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Junge NRW-Politiker/Teil 5: Jens Bergmann (CDU) Vors. der Lesben&Schwulen-Union-NRW

Jung, engagiert, konservativ und schwul, so könnte die Überschrift zu einem Artikel über den 22-Jährigen Jens Bergmann lauten. Der gebürtige Hesse aus dem schönen Großkrotzenburg lebt seit einiger Zeit in Düsseldorf. Er studiert an der Uni Duisburg Politikwissenschaften. Er ist seit 2006 Mitglied der CDU und der Jungen Union und er ist seit Juni 2010 der Vorsitzende der LSU in NRW.  Ausserdem sitzt er auch im Bundesvorstand der Lesben-und-Schwulen-Union. Und alles das macht er, wie er sagt, aus Überzeugung!

Lesben-und-Schwulen-Interessenvertretungen bringen sicher die meissten nicht auf Anhieb mit der CDU in sofortigen Einklang. Aber dennoch gibt es diese Organisation innerhalb der Partei seit 1998. In vielen Landesverbänden der Partei gibt es daher regionale Basisgruppen. Eine davon ist NRW mit Sitz in Düsseldorf. Noch ist der innerparteiliche Zulauf in die LSU gering, aber die Hoffnung, das sich dies bald ändert, umso stärker.

Im Mittelpunkt unseres Gespräches stand somit die Lesben-Schwulen-Politik. Jens Bergmann schildert, das es leider immer noch eine recht kritische Wahrnehmung seiner Interessenvertretung innerhalb der CDU gäbe. Allerdings sieht er auch Tendenzen hin zu einer positiveren Entwicklung. „Wir machen derzeit kleine Schritte hin zur Behebung der Ungleichbehandlung von Homo-,gegenüber, Heteropaaren und sind sicher innerparteilich noch lange nicht da angekommen, wo wir hinwollen“, erklärt Bergmann den derzeitigen Stand der Dinge. Ihm geht es, wie allen Interessensvertetungen der Lesben und Schwulen auch um die Angleichung im Steuerecht. Allerdings sieht er besorgt, wie seine Partei derzeit eine völlige Gleichstellung der beiden Lebensformen kritisch behandelt. Hier ist er energischer Befürworter einer entsprechenden Änderung. Da gibt es in der CDU und auch in der CSU noch zu viele, die starke Vorbehalte gegen diese Gesamthematik haben. Bundesweit bekannte Mitstreiter innerhalb der CDU gibt es nicht, von Ole von Beust abgesehen, der die politische Bühne verlassen hat, stellt Jens Bergmann fest. Für NRW ruhen seine Hoffnungen, und die seines Verbandes,  auf Armin Laschet, dem Kandidaten für den NRW-Parteivorsitz. „Bei ihm habe ich ein gutes Gefühl in Bezug auf unsere Sache“, sagt Bergmann.

Bergmann und seine LSU arbeiten auch an dem Ziel, die gängigen Schwulen-Klischees abbauen zu helfen. “ Auch wir Schwule führen ein völlig normales Leben und sind nicht so auffällig, wie oftmals in den Medien dargestellt“. Womit er sicher Recht hat. Auch der LSU geht es um Akzeptanz ihrer Mitglieder in der Bevölkerung. Hier sieht Jens Bergmann besonders Probleme in ländlichen Gebieten für Homosexuelle. „Köln und Berlin sind da große Ausnahmen, was die Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben angeht.“, betont er dahingehend. Bedrückend empfindet er es auch, das eine latente Schwulenfeindlichkeit gerade bei vielen jüngeren muslimischen Männern vorherrscht. Dort muss ebenfalls Aufklärungsarbeit geleistet werden, meint Bergmann. Allerdings sagt er auch, das die Thematik Homosexualität in der heutigen Zeit weiter in die Öffentlichkeit gekommen ist und somit die einstmals sehr schwierigen Outings von jungen Schwulen und Lesben oftmals einfacher geworden sind. Zwar gibt es im alltäglichen Leben immer noch Situationen, die einen Schwulen dazu bringen, sich immer wieder für seine sexuelle Orientierung zu erklären, aber insgesamt sei die Lage doch besser geworden im Laufe der Jahre.

