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Sommeruniversität gegen Antisemitismus: „Vom religiösen Vorurteil zum säkularen Ressentiment“

Denkmal für die ermordeten Juden Europas 
Image by Wolfgang Staudt via Flickr

Bereits zum fünften Mal fand vom 9. bis 11. September 2010 die Sommeruniversität gegen Antisemitismus in Berlin statt. Auch in diesem Jahr hatte das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin (ZfA), unterstützt vom Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) und der Hans-Böckler-Stiftung Multiplikatoren der politischen Bildung eingeladen, sich unter dem Titel „Vom religiösen Vorurteil zum säkularen Ressentiment“ mit den vielfältigen Facetten des Antisemitismus auseinanderzusetzen. Etwa 130 Lehrer und Journalisten, Mandats- und Funktionsträger von Parteien und Gewerkschaften, Studierende, Ausbilder, Vermittler und interessierte Privatpersonen haben die zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen der Sommeruniversität besucht. 

Die Sommeruniversität beleuchtet jedes Jahr unterschiedliche Aspekte des Antisemitismus und der Minderheitenforschung. Dabei sollen stereotype Prägungen und Rollenbilder im Kultur- und Geschichtsbewusstsein aufgedeckt und dekonstruiert werden, um einen ideologiefreien Diskurs zu ermöglichen. Wichtig dafür ist es, in einem ersten Schritt kognitives Wissen zu vermitteln. Als etabliertes Wissensforum will die Sommeruniversität ihren Teilnehmern die notwendige Kompetenz vermitteln, antisemitischen Ressentiments mit Argumenten entgegenzutreten. Zahlreiche Experten, unter anderem der Leiter des ZfA  und BfDT-Beiratsmitglied Prof. Wolfgang Benz, sprachen in Vorträgen zu dem weit reichenden Themenkomplex. Im Anschluss konnten sich die Teilnehmer in Workshops konkreten Beispielen und Problemstellungen zuwenden. Dort waren auch ihre persönlichen Erfahrungen gefragt. 

Auch das BfDT war wieder mit einem Workshop bei der Sommeruniversität vertreten. Unter dem Titel „Zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus“, stellte Markus Priesterath, stellvertretender BfDT-Geschäftsführer und Themenbereichsleiter Extremismus und Antisemitismus, die Arbeit des BfDT vor. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt des Workshops vor allem auf dem präventiven Engagement gegen Antisemitismus. Das spiegelte sich auch in der Wahl der Workshoppartner wieder: Meggie Jahn von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V. (DIG), Christine Mähler von ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch und Dirk Hempel von Yad Achat – Knowledge on Exchange haben das BfDT zur Sommeruniversität begleitet. Alle drei Organisationen sind bereits Partner des BfDT bei verschiedenen Vorhaben und präsentierten im Workshop ihren Ansatz, antisemitischen Ressentiments vor allem präventiv entgegenzuwirken: durch Austausch auf verschiedenen Ebenen, gegenseitiges Kennenlernen und gemeinsame Aktivitäten. Während die DIG sich übergreifender mit dem Ausbau der deutsch-israelischen Freundschaft befasst, ist für ConAct als Einrichtung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) der direkte Austausch zwischen deutschen und israelischen Jugendlichen das Hauptanliegen. Yad Achat als Netzwerk von engagierten Historikern, Politologen, Pädagogen, Juristen und Journalisten fördert überwiegend den fachlichen Austausch, wobei alle drei auch Jugendreisen und -begegnungen organisieren. 

Die Teilnehmer des Workshops nutzten die Gelegenheit, um direkt mit den Praktikern ins Gespräch zu kommen. Die Diskussionen innerhalb der Gruppe waren dementsprechend rege und konnten viele Themenbereiche streifen. Mit Nachdruck betonten die Teilnehmer, die vorwiegend aus dem Bildungsbereich stammten, die notwendige Einbindung und Motivation der unterschiedlichen Generationen im Engagement gegen Antisemitismus. Auch neue Formen des Antisemitismus und Antizionismus wurden lebhaft besprochen. Die Erfahrungen der Workshopbesucher und die der Praktiker stimmten dabei in vielerlei Hinsicht miteinander überein. Die politische Lage in Israel, die viel stärker von Krieg und Militär geprägt sei, stimme nachdenklich. Vor diesem Hintergrund sei auch die polemisierende Medienberichterstattung, etwa zum Stopp des internationalen Hilfskonvois im Mai, unangebracht und sollte überdacht werden. Insgesamt waren sich die Teilnehmer einig: Langfristig können Vorurteile gegenüber Israel und dem Judentum am besten abgebaut werden, wenn das Verhältnis von Verständnis für das Gegenüber geprägt ist. Durch Begegnung und Dialog leisten Yad Achat, DIG, ConAct und viele andere einen wertvollen Beitrag dazu.

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