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Ein Weg aus der kulturellen Sackgasse

Zeichen 357 "Sackgasse"

Zeichen 357 „Sackgasse“ (Photo credit: Wikipedia)

Der Vorschlag des Duisburger Kulturdezernenten Karl Janssen, im Rahmen der städtischen Finanznot die Operngemeinschaft mit Düsseldorf aufzukündigen, hat undifferenzierte Emotionen in den Medien aufflammen lassen, auch hier auf Xtranews. Man kann den Eindruck gewinnen, als sei mit dem Vorschlag das Ende der Welt über Duisburg hereingebrochen. Tatsächlich würde ein Fortbestand der Operngemeinschaft das kulturelle Leben in Duisburg zum Erliegen bringen, auch weil sich die Stadt seit Jahrzehnten einer pragmatischen Lösung angesichts der Finanzen verweigert.

Die Operngemeinschaft wird durch zwei ungleiche Partner gebildet: Der Düsseldorfer Kulturetat umfasst 120 Millionen €, der Duisburger hingegen 37,7 Millionen. Der aktuelle Duisburger Anteil an der Gemeinschaft beträgt 11 Millionen, die Aufwendungen für die Duisburger Philharmoniker, die bislang die Vorstellungen in Duisburg begleitet haben, sind dabei noch nicht eingerechnet. Berücksichtigt man, dass die Philharmoniker ca. 70% ihrer Arbeitszeit der Operngemeinschaft zur Verfügung stellen, müssen 7 Millionen € hinzugerechnet werden. Duisburg wendet demnach 18 Millionen allein für die Operngemeinschaft auf. Das sind gut 50% des Gesamtetats!

Dieser übermäßig hohe Anteil bringt seit Jahrzehnten die gesamte Kultur der Stadt in Gefahr: Darunter fallen jugendkulturelle Einrichtungen, denen zu wenig Mittel bleiben, um ihren Aufgaben gerecht werden zu können, betroffen war das ehemalige Soziokulturelle Zentrum, dem es auch aufgrund zu geringer Mittel an professioneller Führung fehlte, ebenso gehören freie Projekte aus Kunst, Musik und Literatur dazu, für die es keine Fördermittel gab bzw. gibt. Einzubeziehen sind aber auch die aktuell in Frage stehenden Festivals der Stadt, das Lehmbruck Museum, das im letzten Jahr wegen Baufälligkeit vorübergehend geschlossen werden musste … Es ist leicht zu erkennen, dass der Fortbestand der Operngemeinschaft zu kulturellen Opfern geführt hat, zu einer kulturellen Gefährdung und Verarmung, obgleich die Stadt allen Bürgern verpflichtet ist, nicht nur den Opernliebhabern.

Zudem ist zu beachten, dass nach Auskunft der Düsseldorfer Verantwortlichen bei einer weiteren Mittelkürzung die Operngemeinschaft ihren Betrieb nicht weiter aufrecht erhalten kann. Gespart werden müsste demnach an den derzeit anderen 50% des Kulturetats, an den Duisburger Einrichtungen und Projekten. Damit würde aber das kulturelle Leben in Duisburg tatsächlich ein Ende finden!

Duisburg ist durch das Festhalten an der Operngemeinschaft in eine Sackgasse geraten, aus der es ohne ein Umdenken kein Entrinnen gibt! Die Stadt kann sich seit Jahrzehnten die Operngemeinschaft nicht mehr leisten. Man war eher bereit, die städtische Kultur zugrunde gehen zu lassen, als die Operngemeinschaft mit Düsseldorf. Damit hat man jedoch die Bindung zur eigenen Stadt verloren. Geleitet wird die Gemeinschaft von Düsseldorf aus. Der Imagegewinn ist für Duisburg weitaus geringer als für Düsseldorf. Duisburg wäre mit einer eigenen Oper völlig überfordert, Düsseldorf sucht hingegen, wie die Rheinische Post berichtet, für sich schon nach Alternativen, bringt die Kölner Oper als möglichen neuen Partner ins Spiel. Von außen betrachtet gilt die bisherige Operngemeinschaft ohnehin als Düsseldorfer Oper – Duisburg ist, um es vorsichtig zu formulieren, allenfalls angeschlossen.

Durch die Aufkündigung der Gemeinschaft durch Duisburg werden Mittel frei. Nach dem geforderten Einsparvolumen von 7 Millionen € bleiben 4 Millionen übrig, um die heimische Kultur zu stützen: Nach Karl Janssen, wie die Rheinische Post berichtet, wird es dann möglich, Einrichtungen wie das Lehmbruck Museum, das Filmforum der VHS und die Philharmoniker hinreichend auszustatten, die Duisburger Akzente und die Traumzeit wieder zu ermöglichen, ebenso freie Projekte zu fördern. Dies käme einer Wieder- bzw. Neubelebung der hiesigen Kultur gleich.

Umdenken wird man nicht nur in Verwaltung und Politik, sondern auch bei den Philharmonikern. Sie haben sich als eigenständiges Orchester bereits einen Namen gemacht, u.a. durch die Einbeziehung zeitgenössischer Werke und durch neue Zugänge auf das Publikum. Sich primär als Opernorchester zu sehen, muss einer neuen Orientierung und damit einer Chance weichen: Aus den Duisburger Philharmonikern könnte ein Highlight der hiesigen und überregional bedeutsamen Kultur werden!

Mit dem beschriebenen Weg aus der Sackgasse, den ich bereits im März auf  Xtranews skizziert habe, würde man die Duisburger Kultur insgesamt neu profilieren. Man erhielte die Chance, die Stellung Duisburgs in der Region neu zu festigen, nicht nur gegenüber Düsseldorf, sondern auch innerhalb des Ruhrgebiets. Es wäre fahrlässig, nur auf Duisburg zu schauen. Durch ergänzende Profilierungen und eine gemeinsame Planung der Städte und Gemeinden ließe sich das Ruhrgebiet insgesamt aufwerten, am besten in Form eines Kommunalverbandes besonderer Art, der ‘Ruhrstadt’, mit einem von den Bürgern zu wählenden Parlament. Die bisherige, auf Konkurrenz beruhende Kleinstädterei, die unter großem Marketingaufwand als ‘Metropole Ruhr’ ausgegeben wird, führt hingegen alle Beteiligten in den absehbaren Ruin.

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