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Braucht Duisburg ein Outlet?

Max Bauer

Max Bauer

Braucht Duisburg ein Outlet Center? Diese Frage stellen sich kurz vor der Wahl viele Bürgerinnen und Bürger in Duisburg. Für manche wird es eine Bauchentscheidung, manche suchen den Diskurs und andere wiederum versuchen, eine fehlgeleitete emotionale Debatte zu konstruieren.

Ich möchte mich in diesem Artikel mit der sich widerspiegelnden Realität beschäftigen und versuchen von einer emotionalen Debatte in eine konstruktive Debatte zu lenken. Der klassische innenstädtische Einzelhandel befindet sich seit zehn Jahren in einem signifikanten Umbruch. Viele Einzelhändler klagen seit Jahren über die Preisdiktatur der großen Internethändler Amazon, eBay und Co., welche massiv dazu beitragen den Off- und Onlinehandel in die Knie zu zwingen.

Die Gebrüder Albrecht, heute besser bekannt unter dem Markennamen ALDI, haben es zu ihrer Zeit vorgemacht. Sie revolutionierten mit ihrer Strategie den Lebensmittelhandel. Statt fein säuberlich alle Lebensmittel auszupacken und einzuräumen, diese dann durch Mitarbeiter neu sortieren zu lassen und nett anzurichten, setzten sie auf Kartons, Paletten und Selbstbedienung durch den Kunden. Sie sparten dadurch nicht nur Zeit, sondern auch bares Geld und revolutionierten somit unter Gelächter der Tante-Emma-Läden den Lebensmittelmarkt. Transferiert auf den heutigen klassischen Einzelhandel der Innenstädte, passiert seit zehn Jahren nichts anderes durch die großen Player im Internethandel.

Die Innenstädte hatten Jahre Zeit auf diese Entwicklung zu agieren. Ideen gab es in der Vergangenheit genug um den ortsansässigen Kundenstamm an die örtlichen Innenstädte anzubinden. Ich bin in Sachen Marketing, Vertrieb und Kommunikation viel in der Bundesrepublik unterwegs gewesen, weit weg von meinem Amt als Amtsträger der Stadt Duisburg. Ich habe nicht selten erlebt, dass Einzelhändler darauf gehofft haben, dieses Internet und deren großen Player seien nur eine kurzfristige Modeerscheinung, die sich niemals durchsetzen würde. Sie sahen daher keinerlei Anlass reagieren zu müssen und saßen die sich immer weiter entwickelten Probleme lieber aus. Heute, wie damals, sage ich: großer Fehler! Wer als selbstständiger nicht dazu in der Lage ist, sich immer neu zu erfinden, der wird in einer sich rasant entwickelten Marktwirtschaft mit wehenden Fahnen untergehen. Das ist übrigens heute auch allen bewusst, die sich in der damaligen Unternehmensberatung neuen Innovationen verschlossen haben.

Die Duisburger Innenstadt besitzt und besaß diese Arroganz schon immer, trotz schlechterer Kaufkraft im Vergleich und sich widerspiegelnden Gesamtzahlen. Man flüchtete sich lieber in den Lokalpatriotismus und in emotionale Debatten. Allen anderen die Schuld an der eigenen Misere zu geben war immerhin komfortabler. Als der Duisburger Forsterplan in Teilen mit unserem heutigen Duisburger-Forum umgesetzt wurde, war der Aufschrei groß. Das Forum trat mit den Einzelhändlern in den Dialog und besänftigte: alles nicht so schlimm, keiner wird pleitegehen und es ist alles zu ihrem Besten. Heute steht das Forum zu meiner persönlichen Verwunderung auf der Seite der Outletgegner und macht Stimmung dagegen. Sie vergessen anscheinend, dass sie es damals selbst waren, welche dafür Sorge getragen haben das Duisburger Einzelhandelssterben voranzutreiben. Ich möchte jedoch anmerken: das Forum ist nicht daran schuld, dass die klassischen Einzelhandelsläden geschlossen haben, sondern sie haben damals lediglich einen bereits eingetretenen Prozess beschleunigt. Eine klassische Einzelhandelsinnenstadt, wie wir sie kennen, wird es in maximal zehn Jahren in der heutigen Form nicht mehr geben. Der Markt und vor allem das derzeit heranwachsende Publikum verändert sich und der digitale Wandel hält Einzug.

