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Selektive Bezüge?

Kai_Pege_Bild B. KoxholtSich sprachlich auf etwas zu beziehen, ist durchaus nicht üblich. Um dies zu können, bedarf es besonderer Anstrengungen. Es wäre naiv, einfach davon auszugehen, dass sich das umgangssprachliche Verhalten schon auf irgendwas beziehen wird, wofür hat man die Umgangssprache schließlich gelernt? Dies ließe sich tatsächlich fragen! Doch so weit kommt man im Alltag gar nicht. Üblich wäre stattdessen, Sprache als Mittel zur Kommunikation anzugeben. Alles andere ist völlig nebensächlich, auch worüber kommuniziert wird. Menschen benehmen sich schlimmer als Hühner, die es vor einigen Jahrzehnten in ehemaligen Bergmannskolonien noch reichlich gab!

Manches Wort ‚Kultur‘ z.B. lebt aus der emotionalen Aufladung, die wie in alten religiösen Riten über Jahrhunderte hinweg immer wieder neu vollzogen wurde, nachdem Pufendorf angesichts des 30-jährigen Krieges und im Kontext von Hobbes’ Naturzustandtheorie in Verzweiflung geriet und sich von den Menschen mehr Vernunft wünschte! Übrig blieben lediglich politische Vereinahmungen, die letztlich jeder sachlichen Relevanz entbehren (vgl. Matern, R. 2013, Zweifel an der Kultur. Essayistische Notizen, Duisburg). Um es kurz zu fassen: so etwas wie Kultur gibt es eventuell gar nicht, bestenfalls Künste, doch denen wird aktuell der Garaus gemacht, wenn sie nicht in aufbauschbares Einerlei und mitsingbares Lalala passen.

Aber es geht noch schlimmer: Ich erinnere mich an einen Philosophieprofessor in Essen, der sich in seinen Vorlesungen zunächst darum bemühte, ein Denken auf sprachliches Denken zu reduzieren, als beschäftigten sich Musik und bildende Kunst nur mit irgendwelchen (romantischen) Gefühlen. Er hatte schlicht keine Ahnung! Auf diese Weise beim sprachlichen Denken angekommen, kürzte er die Sprache wieder raus, nutzte sie allenfalls zum Anlass für sonderbar schwerelose Deutungen, die sich wie Nebel durch … Genau, dachte ich mir, und ließ ihn stehen!

Kai Pege wirft nun die Frage nach sprachlichen Bezügen grundsätzlich auf, theoretisch, neu, im Kontext sprachanalytischer und -pragmatischer Ansätz, und sieht sich in einem ersten Schritt genötigt, erst durch Symbol-, Zeichen- und Namentheorien zur Sprache zu gelangen. Dieses erste Kapitel seiner „Theorie des selektiven Bezugs“ war bereits und ist weiterhin in seinem Blog zugänglich. Gestern ist seine gesamte Theorie als eBook erschienen. Außer dem Zugang zu seinem Blog hält der Verlag kurze Einführungstexte und Vorschauen (PDF, ePub) bereit.
Peges Interesse gilt der Weiterentwicklung der analytischen Philosophie, ist durchaus kontextabhängig, lässt sich nicht mal eben zwischen Tür und Angel beschnuppern, aber vielleicht ist sie für manchen eine Herausforderung.

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Der Hinweis ist zunächst bei den Ruhrbaronen veröffentlicht worden.

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