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Arved Fuchs und Jack Wolfskin: Galoppwerbung

Diese Woche habe ich mir mal auf Arte „Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik“ angesehen.

Die Serie hat mich etwas weniger begeistert als andere Naturfilme auf Arte, weil zugegeben teilweise wesentlich mehr Schiff zu sehen war als Natur und es ebenso zugegeben nicht mein Ding wäre, so eine Reise. Aber gut, deshalb schaut man es sich ja auch gemütlich in HDTV zuhause an, und wenn es langweilig ist, kann man immer noch den schnellen Vorlauf nehmen.

In der Serie wurde recht realistisch das Leben auf so einem Schiff gezeigt, wobei ich mich schon wundern muß, daß man mal eben so einen Schiffsmotor 30 Minuten warmlaufen läßt. Geht es hier denn nicht um naturschutz? Beim Auto darf man das ja keine 2 Minuten mehr tun, und hat dann eine nach 300 m wieder zufrierende Windschutzscheibe, muß dann blind weiterfahren (und im Graben landen) oder mitten auf der Hauptverkehrsstraße aussteigen und den Wagen nun doch warmlaufen lassen und wieder freikratzen, während alle anderen hinter einem stehen (oder überholen und einen umfahren, weil ihre Scheibe auch zu ist).

Ebenso komisch fand ich, daß man zwar „Neufundland“ sagte“, aber „Nowaskoschia“ (Nova Scotia), wo „Neuschottland“ doch ebenso logisch wäre. Aber vielleicht nicht so schick denglisch klingt.

Was mir allerdings sehr unangenehm auffiel, war die ständige Anwesenheit von Jack. Nein, nicht Daniels, sondern Wolfskin. Ja, der Laden mit der Taz-Tatze. Der sich einen Pfotenabdruck, der nicht mal aus seinem Hause kam, zur Marke eintrug und dann jeden abmahnte, der irgendwo Katzen-, Hunde- oder Bärenpfoten abbildete.

Die schlimmsten Exzesse im Pfoten-Abmahnen hat das Unternehmen zwar zurück genommen, aber es ist mir dennoch seitdem unsymphatisch: Wer zu sehr auf Äußerlichkeiten, auf Marken, setzt, hat nicht wirklich was Inhaltliches zu bieten.

Daß Arved Fuchs und Jack Wolfskin eine Partnerschaft haben und der Tatzen-Abmahner den Expediteur sponsort, dagegen ist ja zunächst nichts einzuwenden. Das dürfen die halten, wie sie wollen. Wenn dann auch alle Kleidung bis zu den Socken von Jack kommt, auch ok. Geld übrig hat niemand, und so haben die Polarschiffer vielleicht wenigstens genug Wäsche zum Wechseln dabei – dem Fernsehzuschauer kann es ja egal sein, wenn es an Bord müffelt, aber die Filmcrew freut sich.

Aber, mit Verlaub: Ein so extremes Product Placement, eine so heftige Schleichwerberei ist mir in Deutschen Fernsehen noch nie begegnet. Und da wird ja schon recht gerne schleichgeworben.

Es gibt wirklich keine Einstellung in den von Medienkontor gemachten Arte-Dokumentationen, in denen Arved Fuchs zu sehen ist, in der nicht entweder auf dem Schiffssegel, seiner Jacke, seinem T-Shirt, seiner Kappe oder wenigstens einer geschickt umgeschlagenen und zentral ins Bild gerückten Naht „Jack Wolfskin“ zu lesen ist.

Nein, das ist keine Schleichwerbung mehr. Das ist Galoppwerbung. Wie bitte hat Arte so eine Produktion abnehmen können, ohne eine Reduktion der ständigen Werbeeinblendungen zu fordern? Eigentlich gehört „Dauerwerbesendung“ über diese Serie geblendet.

Irgendwer sagte mal, Arte, das sei doch der Kochsender mit der Sarah Wiener. Schlimm genug. Ich finde die Frau irgendwie schrecklich und Arte ist nun wirklich kein Kochsender. Aber jetzt ist es der Tütensuppenkochsender mit der Tatze. Wie lange darf die Taz wohl noch auf Arte werben, bevor auch das von Jack Wolfskin verboten wird?

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