Arbeitsplätze, die einst im Einzelhandel angesiedelt waren, verschieben sich zukünftig auf Umschulungswegen in die Logistikbranche. Beispielsweise im Waren Ein- und Ausgang der jeweiligen Unternehmen, oder in der Paketabfertigung und zu den jeweiligen Versanddienstleistern. Betrachtet man alleine die Transport- und Umschlagszahlen der DHL Group, so wird klar ersichtlich: der Paketzustellermarkt boomt! Lediglich die Sendungen haben sich über die letzten Jahre verändert. So kommt es heute nicht selten vor, dass der Paketbote bei ca. 200 Sendungen pro Tour mehrere 31,5-kg-Sendungen ausliefert. Inhalt? Katzenstreu, versendet durch Fressnapf. Das Ganze nennt man heute umgangssprachlich „Haustürservice“.

Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass sich auch der Einzelhandel verändert. Die Marktentwicklung wird dabei keine Rücksicht nehmen auf Lokalpatriotismus und Wunschdenken, sondern beliefert einen (heran-) wachsenden Markt. Auch die damalige Entscheidung das Forum in die Duisburger Innenstadt zu bauen, war keine Fehlentscheidung oder gar Marktradikal. Die Entscheidung war sehr weise, angesichts der zukünftigen Entwicklungen des Marktes. Diese Entscheidung wird auch trotz eines DOC-Baus weiter Bestand haben und weise bleiben, da das Forum die Duisburger Bürgerinnen und Bürger bedient – denn diese sind der Kundenstamm für die Innenstadt Duisburg. Menschen, die ein Einkaufserlebnis in Form eines Shoppingtags oder Erlebnis suchen, reisen nicht in die Duisburger Innenstadt, sondern fahren eine Stadt weiter nach Oberhausen.

Für Duisburg ist das geplante Krieger-Outlet eine Chance auf einen wachsenden und zunehmenden Markt frühzeitig reagieren zu können. Wird Duisburg das Angebot abschlagen, so wird sich der Einzelhandel rasant weiter digital verschieben und entwickeln, Duisburg aber wird den Moment der Chance verpasst haben. Das Resultat über einen Zeitraum von zehn Jahren wird eine leer stehende Innenstadtfläche mit drei großen Zentren sein, welche nicht mehr an den Markt gebracht werden kann. Der Markt wird sich bis dahin in allen Großstädten gesättigt haben und es wird kaum noch Bedarf sein, weiter groß bauen zu müssen oder zu wollen. Darüber hinaus kommen Dutzend fehlende Arbeitsplätze in Duisburg hinzu, die nicht mehr kompensiert werden können. Die weitere Abwärtsspirale wird einsetzen und gerade meine und unsere Heimatstadt schwächen.

Duisburg sollte diese frühzeitige Chance nutzen, dem Marktwandel der Zeit etwas entgegensetzen zu können. Mit Krieger hat Duisburg einen Investor an der Hand, den ich in meiner freien Marktwirtschaftsarbeit so kein zweites Mal erlebt habe. Jeder andere Unternehmer mit solch einem Investmentvolumen hätte dieser Stadt mit dieser unglücklich geschichtlichen Grundstücksentwicklung und dem fehlenden starken Rückhalt aus der Politik den Rücken gekehrt. Die Folge? In Klartext Duisburgerisch: eine mit Taubenscheiße zu geschissene Grundstücksbrache.

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