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Die kriterien- und bedingungslose Gesellschaft

ScienceGiant – roman (gemeinfrei)

Gibt es gesellschaftlich keine sprachlichen Kriterien mehr, um Unterscheidungen treffen zu können, besonders kulturell oder zivilisatorisch, ist die Gesellschaft vermutlich dem Untergang geweiht. Die populär gewordene Vokabel ‚Kultur‘ lässt schon lange nicht mehr differenzieren, auf was sie sich beziehen könnte und worauf nicht. Eine selektive Bezugnahme lässt die Umgangssprache nicht zu, allenfalls im Zusammenhang mit Bekundungen über ein sachlich beliebiges Gefallen oder Nichtgefallen.

Diese sachliche Gleichgültigkeit stellt nur die Emotionen des jeweiligen Betrachters in das Zentrum und führt dazu, dass erneut Worte wie ‚Waffenkultur‘ oder gar ‚SS-Kultur‘ gesellschaftsfähig werden könnten. Vor Jahrzehnten hätte man sich solche Verlautbarungen noch verbeten, doch dafür waren Kriterien erforderlich, die letztlich nichts taugten. In diesem Blog hatte ich vor einigen Jahren ausführlich erläutert, weshalb ‚Kultur‘ nichts sagen kann. Daraus war ein eBook entstanden: „Zweifel an der Kultur“. Hingegen der universitäre Versuch, schlicht auf eine Weitergabe zu setzen, auf Tradition, hilft nicht weiter. Auch Waffen und Nazi-Gebräuche lassen sich weitergeben. Ein Kriterium, das sachliche Unterscheidungen ermöglichen könnte, wurde nicht geschaffen.

Ähnlich sieht es in Bezug auf Worte Zivilisation aus. Fehlt ebenfalls ein Kriterium, fällt die Nazi-Herrschaft mitsamt ihre Lager unter die zivilisatorischen Leistungen der Menschheit, speziell der Deutschen. Es bliebe auch in diesem Fall lediglich übrig, ein emotionales Gefallen oder Nicht-Gefallen zu bekunden.
Entscheidend könnte jedoch historisch sein, ab wann allgemein von Zivilisation zu sprechen sei. Zieht man die Goldenen Regeln hinzu, die im ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung weltweit notiert (nicht erfunden) wurden, lässt sich eine Bedingung bilden, die in Anbetracht der Menschheit allerdings wenig schmeichelhaft wäre: faktisch vorfindbare Gleichheit. Eine Erläuterung ist zu finden in „Über Zivilisationen und die Goldenen Regeln“, gleichfalls ein eBook, das im vergangenen Jahr publiziert wurde. Wir hätten noch gar keine Zivilisation, würden vielleicht niemals eine solche erlangen können.

Umgangssprachlich bleibt nur übrig, eine bevorstehende Barbarei als kulturelles bzw. zivilisatorisches Highlight privatim zu begrüßen oder abzulehnen. Der Akzent liegt auf ‚privatim‘. Denn öffentlich würden die Bekundungen in den Sammlungssäcken ‚Kultur‘ und ‚Zivilisation‘ untergehen.

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