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Kulturhafen 2010 ohne Kai oder die Duisburger Musikschule ist nicht der MSV

musikhochschuleNoch ist nichts entschieden. Glücklicherweise. Noch sind all die Vorschläge für die sogenannte Duisburger Sparliste nicht mehr als das: Vorschläge. Entschieden ist momentan nichts, aber es steht fest, dass die klamme Stadt Duisburg – was wir alle natürlich auch längst schon vor der Wahl wußten, natürlich – stramm sparen muss. Und wo spart eine Stadt am Besten? Natürlich bei den sogenannten freiwilligen Leistungen. Die liegen im Kulturbereich.

Wie gesagt: Noch ist alles Verhandlungssache, noch sind die ganzen Punkte über die in den Medien berichtet wird noch reine Spekulationen. Doch die Zeichen verdichten sich dass zumindest das, was die NRZ erfahren haben wollte wohl Realität wird. Sie berichtete am 04.12. über die Sparliste, die momentan durch das Rathaus kreist. Ein Punkt dabei: Die Auflösung der Musikschule. Korrekt müsste es heißen die Auflösung der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule: Verwaltungsintern soll geprüft werden, wie und in welchem Zeitraum die Abwicklung der Musikschule bewerkstelligt werden kann. Für das Unterrichtsmaterial der Musikschule gibt es bereits eine Lösung: Instrumente und Lehrbücher könnten den Schulen überlassen werden. So die NRZ, die dann pikanterweise auch noch erwähnt, dass man zuvor allerdings nochmal als Schwanenabgabe die Gebühren erhöhen möchte bevor man das Ganze abwickelt.

Dass Instrumente und Lehrbücher den Schulen verbleiben sollen ist noch eine Pikanterie der besonderen Art. Denn bekanntlich existiert an den Schulen das vom Land NRW geförderte JEKI-Projekt. Ein Projekt für dass sich in Duisburg besonders die Philharmoniker engagieren und dass allgemein auf gute Akzeptanz stößt. Und ein Projekt zur europäischen Kultuhauptstadt 2010. Und ein Programm, das an den Schulen durchgeführt wird. Könnte es sein, dass man hier ins Auge gefaßt hat, dass JEKI den regulären Musikschulunterricht ersetzen soll? Es klingt zumindest so. Allerdings: Die Stiftung Jedem Kind ein Instrument ist Trägerin des Programms. Sie berät die teilnehmenden Musikschulen bei der Umsetzung vor Ort in den Grundschulen. Was passiert wenn vor Ort keine Musikschulen mehr da sind um das Programm umzusetzen ist natürlich eine gute Frage – schließlich ist das Projekt ja über 2010 hinaus gefördert und gesichert. Und wer dann an den Duisburger Schulen die Schüler unterrichten soll wenn die Mitarbeit der Musikschule und der Einsatz der Musikschul-Lehrer – denn die braucht man schließlich für das Projekt und mit Sicherheit werden die Schulen mit dem auch knappen Budget wohl keine Extra-Kräfte für ein paar Stunden in der Woche anstellen – wegen der Abwicklung der NMKS fehlt ist eine gute Frage. Offenbar eine, die man sich bisher in der Diskussion noch gar nicht gestellt hat.

Vielleicht helfen ja mal ein paar Zahlen um das Ausmaß zu verdeutlichen – diese sind auch in der WAZ vom 09.12. nachzulesen: Falls die NMKS abgewickelt wird stehen 6500 Schüler vorläufig erstmal vor verschlossenen Türen. Und natürlich auch die sie betreuenden Lehrkräfte – 113 an der Zahl. Da nicht die Rede davon ist, dass diese auf die Schulen verteilt werden sondern nur die Instrumente und die Lehrbücher stehen diese 113 Lehrer und Lehrerinnen erstmal vor dem Nichts. 6500 Schüler, die offensichtlich dann wohl zusätzlich an den Schulen betreut werden müssen. Nochmal die Frage: Von welchen Lehrern? Von den 113, die dann irgendwie auf die Schulen verteilt werden? Es ist ja nicht so als ob wir in NRW nun DEN Lehrerüberschuss schlechthin hätten… Wie sich das der Rat der Stadt genau vorstellt, das wird man wohl dann erfahren wenn genauere Details des Ganzen vorliegen.

Dass die geplante Abwicklung der NMKS nun ausgerechnet in das Jahr fällt, in dem die Kulturhauptstadt 2010 gefeiert wird und Duisburg sich als Hafen der Kulturhauptstadt bezeichnet – zudem auch noch in einer Stadt, deren Kulturdezernent vor kurzem noch einen bedeutenden Kulturpreis bekam – das ist wohl etwas, was man dezent als „schlechtes Timing“ bezeichnen kann. Ein Hafen der Kultur, dem ein wesentlicher Kai beraubt ist, ist kein gutes Aushängeschild für das kommende Jahr. Das könnte man vielleicht auch momentan im Rathaus überdenken. Denn noch – und das ist zu betonen – noch ist das Ganze ja nur ein Vorschlag. Ebenso wie vieles andere auf der sogenannten Sparliste.

Doch Duisburgs Bürger wollen sich nicht einfach damit abfinden, dass hier eine Institution geschlossen werden solle, die den Kindern Bildung und Zukunft vermittelt. So findet momentan eine groß angelegte Unterschriftenaktion zum Erhalt der NMKS statt die bis zum 25.01.2010 läuft. Initiiert wurde sie von Anja Heyn, die eine Vernetzung von Kulturliebhabern in Duisburg veranlassen möchte. Das in der Mail angehängte PDF  Schreiben an den Rat der Stadt Duisburg ruft zum Sammeln von Unterschriften gegen die Schließung der NMKS aus. Ein Aufruf, den man aus vollstem Herzen unterstützten kann und vielleicht gelingt es doch noch die Schließung einer kulturellen Institution der Stadt wenn nicht aufzuhalten so eventuell doch zu mindern.

(Und natürlich wäre die Stadt vermutlich auch genauso strikt am Überlegen wenn es um den MSV gehen würde, es kann ja nicht sein dass der Fußball eine geringe Wertschätzung erfährt als die Kultur – oder umgekehrt?)

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