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DGB-Demo gegen die rechten Aufmärsche in Marxloh

Image of Stadt Duisburg

Ein Bericht über die Demonstration und die Kundgebung gegen die rechten Aufmärsche – „Wir sind Duisburg“ und wir wollen Euch hier nicht!

Nein, so wie sich das mein Navigations-Gerät vorgestellt hatte, konnte ich nicht mit dem Auto bis zum Schwelgern-Stadion fahren. Die Polizei hatte nämlich Marxloh großräumig für den Autoverkehr gesperrt. Aber wie sich zeigen sollte, erwies sich dies doch nicht als das von mir befürchtete größere Problem. An der für die Weiterfahrt gesperrten Kreuzung informierte ein freundlicher Beamter die Autofahrer über Alternativen, und so ein Navigations-Gerät schlägt dem Benutzer nach einer kurzen Zeit des Nachdenkens ja ebenfalls eine andere Möglichkeit vor. Ich merkte rasch, dass der Polizist und das Elektrogerät in die gleiche Richtung dachten, und meine ohnehin grundsätzlich positive Einstellung zu den staatlichen Behörden und den neuen Technologien erwies sich als vollauf gerechtfertigt. Rubbeldiekatz stand ich auf dem Parkplatz des Schwelgern-Stadions.

Ich freute mich über das gute Wetter, über die vielen Kinder, die gekommen waren, und über die noch wesentlich zahlreicheren Einsatzkräfte der Polizei, die ganz viele große Autos mitgebracht hatten – darunter auch einige, die ich noch nie oder fast nie gesehen hatte. Ich hatte mich ja sicherheitshalber auch dick angezogen; aber viele Polizisten schienen noch verweichlichter zu sein als ich. Was die sich alles angezogen hatten: Helme, dicke Stiefel, und unter ihren Jacken auch noch ganz viel dickes Zeug. Aber noch mal: freundlich waren sie alle und locker wirkten sie.

Auf dem Platz vor dem Schwelgern-Stadion standen schon ein paar Hundert Leute. Man sah Fahnen vor allem der Jusos, der Grünen und der Linken. Zwei oder drei Leute von der MLPD waren auch da, um Flugblätter zu verteilen. Aber viel mehr junge Leute sangen richtig laut Arbeiterkampflieder. Das waren die Jusos. Nun denn, warum auch nicht, schließlich hatte der DGB die Demonstration und die Kundgebung angemeldet.

Also ging es auch sehr pünktlich los. Gut ein Kilometer lag vor uns, doch schon nach gut hundert Metern war Pause. Es ging zu früh los. Da immer mehr Menschen kamen, drohte der Demonstrationszug in kleinere Gruppen zu zerbröseln. Folglich hieß es Warten, Aufschließen, und eine Viertelstunde später ging es richtig los. Eine absolut friedliche Atmosphäre auf der Demo. Eine halbe Stunde später waren wir auf dem Patz vor der Merkez-Moschee.

Ich bin nicht gut im Schätzen von Teilnehmerzahlen. Aber zwei- oder dreitausend Menschen dürften wohl in diesem Demonstrationszug mitgelaufen sein. Das war zwar der größte, aber doch nur einer von vielen. Auf dem Platz standen auch schon sehr viele Menschen, und andere folgten weitere aus anderen Richtungen. Die Schätzungen gehen von 5000 bis 10000 Teilnehmern an den Protesten gegen die rechten Aufmärsche in Marxloh.

Rainer Bischoff, der DGB-Vorsitzende für Duisburg und den Niederrhein leitete die Demonstration und moderierte die Kundgebung. Nach seiner Begrüßung kam zuerst der Alt-OB Josef Krings (SPD) zu Wort. „Wer seine Heimat liebt, denkt international“, hatte ich mir aus seiner Rede notiert. Ich hätte mehr notieren können; Krings war der einzige Redner, der die Schrecken des Naziterrors und des Kriegs bewusst erlebt hatte. Man spürte, wie er sich aufregte über die Ewiggestrigen, die daraus nicht gelernt haben oder nichts daraus lernen wollen.

Nach ihm sprach Adolf Sauerland (CDU), der amtierende OB. In markigen Müntefering-Deutsch rief er: „Duisburg kann Integration!“ Und wir leben sie, fügte er hinzu – unter dem Beifall der Kundgebungsteilnehmer, die ganz offensichtlich mehrheitlich aus Wählern der SPD, der Grünen und der Linken bestanden.

Politische Prominenz Bund und Land war in großer Zahl anwesend. Doch damit die Rednerliste nicht zu lang wurde, und um den Eindruck einer Veranstaltung im Rahmen des Landtagswahlkampfs zu vermeiden, vereinbarten die Organisatoren, nämlich der DGB, die Stadt Duisburg und das Marxloher Bündnis, dass ausschließlich Duisburger sprechen. Allerdings bat Rainer Bischoff, weil sie viele Demonstranten sehen wollten, die Promis auf die Bühne: Sigmar Gabriel und Hannelore Kraft von der SPD, Volker Beck und Sylvia Löhrmann von den Grünen und den Vorsitzenden der NRW-Linken, Wolfgang Zimmermann.

Reden konnte Bürgermeister Erkan Kocalar (Die Linke), gleichsam als ein Beispiel gelungener Integration in Duisburg, Dr. Jürgen Thiesbonenkamp als Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage, und Armin Schneider, der im Namen beider christlicher Kirchen ausdrücklich erklärte, dass die von ProNRW gewählte Parole vom „Abendland in Christenhand“ nicht mit den Positionen der Kirchen in Einklang zu bringen sei.

Für die jüdische Gemeinde rief deren Geschäftsführer Michael Rubinstein: „Egal, ob Christ, Jude oder Muslim: „Wir sind Duisburg und nicht die, die von außen kommen und hier Hass säen wollen!“

Siegfried Bohlen berichtete vom Marxloher Bündnis als „Erfolgsstory“: in nur wenigen Wochen habe man all dies hier auf die Beine stellen können, weil man weltanschauliche Differenzen und persönliche Eitelkeiten ganz weit nach hinten geschoben habe.

„Wir sind Duisburg“ – die große Flagge, die zum 27. Januar 2009 geschaffen wurde und auf der alle hier lebenden Nationalitäten aufgeführt sind, wurde auf die Bühne geholt. Zum Schluss sprach Sevket Avci, der Vorsitzender des Duisburger Integrationsrates. Er wusste es schon vorher, und dieser 28. März hat ihn darin bestätigt. Wir alle, egal was uns trennen mag, meinen es ernst. Egal wo wir herkommen, woran wir glauben: wir haben uns zu respektieren: Wir sind Duisburg!

Werner Jurga

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