Bei der Bundestagswahl hätten zum ersten Mal die Menschen im Osten und im Westen gesehen und akzeptiert, dass man eine Kraft links von der Sozialdemokratie „als Korrekturfaktor“ brauche. „Und dieses gesellschaftliche Bedürfnis besteht nach wie vor. Insofern können das auch einige Leute bei uns nicht schaffen, uns tot zu kriegen. Das haben ja schon Medien versucht. Sie haben es nicht geschafft. Und das schaffen auch einige Mitglieder nicht“, so Gysi.
Wie auch seine Co-Kollegin Gesine Lötzsch, sei auch Klaus Ernst ein demokratisch gewählter Parteivorsitzender. Beide müssten die momentane Krise zusammen lösen. Ernst fahre privat einen alten Porsche, habe ein Almhaus in Österreich gemietet und habe mit dem Antritt seines Parteiamtes durch die Aufgabe seines Postens bei der IG Metall auf einige tausend Euro Gehalt monatlich verzichtet. Auch das müsse anerkannt werden. Aber es sei richtig, dass die neue Führung sich nach der jüngsten Kritik neue Strukturen verordnen sollte, „um natürlich die Glaubwürdigkeit nicht beeinträchtigt zu sehen“.
Man müsse daran arbeiten, dass Klaus Ernst seiner Partei wieder helfen könne, forderte Gysi. Die Struktur- und Vergütungsfragen für den Vorstand müssten noch einmal „in Ruhe“ besprochen werden, regte Gysi an. „Aber ich möchte auch nicht, dass man so direkt auf eine Medienkampagne reagiert, sondern dass man sagt, wir prüfen das noch mal durch und finden eine Lösung, wo dann die große Mehrheit der Mitglieder sagt, so geht es in Ordnung.“ Das gehe aber sicher nicht in großer Runde. „Da werden wir, wie ich uns kenne, einen kleinen Arbeitskreis bilden und der wird sich darüber Gedanken machen und so weiter.“