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Loveparade – Schmeling: “Keine Massenpanik”

Photo: Stephan Meiners | Xtranews-Pool

Bestürzt und betroffen traten heute Duisburgs Politiker – unter ihnen OB Sauerland sowie dessen Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe – die Veranstalter der Loveparade und die Mitwirkenden der Krisenstäbe vor die Öffentlichkeit. Konkrete Fakten zum dramatischen Ereignis des gestrigen Tages auf der Loveparade allerdings blieben unter dem Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Duisburg meistens unbeantwortet. Eine neue Erkenntnis aber: Die Duisburger Polizei braucht keine Kameras im Tunnel, wenn sie Helikopter habe.

„Die Trauer über dieses tragische Unglück, die mich jetzt im zeitlichen Abstand befallen hat, vermag ich nicht in Worte zu fassen. Dieses Unglück ist so entsetzlich dass ich es nicht fassen kann,“ waren die Worte des Oberbürgermeisters. Weiter fügte er hinzu: „Ich weiß, dass bei den Meisten von Ihnen und bei den meisten Menschen draußen die Frage nach dem Warum im Vordergrund steht. Diese Frage ist absolut berechtigt und muss beantwortet werden. Ich appeliere aber an alle den ermittelnden Behörden Zeit für ihre Ermittlungen zu lassen.“ Die Staatsanwalt Duisburg ermittele, alle Akten seien den Behörden übergeben worden. Zum Ereignis selber könne er nicht weiter Stellung nehmen. Die Frage, in wieweit Sauerland Verantwortung für die Ereignisse übernehmen würde, beantwortete der OB nur erneut mit dem Hinweis auf viele offene Fragen. Persönlich sei er nicht in die Vorbereitungen miteingebunden gewesen.

Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe betonte ebenfalls, dass alle notwendigen Unterlagen sich in den Händen der Behörden befinden würden. Direkte Nachfragen zu den Ereignissen wurden von beiden Politikern stets mit dem Hinweis auf laufende Verfahren abschlägig beantwortet. Rainer Schaller, Mitorganisator der Loveparade, verkündete, dass es keine weitere Loveparade mehr geben werde. „Die Loveparade war immer ein friedliches Veranstaltung und eine fröhliche Party“, sagte er. Die Schatten, die seit gestern auf dem Event lägen würden eine Wiederholung ausschließen.

Die Zahl der Toten und Verletzten wurde vom  leitenden Regierungsdirektor der „Zentralen Aufgaben“ innerhalb der Duisburger Polizei Detlef von Schmeling nach oben korrigiert. 18 Tote und rund 430 Verletzte wurden gestern Opfer eines Ereignisses, dass von Schmeling ausdrücklich  nicht als Massenpanik werten wollte. Die Opfer wurden nicht innerhalb des Tunnels gefunden, sondern auf der Westseite des Tunnels – so Schmeling. 16 Tote seien identifiziert, darunter ein Niederländer sowie Opfer aus China und Australien. Alle Opfer waren zwischen 20 und 40 Jahre alt. Momentan seien zwei Strafanzeigen gestellt worden, Vermutungen dass eine davon aus den Reihen der Feuerwehr komme bestätigten die Anwesenden nicht.

Schmeling rückte deutlich von den knapp 1,4 Millionen Menschen ab, die bisher als Besucherzahl genannt wurde. Die einzige reelle Zahl würde die Deutsche Bahn momentan liefern. Von 09.00 bis 14:00 Uhr wären es rund 105.000 Fahrgäste gewesen. Desweiteren sei das Sicherheitskonzept so ausgelegt gewesen, dass innerhalb der 18 Stunden der Zulauf an etlichen Punkten geregelt werden müsse. Generell habe die Polizei auch stets über den ganzen Tag vereinzelt neuralgische Punkte gesperrt.

Die immer wieder aufkommende Frage nach der Personenzahl für das Gelände und wieviele Besucher sich dort befunden hätten gab keine konkreten Anworten. Rund 250.000 qm, so Rabe aus dem Gedächtnis, beträge das Gesamtareal an Fläche. In wieweit im Vorfeld die Rede von separaten Ein- und Ausgänen oder zumindest Trennzäunen im Tunnel war vermochte er dann nicht aus dem Gedächtnis zu beantworten.

Überwachungskameras im Tunnel, so Schmeling auf Nachfrage von Xtranews, gab es nicht von Seiten der Polizei. Dazu hätte man ja Hubschrauber. Die Frage, ob man denn dann nicht anhand der Bilder sehen konnte wieviele Personen sich auf dem Gelände befanden blieb unbeantwortet. Stattdessen: Die Loveparade-Veranstalter bestätigten, dass es im Tunnel Kameras des Teams gegeben hätte. Die Auswertung des Material würde noch laufen. Das Sicherheitskonzept für den Tag, eine weitere Erkenntnis der Konferenz, sei mit Experten vorher genau abgesprochen und geprüft worden. Es sei sehr ausgeklügelt gewesen, so Rabe. Wie genau dieses Konzept ausgehen habe war nicht zu erfahren.

Etliche Fragen blieben offen, auf die dringend Antworten zumindest an diesem Tag gegeben hätten werden können. Bei den Journalisten war im Laufe der PK einerseits Fassungslosigkeit zu spüren angesichts der Tatsache, dass es keine konkrete Antworten auf die drängen Fragen gab. Dass ein ausführlicher Bericht zu diesem Zeitpunkt nicht vorlag war ebenfalls etwas, was für Unmut sorgte. Zum Anderen gab es zwar Raum für Fragen – Einzelgespräche nach der Pressekonferenz aber wurden nicht genehmigt mit Hinweis auf den Krisenstab. Die Empörung war allerdings groß als bekannt wurde, dass auch die Pressekonferenz selbst nur bis 13:00 Uhr dauern sollte – und der rüde Abbruch trotz einer noch ausstehenden Antwort erregte herben Protest. Die bewußte Ablehnung der Übernahme von Verantwortung für das Geschehen und das Verschanzen hinter der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft – all das schürte die Kritik, die den Verantwortlichen beißend ins Gesicht schlug.

Währenddessen haben die Duisburger am Tunnel der Karl-Lehr-Straße heute ihre Trauer und ihr Mitgefühl mit den Hinterbliebenen der Toten sowie den Verletzten des Dramas bekundet. Totenlichter und Zettel sowie Blumen liegen am Eingang des Tunnels, die Frage nach dem „Warum?“ können allerdings momentan selbst die Politiker nicht erklären.

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