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Brandaktuell aufgeklärt: Die Lustreise der Lustigen

Unsere Autorin Annett Tenter über eine Dienstreise der Duisburger Stadtoberen ins floridianische Fort Lauderdale

Sauerland spricht durch Tenter

Liebe Duisburger Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, es freut uns, Ihnen die frohe Botschaft – exklusiv frisch nach unserer Rückkehr aus dem derzeit sehr schönen und sonnigen Fort (nach) Lauderdale – zukommen zu lassen, dass diese Reise, die Sie uns sieben Zwergen, äh, städtischen Abgesandten freundlicher Weise ermöglicht hatten, richtig lustig war.

Am lustigsten war der Moment als wir, Ihre sieben, kleinen Delegierten gleichzeitig versucht haben die Unterschrift des Oberbürgermeisters, was ich bin, unter diesen Städtepartnerschaftsvertrag zu setzen. Das war gar nicht so einfach, da jeder einen Buchstaben schreiben durfte, außer mir, ich hatte drei, denn ich bin schließlich der Chef! Nach einiger Zeit des Grübelns entschied ich, dass ich die ersten drei meines Nachnamens schreiben würde, also Sau, und die anderen in alphabetischer Reihenfolge ihrer Namen die übrigen.

Der Linke und die Beiden von der SPD werden sich ganz schön ärgern, wenn sie die Fotos sehen, die ich demnächst auf meiner Homepage unter „Neuigkeiten“ einstellen lasse, da ich mir überlegt habe, dass es besser sei, wenn die wieder aktiv ist. (Schließlich will ich noch mal für weitere vier Jahre der Oberbürgermeister, in seiner Rolle aber Geschäftsführer des Großkotzkonzerns Duisburg GmbH werden. Wofür ich mir extra, genau genommen nur für Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger bereits eine neue Krawatte gekauft habe. Aber auch weil meine Freundin die alte nicht mehr sehen konnte.)

Des Weiteren möchten wir nicht versäumen Ihnen mitzuteilen, dass wir alle wohl behalten aus dem herrlichen Florida zurück sind, was ein Fleckchen Erde ist, dass auch dem Uwe (Sie wissen schon, dem ehemaligen Reisebürobesitzer aus Wuppertal) ausgesprochen gut gefällt und dass wir uns sehr freuen, sozusagen als Gegenleistung nun wieder mit frischem Elan an unsere Stadtentwicklungstätigkeiten zurückkehren, was ja der Grund ist, weshalb Sie uns überhaupt gewählt hatten. Meine, äh, unsere Stadt will schließlich blühen, was sie ohne mich ja nicht täte! (Und wer noch, abgesehen von mir, kann so gut Bagger fahren und Kräne führen? Sehen Sie, sag ich doch, niemand! Außerdem wollte ich schon als Kind Bauarbeiter werden 😉

Der hauptamtliche Geschäftsführer unserer so überaus kreativen Duisburg Marketing GmbH teilt mit, dass er durch seine frühere Tätigkeit  als Reisebürobesitzer (der nur deshalb diesen gut bezahlten Posten in Duisburg gekriegt hat, weil ein Headhunter, ein Kopfjäger, das wegen dessen stimmigen Parteibuches so vorgesehen hatte) schon ganz schön viel rum gekommen ist in der Welt, vor allem in Amerika. Dort war er mit seiner Frau (die wiederum Miami ganz besonders liebt) mitunter besonders gerne in Florida und zwar in – ja, Sie ahnen es richtig – meine sehr geehrten Duisburgretter, in Fort Lauderdale. Womit es dann also, wir wollen es Ihnen nicht verschweigen, kein Zufall ist, dass Duisburg (welches wir, Ihre Delegierten, repräsentieren wie niemand sonst) nun ausgerechnet mit eben dieser Stadt eine eigentlich völlig unnötige Städtepartnerschaft eingegangen sind, weil sowieso keine Schüler von dort freiwillig nach Duisburg kommen, deren Existenz aber immens wichtig ist, weil wir der Welt zeigen wollen, dass Duisburg einen auf Amerika macht.
(Und das ja auch nur deshalb, weil wir, die Union, uns davon einen dreistelligen Zuwachs im Bereich Tourismus erhoffen.)

Der dortige Gouverneur überlegt schon, ob er nicht in Bälde mal unseren Zoo besuchen kommt, mit einer ihm exklusiv angebotenen Hafenrundfahrt, inklusive englischem Begleittext auf Hochglanzpapier, welches wir ihm als „Exklusivpaket aus dem Hause der DMG“ anbieten wollen, so sehr begeistert hatten ihn unsere Postkarten, die wir ihm aus Duisburg mitgebracht hatten. (An diesem Konzept muss aber erst noch gearbeitet werden, was Sie sicher verstehen, denn wenn Sie eines sind, dann das: geduldig und verständnisvoll)

Nun ja, es war richtig toll in Fort Lauderdale. Die Cocktails schmeckten prima, und manche Kellner sprechen sogar Deutsch! Wenn es Ihnen irgendwie möglich ist, dieses oder nächstes Jahr Ihren Urlaub mal an einem Stück von mindestens zwei Wochen zu nehmen, nehmen Sie ihn! Fliegen Sie hin! Und vergessen Sie nicht dem Mayor dort einen schönen Gruß von mir zu bestellen! Der ist ja ganz begeistert von uns. Wir hatten ihm erst einmal unsere ganzen architektonischen Visionen aus dem Hause Foster und Multi Development präsentiert. (Was selbstverständlich Namen sind, mit denen er was anfangen kann!)

Nochmals also vielen Dank für Ihr Verständnis und auch für Ihre kooperative Ader.

Bleiben Sie mir gewogen,

Ihr Geschäftsführer Oberwürgermeister Adi Schauerland, The Honorable Mayor of Duisburg

P.S. Einer meiner vielen Sprecher hat mir erklärt, dass ein Headhunter kein  Kopfjäger ist, dass dies etwas völlig anderes ist, tschuldigung. Ich hab sicherheitshalber noch mal bei wikipedia nachgeguckt, damit ich mich nicht wieder vertue. Da steht doch tatsächlich: Ein Headhunter ist ein Personalvermittler, der passendes Personal an Arbeitgeber vermittelt und dafür üblicherweise vom Arbeitgeber eine Provision erhält, was im Falle des hauptamtlichen Geschäftsführers der DMG ja auch stimmt.

P.P.S. Des Weiteren soll ich noch anfügen, dass es nicht stimmt, dass diese lustige Reise, Sie, unsere Steuerzahler bezahlt haben, sondern wir aus unseren eigenen Taschen.

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