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Werden die Arbeitsmarktdaten pünktlich zu den Bundestagswahlen statistisch geschönt?

Deutsch: Agentur für Arbeit, Hünefeldstraße in Wuppertal (Photo credit: Wikipedia)

Deutsch: Agentur für Arbeit, Hünefeldstraße in Wuppertal (Photo credit: Wikipedia)

Nachdem die neuen Arbeitsmarktdaten, natürlich auch für Duisburg , vorgelegt worden sind, haben sich viele politische Institutionen, die Gewerkschaften und caritative Verbände zu Wort gemeldet.
Ein Teil der politischen Institutionen, je nach politischer Ausrichtung, sahen einen positiven Silberstreif am Horizont, andere deuteten die Zahlen in eine andere Richtung.
In allen Fällen ist den arbeitslosen Menschen damit nicht geholfen.

Allen erwähnten Institutionen ist eines gemein: Sie kennen die Zusammensetzung und das Entstehen der dargebotenen Zahlen nicht und müssen daher ungeprüft und voller Gottvertrauen diese übernehmen.
Ich würde gerne einmal zu den Machern und Erstellern der Arbeitslosenstatistik gehören, diese werden schließlich gut bezahlt und nutzen den Betroffenen wenig.
Wie im übrigen die vielen Menschen, die an der Arbeitslosigkeit verdienen sehr gut bezahlt werden, dank des Steuerzahlers und der guten Lobbyarbeit dieser Gruppen.
Der Anteil der Kosten innerhalb des Gesamtbudgets, der für Verwaltung und der für die vorab erwähnten “ Gruppierungen “ anfällt, steigt überproportional. Da wird das Feilschen um einige Euro für die hilfebedürftigen Menschen schnell zur Farce.

 

Solange es mehr Arbeitssuchende und Arbeitslose gibt, als offene Stellen vorhanden sind, ist es verwunderlich, dass  trotz unbestechlicher Mathematik man einen Basis-Arbeitslosenbestand  weiterhin ignoriert

Auch  im Arbeitsvermittlungsbereich ist man nicht zu grundlegenden Reformen fähig, auch hier wird weiter stur nach alten überholten Mustern und Regeln  verfahren.

 

Vielleicht haben in den Fachausschüssen nicht immer die Fachleute das Sagen, manchmal hat man den Eindruck, dass sich rhetorisch begabte aber völlig unqualifizierte Leute durchsetzen.

 

Das ganze Dilemma wird durch eine beschönigte Statistik roasarot dargestellt.. Würden wir jährlich wählen,  hätten wir statistisch gesehen häufiger eine geringere Arbeitslosenquote.

 

Nun zu den leicht durchschaubaren Tricks, mit denen gearbeitet wird:

Zunächst gehe ich von der Grundformel aus ( vereinfacht arbeitslose Menschen geteilt durch die wirklich besetzten Vollzeitstellen ).
Vollzeitstellen habe ich durch folgendes Konstrukt ersetzt:
Teilzeit-und Ferienarbeitnehmer ( z.B. Studenten ) werden anteilig in Vollzeitstellen umgerechnet.
Dadurch erhöht sich zwangsläufig die Anzahl der Vollzeitstellen und beispielsweise werden dann zwei Teilzeitstellen als  die Besetzung einer Vollzeitstelle in der Statistik gerechnet.

Somit lässt sich, je nach Bedarf ein gewisser zusätzlicher Vermittlungserfolg dokumentieren.

Bei gleicher Anzahl an “ Marktwirtschaftsopfern “ erreicht man bereits eine erste Senkung der Quote.

Man lässt Menschen, die nur einen Tag im Monat in ein Seminar/Fortbildung o.ä. gesteckt wurden, zur Berechnung der Arbeitslosenquote außen vor.
Man dehnt zusätzlich einfach den Quotienten  aus. Nicht mehr die besetzen Stellen oder ein Äquivalent werden als Teiler benutzt, sondern das gesamte Arbeitslosenreservoir und schon ist die Zahl so niedrig und geschönt wie sie halt ist.
„Beinahe 25 Prozent der Hartz IV Empfänger konnten durch die Jobcenter erfolgreich vermittelt werden“, hieß es vor einiger Zeit in allen möglichen Publikationen der Presse. Die Medien suggerierten, die Vermittelten seien von den Jobcentern in Lohn und Brot gebracht und müssten auch nicht weiter in prekären Beschäftigungsverhältnissen leben. Doch schaut man sich die Zahlen genauer an, entsteht auch hier ein völlig anderes Bild.
Aus Menschen macht man Fälle, die auch mal doppelt und dreifach gezählt werden.


Die von der Bundesagentur für Arbeit (BA) propagierten 23 Prozent spalten sich zunächst in den ersten und sogenannten zweiten Arbeitsmarkt auf. 16 Prozent entfallen hierbei auf den 1. Arbeitsmarkt. Weitere 7 Prozent mussten jedoch beispielsweise sogenannte Ein-Euro-Jobs oder andere Tätigkeiten verrichten und verließen somit überhaupt nicht das Hartz IV-System. Aber warum ordnet die BA die Menschen dennoch zu den „erfolgreich vermittelten“? Die oberste Arbeitslosenbehörde bedient sich auch hier einfach (und wie so oft) eines Tricks.

 

Wie erwähnt, werden Menschen zu „Fällen“. Und Fälle sind es, die der Fallbearbeitung des Jobcenters unterliegen. Nimmt jemand einen Ein-Euro-Job an, so fällt er zunächst aus der Fallbearbeitung raus. Dann heißt es, ein Fall weniger.

Doch der „Fall“ kann schon nach drei Monaten wieder kommen und weitere 2 Monate später erneut vermittelt werden. Dann wurden aus einem Menschen zwei Fälle. Denn die Vermittlungen können auch mehrfach geschehen.

„Für jeden erwerbsfähigen Leistungsberechtigten kann pro Bezugsmonat eine Integration gezählt werden. Deshalb ist es denkbar, dass – statistisch betrachtet – ein und dieselbe Person bis zu zwölf Mal pro Jahr in ein Beschäftigungsverhältnis integriert wird.

Die Kennzahl gibt also keinesfalls wieder, wie viele verschiedene Personen im vergangenen Jahr in ein Beschäftigungsverhältnis integriert wurden, sondern die Anzahl der Integrationen bezogen auf den durchschnittlichen Bestand an erwerbsfähigen Leistungsberechtigten.“ (BA)
Die BA erstellt eine „monatliche Abgangsrate“. Bei Arbeitslosen lag diesen im Jahre 2012 bei 6,6 Prozent. Damit sind allerdings nicht Hartz IV Betroffene gemeint. Hier lag die Abgangsrate bei gerade einmal 3,2 Prozent. Doch auch hier ist nicht erkennbar, ob der Hartz IV Bezug beendet werden konnte oder der/die Betroffene einen Zeitarbeitsvertrag mit einem geringen Lohn unterschrieben hat und deshalb aufstockende Hartz IV Leistungen weiterhin beziehen muss, um wenigstens nicht unter das Existenzminimum zu fallen. Denn beide „Gruppen“ werden mitgezählt. Somit wird deutlich, dass die Zahlen überhaupt nicht bestätigen, wie viele Menschen tatsächlich es dauerhaft geschafft haben, dem Hartz IV Bezug zu entkommen.

Eine mit so viel Hinterlist erstellte Statistik hilft keinem.

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