Website-Icon xtranews – das Newsportal aus Duisburg

Die Zukunft der Duisburger Philharmoniker findet nicht statt

Da stand die zierliche Dirigentin also kurz nach dem Ende des Programms in der Mercatorhalle, schaute ins Publikum und begann eine Ansprache für die Erhaltung der Duisburger Philharmoniker zu halten – einen flammenden Appell für die Tradition und die Kultur.

So sympathisch das auch gewesen sein mag und so beifällig auch geklatscht worden ist steht doch eines fest: Dass die Gelder fürs Orchester gestrichen werden sollen überrascht nun nicht sonderlich. Seit mindestens einem halben Jahr ist dies im Gespräch, seit knapp einem Jahr munkelte man schon, dass die Orchesterehe zwischen Duisburg und Düsseldorf zerschlagen werden soll – und Karl Janssen war nicht müde zu beteuern, dass er dies auf jeden Fall verhindern wolle. Groß getan hat sich – natürlich, denn dies ist Duisburg, die Stadt der Schnarchnasen – nichts. Gar nichts. Die Schlange starrt seit einem halben Jahr das Kaninchen an und scheint die Schockstarre des Opfers übernommen zu haben. Was natürlich großartig ist, wenn man einen Angriff starten möchte.

Es ist bezeichnend für diese Stadt, dass sie immer dann wenn es um Aktivitäten für die Kultur – egal ob unfreie oder freie – geht ganz nach dem Balu-Prinzip handelt: Probieren wir es doch mal mit Ruhe und Gemütlichkeit, nur keine Hektik, wir machen das schon irgendwie. Die zahlreichen Erfolge – Achtung: Sarkasmus! – dieser Methode kann sich die Stadt und allen voran Herr Janssen dick auf die Fahne schreiben und damit einen auf voll dicke Hose machen. Glaubt die Stadt, glaubt denn die Kulturverantwortung im Rathaus, der Bürger springe immer für alles ein was man sich nicht leisten kann? Bürgerliches Engagement in allen Ehren und Duisburg kann stolz auf sich selbst sein in dieser Hinsicht – aber das Abwälzen von Aktionen und Verantwortung auf Vereine nur weil die Stadt zu faul ist sich selbst innovative Konzepte – denn Geldknappheit könnte Erfindungsreichtum fördern – auszudenken ist ein Unding. Doch zurück zu den Philharmonikern und der Opernehe Düsseldorf bevor ich richtig Gift und Galle spucke, das nutzt nun keinem was. Dass Duisburg den Bach runtergeht wissen nun auch eh alle seit langem. (Aber dann FOCs in die Gegend stellen und in der Innenstadt Leerräume erzeugen, die jetzt schon sichtbar sind. Groß, Duisburg, ganz groß.)

Ein Informationstag für den Rat der Stadt wird man also nun veranstalten. Gleichzeitig stellt man eine Petition ins Internet. Kann man alles machen. Ich frage mich nur gerade, warum nutzt man nicht die virtuelle Fangemeinde, nutzt das Potential dieser Köpfe aus, die voller Ideen sind. Kunst und Kultur tuen sich trotz der Tatsache, dass gerade in Duisburg Leute mit Ideen sitzen – eine Ausstellung am Bauzaun, eine Wiederbefüllung des Lehmbruck-Teiches war immerhin im Gespräch – schwer mit diesem Internet. Dabei haben gerade die Duisburger Philharmoniker eine enorme Reichweiter im Netz – gehabt. Dass man dann die Aktivitäten zurückfuhr rächt sich jetzt. Nicht, dass das Internet die Allheillösung für alles ist, aber eine Petition online stellen ist nun nicht gerade das, was man unter „Whow-Effekt-Aktionen“ verstehen kann und wird die Massen nicht mobilisieren. Ich gebe offen zu, dass ich dieses abwartende Verhalten nicht verstehe aber gut, ich stecke da nicht mehr drin in dem Betrieb.

Was also ist jetzt zu tun? Aufmerksamkeit erregen! Nicht, in dem man einen Tag veranstaltet an dem alle Infos gehäuft rausgeblasen werden und das wars dann. Man braucht einen längerfristig angelegte Informationskampagne, die man längst hätte starten können als man die ersten Informationen über den Zustand der Finanzen erhielt. Jetzt ist Torschlusspanik, die keinem gut tut und zielführend ist auch anders. Aber so ist das halt, wenn man versäumt sich so zu positionieren, dass man unentbehrlich für die Stadt wird…

Die mobile Version verlassen