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Der Brutkasten (2)

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2.1./ Offenbar kann es schwierig werden, über etwas zu sprechen bzw. zu schreiben. Logische Klassen kämen dabei den Wissenschaften entgegen, soweit sie empirisch ausgerichtet sind. Ginge man davon aus, ‚Brutkasten‘ wäre eine logische Klasse, die alle Brutkästen bezeichnete – und schon gäbe es ein Problem. ‚Brutkästen‘ wäre als Klasse anzugeben, würde man berücksichtigen wollen, dass diese Kästen verschieden sein könnten, sogar falls es sich um industrielle Produkte handelte. Bezüge auf einzelne Sachen wären hingegen literarische relevant, doch ‚Brutkasten‘ wäre zu unspezifisch. Es würde lediglich helfen, den Kontext zu berücksichtigen, auf konkrete Erläuterungen zu achten. Mir fehlen jedoch solche Erläuterungen meiner Eltern, und Erinnerungen habe ich keine. Die literarisch orientierte Betrachtung kann aber auf anderes gehen als auf die Konkretisierung eines Kastens, z.B. auf einen Kontrast: ‚Meine Heimat ist ein Brutkasten‘ hatte ich geäußert. Und schon wird deutlich, dass es sich um Prosa handelt.

2.2/ Wäre der unspezifische Brutkasten aber empirisch? Was für eine penetrante Frage! Was hat man für ein Ungetüm zu sein, um so eine Frage stellen zu können? Nun, sie gehört der analytischen Belletristik an. Von mir weiß ich hingegen noch ziemlich wenig.

2.3./ Fassbar, messbar empirisch, wäre ein unspezifischer Brutkasten nicht, jedoch eine Reihe von Brutkästen mit spezifischen Eigenschaften. Diese Eigenschaften könnten interessieren, allerdings nicht literarisch. Mein Ausweichen auf jenen Kontrast verlagerte das Interesse. Wenn die Frage nach einem unspezifische Brutkasten aber empirisch uninteressant ist, ebenso die nach einem empirisch möglichen Brutkasten, eine Entscheidung hinsichtlich seiner Möglichkeit ließe sich aufgrund mangelnder Angaben nicht treffen, bliebe nur ein Ausweg: eine logischen Möglichkeit. Zu fragen wäre lediglich, ob etwas gegen die Annahme eines Brutkastens spräche, würde sie in einen logischen Widerspruch führen? Solange nicht ausgesagt wird, insbesondere von mir, dass es jenen Brutkasten gar nicht gäbe, wäre ich auf der sicheren Seite. Es gäbe also den Brutkasten als logische Entität durchaus. Immerhin.

2.4./ Wäre ich nun reif für eine Klappse? Logisch würde gegen die Annahme nichts sprechen. Sorgen bereitet mir allerdings das Wort ‚reif‘. Es deutet auf eine Qualifikation hin, die ich wahrscheinlich nicht vorweisen könnte. Ich hätte in Erfahrung zu bringen, was in meiner Welt der logischen Möglichkeiten hinreichen würde, um als reif gelten zu können. In eine Klappse zu kommen, ließe sich eventuell als Auszeichnung verstehen.

2.5./ Doch von Auszeichnungen halte ich wenig bis nichts, zumindest als Graurücken. Auch Ehre brauche und habe ich nicht. Was aber will ich mit diesem selber inszeniertem Abenteuer sagen, und wem? Das Publikum anzusprechen, wäre eine vergeblich Mühe. Es residiert in einer völlig anderen Welt. Dort geht alles empirisch zu. Aus meiner Sicht: völlig phantastisch. Ich bin, wie jener Brutkasten, auch nur eine logisch mögliche Entität. Noch relativ unspezifisch. Aber ich weiß immerhin, dass ich am Rande meiner sozialen Welt existiere.

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Part 3+4: https://xtranews.de/2022/05/29/der-brutkasten-34-id08213402.html

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