Die LSU geht, wie fast alle Interessenvertretungen der Schwulen und Lesben, verstärkt an die Öffentlichkeit. Teilnahme an CSD`s gehören da genauso zum Standartprogramm wie entsprechende Presseerklärungen und Statements auf den jeweiligen Websites. Beim diesjährigen CSD in Köln gewann die LSU sogar den ersten Preis um den besten Wagen der Veranstaltung. Auf der Website der NRW-LSU veröffentliche Jens Bergmann dazu folgendes: „Teile meiner Partei haben leider nach wie vor eine ablehnende Haltung gegenüber schwulen Themen. Doch der heutige Tag hat gezeigt, dass die CDU auch eine andere, eine modernere und offenere Seite hat. Es freut mich außerordentlich, dass der CSD-Wagen nicht allein von der LSU, sondern gemeinsam mit JU und CDU organisiert wurde.“

Jens Bergmann ist nicht nur jung und schwul, er ist auch konservativ und von Herzen CDU-ler. Das kommt in unserem Interview auch stark zum Ausdruck. Für ihn ist Karl-Theodor zu Guttenberg der derzeit beste deutsche Politiker, in den er große Hoffnungen für die gesamte CDU/CSU legt. Er legt Wert darauf sagen zu können, das er ein Patriot und stolz auf sein Land ist. Auf die Frage, was ihn mit Stolz erfüllt sagt Bergmann: „Die letzten 60 Jahre deutsche Geschichte waren Erfolgsgeschichte. Der nach dem schrecklichen Krieg geleistete Wiederaufbau war immens. Deutschland steht heute international gesehen besser als je zuvor da.“ Bergmann, der von sich selbst sagt, wirtschaftsliberal eingestellt zu sein, erklärt auch, warum die CDU seine Partei ist: “ Die CDU hat einfach die wirtschaftspolitisch gerechtesten Vorstellungen aller Parteien. Sie sieht nach wie vor den Mittelstand als wichtigen Leistungsträger unserer Gesellschaft an und sie fördert die individuelle Leistung jeden einzelnen.“

Christian Wulffs Rede anlässlich des Tags der deutschen Einheit am 3. Oktober 2010 findet seine volle Zustimmung. In unserem Gespräch lobt er auch Helmut Kohl, deren politische Zeit er zwar als kleiner Junge nicht zu beurteilen wusste, aber dafür heute umso mehr. „Kohl hat was geschafft, was niemand erreicht hat: die Deutsche Einheit mitzugestalten. Dafür gebührt ihm Respekt!“. Auf die Frage nach dem von einigen CDU/CSU-lern geforderten Rechtsschwenk in der Politik, meint Bergmann: „Wir brauchen in der CDU keinen ausgesprochenen rechten Rand. „

Jens Bergmann ist in der Tat eine wirklich interessante Mischung aus Jung und modern, Toleranz und Offenheit bei gleichzeitigem überzeugten Konservatismus. Aber diese Mischung machts vermutlich irgendwann aus, das er und sein Verband die Anerkennung in der CDU finden, die ihnen zusteht. Denn auch in der CDU, wie in der gesamten Weltbevölkerung, liegt der Anteil homosexuell veranlagter Menschen bei ca. 10%. Dies  für seine ParteifreundeInnen verständlich zu machen, so das sie es akzeptieren, dürfte eine der Hauptaufgaben des jungen Düsseldorfers für die Zukunft sein. Sicher keine ganz leichte Aufgabe, aber Jens Bergmann ist da zuversichtlich: „Wir sind auf einem guten Weg!“ Das findet der Autor hinsichtlich seiner Lesben-und-Schwulenorganisation auch!

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