft, sich mit sprachlich Neuem zu beschäftigen. Die Hemmnisse sind, gesellschaftliche betrachtet, relativ weit verbreitet. Und wenn Wissenschaftler behaupten, wie zum 50-jährigen Jubiläum der Mondlandung, dass über den Horizont zu schauen eine menschliche Eigenschaft ist, dann endet der Horizont für viele Menschen am Nachbargarten. Es ist keine menschliche Eigenschaft, sondern allenfalls eine von Künstlern und Wissenschaftlern, doch auch unter diesen gibt es Traditionalisten. Ein Interesse an Neuem ist sehr, sehr dünn gesät. Leider verstärkt sich vermutlich das mangelnde Interesse an Neuem in einer Gesellschaft mit dem zunehmenden Alter ihrer Mitglieder.

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