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Falsche Erwartungen von Literaten

Foto: EliFrancis – Bücher (public domain)

Literaten, besonders wenn ihr Engagement ein künstlerisches zu sein scheint, reagieren i.d.R. beleidigt, wenn sich für ihre Produkte niemand interessiert. Ein typisches Beispiel ist der Essay von Dagmar Leupold in der Zeit. Sie reagiert verärgert über wirtschaftliche Entscheidungen, sieht sogar die Kunstfreiheit bedroht, wittert Zensur. Tatsächlich fehlen ihr Einsichten in einfache Grundlagen, die das Marktgeschehen regeln.

Große Verlage, Suhrkamp sei als Beispiel erwähnt, finanzieren die Veröffentlichung von künstlerischen Werken über den wirtschaftlichen Erfolg von Büchern, die Massen erreichen. Ein solches Vorgehen ist jedoch eng beschränkt.
Eine quantitative Logik steckt nicht dahinter, wie sie hingegen vermutet, sondern wirtschaftliche Erwartungen und kausale Entscheidungen. Ein traditioneller Auflagendruck ist teuer, es gilt ihn rational abzuwägen. Unendliche Verluste kann sich niemand leisten. Alternativ ließe sich eine Publikation als eBook forcieren. Der Duisburger AutorenVerlag Matern hat sich seit 2013 auf die Produktion von eBooks beschränkt.
Leider ist der schmale eBook-Markt in 2019 sogar rückläufig. Eine Digitalisierung auf dem Buchmarkt hatte sich noch gar nicht durchgesetzt. Die bereitwillig von Kunden zu leistenden Preise bewegen sich aktuell im Cent-Bereich, und falls ein eBook nicht zwischendurch konsumierbar ist, fällt es ohnehin unter die Wegwerf-Artikel.

Kleine Verlag wie Wagenbach aus Berlin konnten mittelgroße Auflagen mit einigen zehntausend Büchern verkaufen. Doch sprachlich kompliziert durften diese Bücher nicht sein. Werke von Erich Fried fielen z.B. darunter. In einer Zeit, in der gesellschaftlicher Populismus unerwartete Höhen durchläuft, Kaufentscheidungen nicht primär von Texten abhängig sind, sondern davon, ob man mit einem Buch jemanden erschlagen kann, wie mit einem Holzscheit, in solchen Zeiten gedeihen auch wilde Fantasien über Logik und Zensur.

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