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Kulturerhalt im Ruin

Landschaftspark by night

Landschaftspark bei Nacht – Image via Wikipedia

Wie kann sich eine Stadt, die durch hohe Arbeitslosigkeit und den entstandenen Aufwand an Sozialleistungen in den Ruin getrieben wurde, durch Kultur profilieren? Nur durch ein Engagement ihrer Bürger. Doch ob eine solche politische Strategie aufgeht, hängt davon ab, wie die Stadt mit ihren Bürgern umgeht. In der Kulturpolitik ist es alte Duisburger Tradition, nur oder primär die eigenen Institute und Events als Kultur zu begreifen, in Konkurrenz zu den Ereignissen in anderen Städten, auf Groß- und High- zu setzen, bis der Blick trübe und die Haltung, dann aber aus Prinzip,  arrogant wird.

Ich erinnere mich noch gut an eine Frau Magdowski (CDU), ehemalige Kulturdezernentin der Stadt und Liebhaberin der Bildenden Künste, die zwar Gefallen an einigen bildnerischen Arbeiten aus der freien Szene finden konnte, ein soziokulturelles Zentrum, wie es damals im Gespräch war – das spätere Hundertmeister – als „Rockschuppen“ verunglimpfte. Nicht durch das Kulturamt, sondern durch den Dezernenten für Jugend (und weitere Angelegenheiten), Herrrn Bildau (SPD), wurde das Projekt damals unterstützt. In Duisburg gelten seit alters her skurrile Kulturbegriffe.

Inzwischen – das Hundertmeister samt den dazugehörenden Produktionsräumen an der Steinschen Gasse ist an der Geschäftsführung gescheitert – geht es in Duisburg um den Bestand der städtischen Projekte, um den Kernbestand Duisburger Kulturidentität. Mit dem relativ neuen Theater am Marientor wusste man nach der absehbaren Pleite des Betreibers nichts anzufangen, die Finanzierung des alten, historisierenden Gastspieltheaters ist in Gefahr, ebenso die der städtischen Festivals. Derzeit wird öffentlich um die konzeptionell spannende Traumzeit gerungen. Auch im Internet.

Ein offener Brief wie der von Tim Isfort, ehemaliger künstlerischer Leiter des Traumzeit-Festivals, hätte ohne die Verbreitung durch das Internet eine weitaus geringere Reichweite gehabt. Auch auf Xtranews  ist sein engagiertes Plädoyer zu lesen, mit dem breitflächig um Unterstützung gebeten wird! Zu hoffen bleibt, dass dieser Gewinn an Öffentlichkeit auch zu einer Handlungsbereitschaft führt, die der Stadt hilft, eine unlängst erreichte Anerkennung unter Musikliebhabern zu bewahren. Die Besonderheit der Traumzeit sei auch in diesem Artikel noch einmal hervorgehoben: Das angebotene Spektrum reicht von außergewöhnlichen Popklängen über Jazz und Fusion bis hin zur Improvisierten Musik (entstanden aus der Mischung von Free Jazz und Neuer Musik): Ein Festival der Entdeckungen!

Aktuell finden die 34. Duisburger Akzente  statt, die programmatisch noch weiter gefasst sind, alle Sparten umfassen, auch wenn das Schauspiel weiterhin ein zentraler Bestandteil ist. Die vom Festivalbüro aus geäußerte Idee, die beiden großen Festivals, Traumzeit und Akzente, zukünftig im Wechsel auszurichten, war vor allem der finanziellen Lage der Stadt geschuldet.

Es sei aber in Erinnerung gerufen, dass es neben diesen Festivals noch weitere überregional bedeutsame Events in Duisburg gibt: Die Duisburger Filmwoche  gehört dazu, die dem deutschsprachigen Dokumentarfilm gewidmet ist, das Open Air Folkfestival, das vom Jugendzentrum Tempel in Rheinhausen veranstaltet wird, und die Veranstaltungen des  Lehmbruck-Museums. Erst kürzlich fand die Sonderausstellung „100 Jahre Knieende – Lehmbruck in Paris 1911“  viel Beachtung.

Etwas schade ist, dass es in Duisburg bislang nicht gelungen ist, Kultur von den Veranstaltungsflächen und -raumen zu den Menschen, in die Straßen und auf die Plätze zu bringen. Ebenso ist das Internet noch weithin ungenutzt: Es wird lediglich als Plakatierungsalternative für herkömmliche Veranstaltungsformen verwendet. Vielleicht wären dies spannende Herausforderungen für die alternative und junge Szene. Und vielleicht kann die Stadt, auch wenn die Mittel knapp sind, durch eine sich öffnende Haltung und bei der Mittelbeschaffung unterstützen. Im Grunde fehlt in Duisburg ein Kulturbüro, das sowohl vernetzend als auch beratend tätig sein kann. Vielleicht kann aber auch aus der Szene heraus, auf der Basis eines soziokulturell orientierten Vereins, ein Engagement heranwachsen, das Vernetzung, Konzeptentwicklung und die Lichtung des Förderdschungels als zentrale Aufgabe ansieht: zumindest für ein jährliches Ereignis, das die Möglichkeit eröffnen würde, neue Ausdrucksformen ausprobieren zu können und die Menschen staunen zu lassen!

 

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