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Auf einmal entsteht eine ganz große Blase

Betrachtungen zum Ende des Kapitalismus, Teil 3:

Auf einmal entsteht eine ganz große Blase

Mit der Weltwirtschaft läuft es nicht so, wie es laufen sollte. In Deutschland stehen zwar die Wirtschaftsdaten und die Konjunkturprognosen auf Aufschwung, aber das hatten sie im letzten Herbst in den USA auch getan. Viel zu früh, wie man heute weiß. Die Zockerbuden hatten wieder losgelegt, die Banken machten wieder Riesenprofite, und auch die Unternehmen der „Realwirtschaft“ schienen die schwere Krise überwunden zu haben.
Zur Erinnerung: die Rede ist von der Situation im letzten Herbst in den USA. Nicht heute in Deutschland. Ein paar Quartalszahlen und schon meint man, … – Pustekuchen. Die „Washington Post“ schrieb in diesen Tagen, dass die Finanzkrise nur der endgültige „Wendepunkt zum Schlechten“ war.
“In Amerika gehen die Lichter aus“, so die Einschätzung des Ökonomie-Nobelpreisträgers Paul Krugman. Amerika sei „auf einem unbeleuchteten, unasphaltierten Weg ins Nirgendwo. Krugman spielte mit dieser Metapher an auf die bankrotten Kommunen in den Vereinigten Staaten. Krugman hatte sich auch schon wiederholt zur deutschen Finanzpolitik und den ihr zugrunde liegenden Ideologemen geäußert. Hier geht es freilich um die USA. Bankrotte Kommunen – wo gibt es denn sowas?!

Bild: Wikipedia (Mary Mayr)

Okay, in Amerika. „Unbeleuchtet, unasphaltiert“ – okay, so schlau sind auch unsere Kommunalpolitiker. Aber was, wenn diese – relativ harmlosen – Maßnahmen nicht ganz ausreichen, um die Sanierung der Gemeindefinanzen hinzubekommen? Richtig: dann müssen wirkungsvolle Einschnitte her!
Man kann zum Beispiel den ganzen öffentlichen Busverkehr auf einen Schlag einstellen. Das hat ein Landkreis in Georgia gemacht. Das bringt etwas – finanzpolitisch, aber auch ordnungspolitisch. „Privat vor Staat“ sage ich da nur. Oder – Fantasie ist machbar, Herr Nachbar – man geht hin und führt die Vier-Tage-Woche ein. In den Schulen.
Das bringt natürlich nur etwas, wenn vorher die Lehrer von dem etwas antiquierten Beamtenverhältnis befreit werden und in die moderne Tarifform des Tagelöhners einsteigen. Aber dann kann die öffentliche hand richtig was sparen. So hat man das auf Hawaii gemacht. Freitags schulfrei. Dafür einen Tag länger am Strand. Die haben da aber auch ein Wetter. Allerdings kein Bier. Wahrscheinlich deshalb so vorwärts weisende Ideen.

Die öffentlichen Hände haben kein Geld, die privaten dafür umso mehr. Und weil Geld unter dem Kopfkissen nicht arbeiten kann, und weil Aktien nicht so angesagt sind, weil das mit der Wirtschaft doch nicht so will, kaufen die jetzt alle – hier waren wir in Teil 2 stehen geblieben – Staatsanleihen. Und zwar anständige und nicht so Zockerpapiere.
Bundesanleihen aus Deutsch- oder Amiland, wie es sich gehört, von mir aus auch welche aus Holland oder Frankreich. Natürlich keine von den PIGS und so. Die Kohle, die man den PIGS leiht, sieht man sowieso niemals wieder. Das hat auch der Ackermann gesagt; da müsste man ja bescheuert sein, denen noch mehr, nämlich eigenes, Geld zu leihen.
Denen, die vernünftig damit umgehen können, kann man natürlich Geld leihen. Ja, man muss es sogar; denn irgendwo muss es ja hin, das liebe Geld. Also kauft die Schwiegermutter vom Schwager meines Nachbarn Bundesanleihen. Jetzt unterbrechen Sie bitte nicht: Sparkassenbriefe, Bundesschatzbriefe, Kommunalobligationen und so etwas sind im Grunde dasselbe. Okay, Kommunalobligationen vielleicht nicht unbedingt. Zur Sache:
die Oma kauft dieses sichere Zeug, aber auch die großen Fonds und Versicherungen, die Scheichs und die Chinesen, und überhaupt alle. Die Herde rennt wieder.

Jetzt wird es interessant: deshalb sinken die Zinsen. Boah! Fragt sich: wieso das denn? Und: ist das nicht prima für die Wirtschaft? Das sagte doch der Lafontaine ständig. – Nun ja, da hatte der Oskar auch nicht ganz unrecht. Aber erstens hatte er es mit seiner Zinsargumentation sowieso etwas übertrieben. Und zweitens – und dafür kann Oskar Lafontaine nichts, aber wissen muss man es schon:
Zweitens fußt diese Argumentation auf dem Gedanken, dass niedrige Zinsen, also „billiges Geld“, dazu führen, dass die Reichen Aktien kaufen, also ihr Geld in die Wirtschaft pumpen, anstatt sicher zu sparen. Dass Unternehmer ihr Geld investieren anstatt es zu sparen. Und: dass sie günstig Kredite bekommen, um ihre Firma auszubauen. Dass Häuslebauer es nun wagen, einen Riesenberg an Schulden zu machen. Dass es für kleine Leute attraktiv ist, mit Konsumentenkrediten größere Anschaffungen zu finanzieren und damit Arbeitsplätze zu sichern bzw. zu schaffen.
Wenn dies aber alles nicht passiert, und die Zinsen einfach so fallen, weil nämlich immer mehr Geld in die Rentenmärkte fließt, also (was dasselbe ist) die Kurse für Anleihen steigen, dann entsteht eine, wie man heute so sagt, Blase. Und zwar eine ganz schön große Blase. Genau genommen ist sie auch schon da: die größte Blase aller Zeiten.

Was aber passiert, wenn die große Blase platzt, steht im vierten Teil meiner Betrachtungen zum Ende des Kapitalismus. Der erscheint morgen unter der Überschrift, na klar: wenn die große Blase platzt.

Serie zum Ende des Kapitalismus

Teil 1:  Totgesagte leben länger

Teil 2:  Double Dip oder Bubble Big

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