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Stadtansichten Tokios: Proto Anime Cut

Copyright: STUDIO-DEEN - Tohoku-Shinsha

Häuserschluchten gleiten über den Bildschirm. Eine Abfolge von Straßenszenen des realen Tokios aus der Vogelperspektive. Die Stadt von Heute steht im Dokumentarfilm am Beginn der Reise durch das Visionäre, das Irreale. In den 90ger Jahren schufen 6 Künstler mit „Real-Kei“ eine Richtung im Anime-Genre, die auf detaillistische, greifbare Szenarien setzt. Um das Imaginäre zu schaffen, muss allerdings zuerst die Gegenwart untersucht werden. Deswegen erst das reale Tokio bevor es in den Räumen um die Vorstellungen Tokios in der Science-Fiction geht.

Jede Woche laufen an die 40 Serien im japanischen Fernsehen, 10 Animefilme werden jährlich in die Kinos gebracht. Kurator Stefan Riekeles muss daher zwangsläufig einengen, konzentrieren, zusammenfassen. Die Werke: „Neon Genesis Evangelion“, „Ghost in the Shell“ – Teil 1 und 2 – oder „Dimension Bomb“. Die sechs Künstler: Hideako Anno, Haruhiko Higami, Koji Morimoto, Hiromasa Ogura, Mamoru Oshii sowie Takashi Wakabe. Zwar zeigt die Ausstellung auch Ausschnitte aus den fertigen Filmen, doch hier ist eher das Unfertige im Mittelpunkt, der Prozeß wird herausgeschält. Bevor die Fließbandproduktion einsetzt sind es Künstler, die mit Bleistift, Tusche oder Gouache imaginäre Welten zeichnen.

(c) Studio Khara Universum Film GmbH

Dass „Ghost in the Shell“ – Teil I und II –  sowie „Neon Genesis Evangelion“ breiten Raum einnehmen darf angesichts der Bedeutung dieser Werke nicht verwundern.  Der Kontrast zwischen den riesigen Robotern, den Gebäuden und den angreifenden Aliens wird durch mehrere Ausschnitte aus „Evangelion 1.0 – You are (not) alone“ dargestellt. Takashi Watabe entwirft dabei Szenarien, die an Detailreichtum im Vorfeld nicht zu übertreffen sind. Diese Details verschwinden allerdings später im Film, sind nur Folie für das, was einst sein wird. Deutlich wird dieses Prinzip am Manga „Sarah“, hier wird eine ganze Abfolge von Szenen ausgestellt, die im späteren Manga keine Rolle mehr spielen. Es ist nur die Andeutung eines Settings, ein Erschaffen eines virtuellen Raumes für die Gedankenwelt des Autors. Dabei setzt Watabe zwar auch 3D-Modelle ein. doch sind auch dies nur Vorlagen, perspektivische Skizzen, die später von Hand übertragen werden. Koji Morimotos Musikvideo „EXTRA“ flimmert über einen Bildschirm. 1996 wurde dieses Video von MTV zum „Dance Video of the Year“ gewählt und löste mit der Optik und den seltsamen Wesen ein vermehrtes Interesse an Animes aus. Morimoto ist eine Ausnahme unter den sechs Künstlern: Während es sonst Art Directors, Storyboard Designer oder Experten für Hintergründe gibt, zeichnet Morimoto alles selbst. Aus den Konzeptentwürfen für „EXTRA“ stammt auch das Plakatmotiv für die Ausstellung: Ein Mädchen, das eine Pistole zückt.

c Studio Khara

„Proto Anime Cut“ im HMKV auf der dritten Etage im Dortmunder U lässt das Herz eines jeden Anime-Fans höher schlagen – besonders, weil es nur noch in Bonn eine vergleichbare Ausstellung über das Genre derzeit in Deutschland gibt. Abgerundet wird die Ausstellung dann im September noch mit einer Filmreihe im Rahmen des „Japan Media Arts Festivals“.

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