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Fußbälle sind nicht immer rund – das Interesse an American Football wächst in Deutschland

Quelle: pixabay.com/WikiImages

Fußball ist die in Deutschland mit Abstand beliebteste Sportart. Ob in örtlichen Sportvereinen, Bundesliga Vereinen oder auf internationaler Ebne – Fußball dominiert Deutschlands Sportkalender. Aber – und womöglich für viele ein wenig überraschend– Fußbälle sind nicht immer rund. Der eiförmige Ball des American Football ist im Vormarsch. 

Komplizierte Regeln, zu brutal und (aufgrund der vielen Unterbrechungen), viel zu lange Spielzeiten -drei oft genannte Gründe, warum sich American Football in Deutschland nicht etablieren konnte. Diese Einstellung hat sich inzwischen geändert. Um American Football in Deutschland ist ein regelrechter Hype entstanden.

Eine Milliarde Chicken Wings, 84 Millionen Euro Wettgelder, 28 Millionen Tweets, 3.000 US-Dollar und mehr für ein Ticket. Die Statistiken rund um den US Super Bowl, das Finale der National Football League (NFL), sind schier unglaublich. Aber es sind die Statistiken aus Deutschland, die noch erstaunlicher sind. Der Sport verzeichnet inzwischen 40.000 registrierte Spieler und rund sieben Millionen Anhänger in Deutschland. Bundesweit gibt es 250 Vereine und 500 American-Football-Mannschaften. Selbst online ist die zunehmende Beliebtheit durch das Interesse für die NFL-Liga zu sehen. Vor dem Super-Bowl kann man zum Beispiel die dynamischen Quoten bei William Hill verfolgen, um herauszufinden, welches Team siegen könnte. Im Gegensatz zum Geburtsland USA sind Spieler in Deutschland in der Mehrheit Amateure – die ein oder zweimal pro Woche trainieren und ihre eigene Ausrüstung finanzieren – aber die Deutsche Liga für American Football (GFL) zieht mittlerweile auch zunehmend Spieler aus anderen Ländern an, einschließlich der USA.

Die Geschichte des amerikanischen Fußballs in Deutschland, außerhalb der US-Armeestützpunkte, begann 1977, mit der Gründung der Frankfurter Lions als erster Verein. Zuerst konnten die Lions nur gegen Mannschaften der US-Armee antreten. Die Bildung der Deutschen Liga geht auf ein Fernsehinterview mit Alexander Sperber, Sohn eines US-amerikanischen Soldaten und deutscher Mutter, zurück. Das weckte genügend Interesse, um eine Reihe von Teams und die Liga, die als Deutsch-Amerikanische Fußballliga bezeichnet wird, zu bilden. Im März 1979 wurde der AFBD (American Football Bund Deutschland) gegründet, der erste seiner Art in Europa. Diese Organisation wurde 1982 vom AFVD, dem American Football-Verband Deutschland, abgelöst. 

1979 sah den Beginn der American-Football-Bundesliga, damals bestehend aus sechs Vereinen, den Frankfurter Lions, Ansbach Grizzlies, Düsseldorfer Panther, Münchner Cowboys, Berliner Bären und Bremerhaven Seahawks. Das allererste Ligaspiel wurde am 4. August 1979 zwischen den Frankfurter Lions und den Düsseldorfer Panthers ausgetragen und endete mit einem Sieg für Frankfurt. Die Lions gewannen Ende des Jahres den ersten German Bowl Pokal und zwei Jahre später besiegte Deutschlands National Mannschaft dann in ihrem ersten internationalen Spiel Italien mit 12:6. 

Knapp ein Jahrzehnt später bescherte uns Amerika die NFL Europa. Geld, Glanz und Glamour der NFL-Unterstützung führte Mitte der 90er Jahre zu einem Popularitäts-Boom für den Sport. Die Liga, wurde von der NFL nicht nur genutzt, um den Sport international zu fördern, sondern auch, um junge Talente zu testen und Spieler wie den Quarterback Kurt Warner hervorzubringen, der die St. Louis Rams später zu einer Super Bowl-Meisterschaft führte. Einige Franchise-Unternehmen waren stark frequentiert, insbesondere Düsseldorf und Frankfurt. Die Fans mochten die Party-Atmosphäre, die amerikanischen Snacks und die Cheerleader. Für viele boten die Spiele eine entspanntere Unterhaltung als Fußballspiele. 

Die NFL-Europa Spiele wurden jedoch in Deutschland nur selten im Fernsehen übertragen. Dies war ein wunder Punkt für eine Organisation, die den größten Teil ihres Umsatzes mit dem Verkauf teurer Übertragungsrechte erzielte. Und so – nach mehrfacher Namensänderung, finanziellen Verlusten und sinkendem Interesse aus den USA – kam die NFL Europa im Jahr 2007 zum Ende. Für Deutschlands American Football waren die NFL-Jahre dennoch ein Gewinn. Deutschland hatte die meisten Mannschaften in der Liga (fünf), veranstalteten sieben World Bowls (das Super Bowl-Äquivalent) und gewannen den Pokal am häufigsten (Frankfurt Galaxy gewann vier Titel). NFL Europa hatte sich als Fehlschlag erwiesen, aber Deutschlands American Football war nun fest etabliert – die German Football League (GFL) war geboren. 

Dank der kontinuierlichen Erfolge deutscher Mannschaften auf europäischer Bühne (die deutsche Nationalmannschaft war sechsmal Europameister) und einer wachsenden Zahl lokaler Vereine nimmt das allgemeine Interesse an dem Spiel weiterhin Jahr auf Jahr zu. Fernsehen und Digitales Streaming haben ihren Teil dazu beigetragen. Seit der Saison 2015/2016 sind die Spiele der NFL endlich regelmäßig im deutschen Free-TV zu sehen. Streaming Service DAZN überträgt außerdem Liga Spiele, die Play-offs und natürlich den Super Bowl als Highlight. Das 2019 Endspiel der American Football-Saison – The Super Bowl – wurde im Deutschen Fernsehen live um Zwei Uhr morgens gesendet und erreichte über zwei Millionen Zuschauern. Interessant wird die Sache besonders dadurch, dass in den letzten Jahren mehrere deutsche Spieler den Sprung über den Teich geschafft haben und jetzt in US-Spitzenteams spielen. 

Und Deutschland ist nicht allein in seiner wachsenden Begeisterung für American Football. Dem Dachverband des American Football in Europa (EFAF) gehören mittlerweile 30 nationale Verbände an, in Gesamteuropa gibt es schätzungsweise 1.500 Mannschaften. Die BIG6 European Football League (BIG6) ist ein Turnier im europäischen Pokalstil für europäische American-Football-Mannschaften. Das letzte Spiel des BIG6 heißt Eurobowl und findet seit 1986 jährlich statt.

American Football wird niemals die Dominanz des Fußballs in Europa in Frage stellen können. Aber Spieler und Fans bilden zusammen mit anderen auf dem Kontinent eine blühende Subkultur. Allein in Deutschland gibt es inzwischen Hunderte von Mannschaften, Tausende von Spielern und Zehntausende von Fans, die die deutsche Liga genau verfolgen. Die wachsende Popularität des American Football in Europa ist unbestreitbar – mit höheren kommerziellen Einkommen und steigenden Zuschauerzahlen. Eier-Ball statt runder Ball – das Interesse am American Football nimmt weiter zu in Deutschland.

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