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Zuzug von Südosteuropäern nach Duisburg: Hochfeld konstruktiv

Untergang des Abendlandes? – „Wir werden uns an Armutsflüchtlinge gewöhnen müssen.“ Nach hysterischer Stimmungsmache durch Medien und in der Bevölkerung melden sich in der sterbenden Eisenhüttenstadt im Ruhrdelta nun Stimmen der Vernunft zu Wort.

Hat viel versprochen: OB Sören Link vor der Heimat Hochfeld. mupflpic

„Ich würde gern Bilder zerstören“, hebt Ernst-August Schwarthans zu seinem Vortrag an. Der Geschäftsführer der AWO-Integrations gGmbH spricht an diesem Montag Abend vor Genossen. In einem Hochfelder Seniorenzentrum wirken rund drei Dutzend Sozialdemokraten des ‚Zukunftsforum Integrationspolitik – Zusammen leben‘ nachdenklich.

Geschäftsführer Schwarthans ist Integrationsspezialist. Bereits seit anderthalb Jahren hat seine Arbeiterwohlfahrt am Brückenplatz in Duisburg-Hochfeld ein Stadtteilzentrum für Neuzuwanderer aus Südosteuropa etabliert.

Zunächst stellt Schwarthans darauf ab, daß der Zuzug von Neubürgern aus Südosteuropa „kein spezifisches Duisburger Problem, sondern auch eine bundesdeutsches Entwicklung ist“. Was am Freizügigkeitsrecht dieser EU-Bürger liegt. Selbst Italien habe mittlerweile 1,1 Millionen Rumänen aufgenommen.

Nach neuesten vorliegenden Zahlen von Anfang November diesen Jahres wären in Duisburg mittlerweile 3972 Bulgaren und 2161 Rumänen gemeldet, in nahezu gleicher Verteilung Frauen und Männer, was auf Familienverbünde hindeute.

Es sei davon auszugehen, dass diese Melderegisterzahlen authentisch seien, zumal der Kindergeldanspruch der Familien eine ordnungsgemässe Anmeldung voraussetze.

Der Stadtteil Hochfeld habe „die Hauptlast zu verkraften“. Und das angeblich durch Romabanden auf Grund gefahrene Rheinhausen-Bergheim weise in Wahrheit „überraschend wenig Neuzugänge auf: „Wir reden hier von 170 Neuzugängen, die im Hochhaus an der Strasse In den Peschen gemeldet sind.“

Schwarthans kritisiert in diesem Zusammenhang den Tenor medialer Berichterstattung:

Man sehe immer nur dieselben Müllhaufen, höre immer nur die selben Kriminalitätskolportagen; das Geraune vom Kinderstrich weist er zurück, es gebe jedoch rund 350 weibliche Prostituierte unter den Neuzuwanderern, die ihr Gewerbe angemeldet haben. Und „Matratzenlager in Schrottimmobilien“ wären von der AWO nicht festgestellt worden.

Schon im letzten Jahr habe man interessierten Journalisten und Kamerateams an Romafamilien verweisen können, die in bescheidener, jedoch geregelter Wohn- und Arbeitssituation leben. Diese positiven Bilder seien jedoch „nie gesendet“ worden.

Im Kontext stellt er fest: „Vor einem Jahr waren unsere Neuzuwanderer den Medien gegenüber noch offener.“

Wie schätzt der Geschäftsführer der AWO-Integrations gGmbH die Zukunft ein?

„Die Zuwanderung wird sich noch steigern, wir werden auch noch die 7000 erreichen, es wird kein Stadtteil unbehelligt bleiben; auch von Afrika wird sich Europa nicht abschotten können.“

Staatliche Alimentierung für Hilfsprogramme erwartet Schwarthans nicht: „Erwarten Sie kein Geld aus Brüssel.“ – „Für die Bundesregierung gibt es kein Problem“. – Auf der Landesebene herrsche bislang nur „viel Verunsicherung“.

Der Kommune attestiert er Defizite: „Mit Ausnahme des Jugendamtes sind alle anderen Verwaltungseinheiten relativ weit von den Menschen entfernt.“

Er wünsche sich dringend eine mobile Beratungsstelle, die die Neuzuwanderer vor Ort über ihre Rechte und Pflichten aufklärt. Nach dem bewährtem Vorbild der Berliner Beratungsstelle entsandte Beschäftigte. So etwa könnten auch ausbeuterische Scheinselbstständigkeitsverhältnisse aufgefangen werden.

In Bezug auf Hochfeld bleibt Schwarthans weiterhin optimistisch: „Hochfeld war immer ein klassischer Transit-Stadtteil.“

Indes bietet auch der Hochfelder Klüngelclub seine Expertise an. Die Vereinigung der lokalen Immobilieneigner wandte sich in einem Brief an OB Link. Weil der Bundespräsident am 26. November Duisburg besuchen wird, bat ihn der Klüngelclub zu einem Kiezrundgang nach Hochfeld. Im Brief heisst es:

„Gerne bieten wir uns an, als vor Ort Lebende dem Bundespräsidenten wie auch Ihnen, Herr Oberbürgermeister, die Hochfelder Realität zu zeigen. Nach einem Rundgang durch den Ortsteil würden wir zur Diskussion einladen, mit Schlüsselpersonen des Klüngelklubs, des „Runder Tisch Hochfeld“, der EG-DU u.a.

Wir wollen nicht, wie es in anderen Stadtteilen anklingt, das Ende der Demokratie beschwören. Aber wir wollen die Hilfsbedürftigkeit unserer Gemeinde gegenüber dieser Demokratie verdeutlichen.“

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