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Octeo erobert die Bibliotheken: Eine temporäre Lösung?

Update:

In der Kulturausschuss-Sitzung vom 13. September wurde das Thema von der FDP-Fraktion angesprochen. Krützberg äußerte sich folgendermaßen dazu: Die jetzige Lösung sei eine pragmatische. Die Sicherheitskräfte von Octeo hätten eine Schulung erhalten und würden nur erstmal bis Ende des Jahres eingesetzt. Was im nächsten Jahr passiere, könne man jetzt noch nicht absehen.
Generell sei die Frage, ob man wirklich zwei bibliothekarische Fachkräfte benötige. Eher von Nöten, da die Stadtteilbibliotheken soziale Orte seien, wäre ein Team von unter anderem Erzieherinnen oder Psychologen. Er könne sich vorstellen, dass einige Mitarbeiter der Stadt durchaus dazu geeignet seien.

Ein positives Zeichen für den Norden ist schon mal gesetzt: Die Stadtteilbibliothek in Beeck ist wieder geöffnet. Damit kann die Bibliothek wieder ihren Aufgaben nachkommen und hoffen wir mal, dass gut ausgebildeten Bibliothekare ihre integrativen Aufgaben auch wieder mit Verantwortung und Pflichtgefühl wahrnehmen. Allerdings: Weder FAMIs noch Bibliothekare hat die Stadt neu eingestellt, um die Stadtteilbibliotheken neu zu beleben. Stattdessen hilft Octeo aus. Bibliothekare in Uniform also.

Wohlgemerkt, ich habe nichts dagegen wenn Ehrenamtliche – die dann von den Fachkräften angeleitet werden und geschult wurden – sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für eine Bibliothek einsetzen. Dass Ehrenamtliche ebenso wie Ein-Euro-Jobber – seien wir ehrlich, ohne die würden Schubibliotheken nicht funktionieren – allerdings keine Fachkräfte sind sollte einleuchten. Als solche können sie auch nicht alle Aufgaben von ausgebildeten FAMIs oder Bibliothekar*innen übernehmen. Nun braucht man für das Einsortieren und Ausleihen von Büchern kein Fachabi, sondern nur ein Verständnis für die Systematik vor Ort und das Programm, das verwendet wird um die Fristen festzuhalten.

Allerdings: Die Arbeit der bibliotheksarischen Fachkraft beschränkt sich nicht nur darauf. Fernleihe – sowohl extern als auch zwischen den Stadtteilbücherereien, Recherche in Datenbanken, der Einkauf von neuen Büchern, die Katalogisieren derselben, Planung des Veranstaltungsprogramms oder besonderer Aktionen – etwa zum Welttag des Buches – all das übersteigt die Kräfte von Ehrenamtlichen oder Ein-Euro-Jobbern oder Octeo-Angestellten. Dazu bedarf es einer Ausbildung, dazu bedarf es einer stetigen Weiterbildung in diesem Bereich.

Nun mag es sein, dass die Stadt ihre verfehlte Personalpolitik ausbaden muss – es rächt sich hier, dass man in der Vergangenheit die Bildung vernachlässigt hat. Mag auch sein, dass externe Kräfte nicht angeheuert werden können. Natürlich steigt auch der Druck auf die Stadt, wenn monatelang nichts passiert und ich selber hatte das ja auch angemerkt. Dass jetzt aber Personen in Uniformen in Bibliotheken beraten, dass ist ein Ding der Unmöglichkeit. Denn die Uniform signalisiert, dass man es hier mit einer Person zu tun hat, die Recht und Ordnung repräsentiert – und eine Uniform ist nicht gerade vertrauenserweckend. Die Uniform wird Etliche abschrecken sowohl was den Besuch der Bibliothek als auch den Wunsch nach Beratung anbelangt. Jetzt ist es nicht so, dass die Stellen einfach weggefallen wären, sondern die Bibliotheksfachkräfte in Neumühl etwa wegen Krankheit und Urlaub ausgefallen sind. Dass man für wenige Wochen keine externe Vertretung engagiert, dass ist sicherlich logisch. Dass die Octeo-Mitarbeiter billiger sind als Fachkräfte kann man annehmen. Siehe dazu die Bewertungen bei Kununu.

Dass eine kurzfristige Lösung allerdings erst jetzt gefunden wurde, wenn die Stadtteilbibliothek in Beeck schon im Januar dicht war – das zeigt nicht gerade von einem rechten Bemühen sondern eher, dass man bevor man weiterhin unter Beschuss steht einfach eine Lösung parat haben muss. Und zwar eine, die wie Krützberg betont, in erster Linie zeitlich befristet sein soll. Jedoch kennen wird das nur zu gut: Aus einer improvisierten Lösung wird ein Dauerzustand. Vor allem dann, wenn die Kosten für die Octeo-Mitarbeiter niedriger sind als die für gut ausgebildete Fachkräfte, denn dann lohnt sich zukünftig nicht neue Stellen zu schaffen.

Im Übrigen: Wann genau die nächsten Fachkräfte zur Verfügung stehen, die nicht extern sind sondern von der Stadt ausgebildet wurden ist bisher nicht bekannt. Eine Ausbildung zum FAMI dauert drei Jahre und für die nächste Runde wirbt die Stadt JETZT erst konkret. Da bekommt das Wort Temporär ja noch eine völlig neue Bedeutung…

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