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Kommentar: Duisburg hat ein „Nummerngirl“

gruen„Gott sei Dank“ werden viele Duisburger denken, wenn die Kommunalwahl und die darauf folgende Bundestagswahl endlich vorbei sind und die vielen überdimensionalen Wahlplakate endlich geschreddert werden. Wochenlang grinste uns Adolf Sauerland an, mal mit MSV-Schal, mal in trauter Runde mit behelmten Arbeitern. Mal war er „einer von uns“ dann mal wieder „einer für uns“. Und mal Hand aufs Herz: Auch beim tausendsten Anblick des sympathischen Lächelns von Jürgen C. Brandt mag dem ein oder anderen die Fröhlichkeit im Hals stecken bleiben.

Doch jetzt, ein paar Tage vor der Wahl, geben die Grünen alles, holen ihre Trümpfe aus dem Ärmel und bannen sie auf haushohen Plakatwänden. Doris Janicki hat bei der Aktion den Vogel abgeschossen und posiert wie ein „Nummerngirl“ auf den neuen Wahlplakaten der Duisburger Grünen. Die Sonnenbrille stylish auf dem Kopf nach hinten gezogen, die Fingernägel modisch manikürt. An den Fingern, Ohren und Hals glitzert das Geschmeide, welches selbst Haremsdamen vor Neid erblassen lassen würde. Die Augen weit aufgerissen. Reingepresst in die stonedwashed Jeans um eine gute Figur zu machen und von der Werbeagentur in Fotomontage vor das Forum Duisburg retuschiert, mit dem Schild „Mit uns wird Duisburg lebenswerter“ in der Hand. Da wünscht sich der Betrachter die gute alte Sonnenblume als Stil- und Werbemittel der Bündnisgrünen zurück. Auf der anderen Seite müssen wir aber dankbar sein, dass die Werbeagentur noch so gnädig mit uns war und nicht die Idee der Kaarster Grünen übernommen hat und uns den nackten Pöppes von Doris Janicki vor dem Forum präsentiert hat.

Aber lassen wir das Äußerliche und gehen einfach auf den Begriff „lebenswerter“ ein. Die Frage ist nur, für wen Duisburg lebenswerter geworden ist – oder werden soll? Sicher, die Grünalgen-Liebhaber am Töppersee in Rheinhausen, für die ist es lebenswerter geworden. Was aber ist mit den 70.000 Transferempfängern in Duisburg? Nein, denen wollte man das Leben nicht lebenswerter machen. Liest man die Protokolle des Ausschusses für Arbeit, Soziales und Gesundheit, so kann man sich einen guten Überblick über Doris Janicki machen. Mit den Stimmen der CDU haben die Grünen etliche Anträge von SPD und Linke abgelehnt, die die Lebenssituation der Ärmsten in dieser Stadt ein wenig verbessern sollten.

Wenn es zum Beispiel um die Angleichung der Berechnung der Warmmieten für ALG2-Empfänger ging, lehne Janicki dies zwar ab, sprach dennoch von einer „gefühlten Notwendigkeit“, das später mal prüfen zu lassen. Oder der Antrag die Kosten für Lehrbücher für Angehörige von ALG-II-Bedarfsgemeinschaften zu übernehmen, wurde von Grünen und CDU abgelehnt. So auch der Antrag, Kindern mit Sozialhilfebezug zur Einschulung eine Pauschale in Höhe von 80 Euro für eine sog. „Erstausstattung“ (Tornister, Mäppchen, Schreibwaren, Hefte, Tuschkasten, etc.) zukommen zu lassen. Dieser wurde von der selbst als Lehrerin tätigen Janicki mit Stimmen der CDU abgelehnt. (Na ja, wozu gibts den Bücherfonds von Immersatt, der regelt das alles schon irgendwie…)

Als dem Parteifreund Norbert Maul der Ombudsmann der ARGE Dietrich Schoch zu unbequem wurde und diesr ihn kurzerhand am langen Arm verhungern ließ, äußerte die Bürgermeisterin lapidar: Erstaunlich sei, dass man sich vor dem Hintergrund einer Weltwirtschaftskrise und hoher Arbeitslosigkeit diesem Thema mit einer solchen Vehemenz widme. Letztendlich könne sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der eigentliche Konflikt darin bestanden habe, dass die Chemie zwischen zwei Männern nicht stimme. In der Rheinischen Post vom 26.8 behauptet sie auf die Frage nach 1-Euro-Jobbern: „Die erwähnten 1-Euro-Jobs gibt es in Duisburg nicht, nur Arbeitsgelegenheiten mit einer Mehraufwandsentschädigung von 2 € pro Stunde.“ Gut, dann sind es eben 2-Euro-Jobs Frau Janicki.

Wieso überhaupt noch für Doris Janicki Plakate geklebt werden, ist seit dem Interview mit dem WDR rätselhaft. Schließlich würden ja danach selbst die Grünen nicht daran glauben, dass Janicki tatsächlich Oberbürgermeisterin wird. Zumindest diese Verschandelung der Werbeflächen hätte man sich also sparen können.

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