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Den Experten machen lassen oder doch lieber selbst übersetzen?

Quelle: www.pixabay.de

„So eine Übersetzung ist doch schnell gemacht! Wozu Geld ausgeben, wenn man doch selbst einwandfrei Englisch spricht?“

Heutzutage beherrschen die meisten Deutschen mindestens eine weitere Fremdsprache. Entweder man hatte es in der Schule oder man ist multikulturell aufgewachsen und ist seit der Kindheit der Fremdsprache mächtig. Doch was wenn man privat ein Dokument übersetzen muss, wie eine Geburtsurkunde oder eine Klageschrift? Sobald der Anspruch von der Umgangssprache abkommt und ein komplizierteres Vokabular nötig wird, sollte man dringend Vorsicht walten lassen! Selbst wenn man einige Semester im Ausland studiert hat oder einen Abschluss an einer amerikanischen Uni hat: Lieber sein lassen!

In Deutschland sind beeidigte Übersetzer vorgeschrieben, sobald man Texte für Ämter, Schulen oder Gerichte übersetzen lässt. Das heißt, der Übersetzer muss vom jeweiligen Landgericht einen Eid abgelegt haben. Klingt zwar nach einer Formalität, doch der Nachweis vom Gericht ist eine Qualitätszusicherung. Schließlich könnte sich auch jeder „Detektiv“ nennen und anfangen loszuarbeiten.  Nur Übersetzer, die wirklich überprüft und von Gerichten anerkannt werden, dürfen offizielle Schriftstücke und Verträge übersetzen.

Es kann zwar äußerst humorvoll sein, wenn man im Ausland eine Eispackung kauft auf der „handmade ice cream“ mit „handwerkliches Eis“ übersetzt wird, aber besonders Firmen haben in Zukunft mit erheblichen Imageschäden zu kämpfen, wenn peinliche Übersetzungsfehler entstehen. Es kann sogar zu einer finanziellen Belastung werden, sobald der Fehler eine Produktionskette unterbricht oder eine ganze Maschine stoppt. Auch kann eine kulturunsensible Übersetzung z.B in der Marketingbranche für unangenehme Folgen sorgen. Alleine das Nichtwissen um „falsche Freunde“ wirkt sofort unprofessionell, wenn diese auf Gebrauchsanweisungen stehen. So zum Beispiel bedeutet das englische „Billion“ Milliarden, nicht Billionen –nicht gerade unerheblich. Die Risiken sind zahlreich, falls der Mehrwert eines professionellen Übersetzers unterschätzt wird.

Alles andere als humorvoll sind Übersetzungsfehler in der Gesundheitsbranche. Hier kann es sogar richtig gefährlich werden. Im Fall eines Unfalls im Ausland müssen medizinische Fachbegriffe wirklich kompetent übersetzt werden. Ansonsten kann es sein, dass eine OP am falschen Organ stattfindet. Klingt nach Horrorszenarien, ist aber leider schon vorgekommen. So kam es zum Beispiel vor einigen Jahren zu einem Fall in einem Berliner Krankenhaus bei dem über 47 Patienten falsch operiert worden sind. Beschwerden über vertauschte Knieprothesen waren laut geworden. Der Grund? Eine fehlende Übersetzung. Das Krankenhauspersonal hatte die Gelenklieferungen mit englischer Aufschrift falsch verstanden. Es ist haarstäubend, wie folgenreich „kleine“ Übersetzungsfehler doch sein können.

Aber es ist noch viel mehr als das. Professionalität im Unternehmen wird deutlich durch kleine Details wie fehlerfrei übersetzte Texte. Texte, die nicht „englisch“ klingen oder sprachlich holprig sind. Ein richtiges Sprachgefühl ist für so etwas notwendig, denn es geht schließlich nicht darum jede Vokabel nachzuschlagen und zu übersetzen, sondern einen Text sinngemäß zu übersetzen und falls nötig, durch passendere Redewendungen aus der eigenen Sprache zu ersetzen. Eine Übersetzung ist dann optimal, wenn man ihr nicht anmerkt, dass es eine ist.

Genau für diese Art von Arbeit werden Dolmetscher und Übersetzer ausgebildet. Besser man macht nicht den Fehler, zu denken man würde eine ähnliche Leistung als Laie auch selbst erbringen. Das könnte nämlich teure Konsequenzen haben. Sobald es also um amtliche Angelegenheiten geht, um Texte mit spezifischer Terminologie oder Textmaterial, das veröffentlicht werden soll: Lassen Sie Profis ans Werk.

Haben Sie weitere Fragen, wenden Sie sich an das Team von Sprachendienst-24.de.

(Gastbeitrag von Ari Bittner)

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