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Politik und Wirtschaft warnen vor dramatischem Fachkräftemangel …

… dabei sind die Probleme doch hausgemacht.

Jetzt schlägt die Bundesregierung Alarm, denn die Auswirkungen des Fachkräftemangels in Deutschland könnten noch verheerender sein als bisher angenommen. Vor allem im Gesundheitssektor droht einem Regierungspapier zufolge ein dramatischer Engpass, wie das Online-Magazin stern.de heute meldet.

Natürlich sind die Probleme in der Besetzung der Arbeitsplätze auch auf den demografischen Wandel zurückzuführen. Bis 2025 werden ca. drei Millionen Arbeitskräfte wegfallen. Besonders problematisch ist auch, dass die Zahl der deutschen Schülerinnen und Schüler um ca. zwei Millionen in den kommenden 15 Jahren sinken wird.

Aber der Fachkräftemangel kann nicht ausschließlich auf Konsequenzen der demografischen Entwicklung in unserem Land zurückgeführt werden. Denn zu groß sind die Fehler, die sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft gemacht worden sind. Hätte man schon vor einigen Jahren den Bildungssektor reformiert, stünde man heute nicht vor dem Problem, dass Arbeitskräfte nicht ausreichend qualifiziert worden sind, um der Nachfrage an Fachkräften nachkommen zu können. Vertreter aller Parteien müssen sich diesen Schuh anziehen.

Aber auch die Wirtschaft kann sich aus der heutigen Problematik nicht herausreden, denn auch sie trägt eine Teilschuld an der Misere. Zu lange hat die Wirtschaft darauf verzichtet, genügend Ausbildungsplätze anzubieten und in zusätzliche Weiterbildungsangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren.

Im Gesundheitswesen wird der Mangel besonders deutlich: Schon 2020 werden voraussichtlich 56.000 Ärzte fehlen. Es steht nicht zur Debatte, dass es Zugangsbeschränkungen geben muss. Aber wenn die Hürden derart hoch sind, dass es gerade in ländlichen Gegenden bald zu erheblichen Engpässen kommen wird, dann muss in Frage gestellt werden, ob das gegenwärtige Vergabesystem für Studienplätze in der jetzigen Form überhaupt angebracht ist. Denn wer sagt, dass jemand mit mittelmäßigem Abiturdurchschnitt automatisch kein guter Arzt werden kann? Was bringt ein Abiturient mit einem 1,0-Durchschnitt, der möglicherweise kein Blut sehen kann? Eignungstests könnten hier Abhilfe verschaffen.

Zurück zum Fachkräftemangel insgesamt: Eine Verbesserung des Fachkräftemangels mit Hilfe eines gelockerten Zuwanderungsgesetz – wie es von Wirtschaftsminister Brüderle gefordert wird – reicht nicht aus, um langfristig der Nachfrage an Fachkräften nachzukommen. Wenn insbesondere die Politik in nächster Zeit keine Konsequenzen ziehen und umfangreiche Reformen (vor allem im Bildungssektor) durchsetzen wird, wird das Problem in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nicht behoben werden können.

Tim Schmitz

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