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Duisburgs neue Imagekampagne Anderswo ist´s auch bitter

Es ist schon komisch. Da meint man immer, Duisburg wäre pleite. Und dann – man rechnet freilich nicht damit – startet die Stadt wieder eine ihrer ebenso berüchtigten wie beeindruckenden Aktionen, von der man gar nicht wissen will, wie viel sie wohl gekostet haben mag, geschweige denn, woher die Kohle dafür gekommen sein könnte. Wer weiß, mal kommt doch etwas vom Bund, mal vom Land; wie dem auch sei: auf jeden Fall ist das Geld gut angelegt. An Werbung spart man nun einmal nicht. Da hatte der alte Henry Ford schon ganz recht: „Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso die Uhr anhalten, um Zeit zu sparen.“ Gut, diese Binse ist so wahr wie nur was; allein: Werben allein genügt nicht, man muss auch intelligent werben. Intelligent und einprägsam, witzig und pfiffig. Einfach mal so das Geld zu verpulvern, indem man jeden langweiligen Käse unter dem Begriff oder gar dem Institut 14572824_1771938623066204_2925745503995244889_n„Stadtmarketing“ laufen lässt, bringt natürlich überhaupt nichts. Doch die Kampagne, die das Stadtmarketing diesmal rausgehauen hat, hat es wirklich in sich. Respekt! Hier wird wirklich mal ein origineller Weg gegangen, durchaus etwas gewagt und nicht ganz risikolos, aber gerade deshalb von geradezu atemberaubender Fetzigkeit. Endlich einmal ein neues innovatives Konzept.

Der Text der aktuellen Marketingkampagne ist geradezu brillant. Ganz bewusst und ganz gezielt wird nicht nur ein neuer Werbeslogan präsentiert. Sondern drei Sätze, die in geschickter Dramaturgie aufeinander aufbauen. Allein ein Spruch, so etwas wie „So geht sächsisch“, um das etwas uninspirierte „Duisburg am Rhein“ zu ersetzen, könnte kaum das durchaus etwas angekratzte Image der Halbmillionenmetropole nachhaltig aufpolieren. Es gibt ihn, den neuen Slogan, zwar durchaus und er lautet „Life is bitter“. Sehr treffend und auf seine Art prägnant bringt er die Mentalität der Menschen in der gebeutelten Montanstadt auf den Punkt. Doch er steht nicht allein, sondern bildet als letzter von drei Sätzen einen Paukenschlag, der das Leben in Duisburg in einem zwar nicht ganz neuen, dafür aber in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt. Der Text der Trilogie im Wortlaut: „Endlich wirst du befördert. Und versetzt nach Duisburg. Life is bitter.“ Nur elf Wörter in nur drei Sätzen – und schon entsteht eine fesselnde Dramaturgie, der wir uns nicht entziehen können. Ein Meisterstück! Die gute Nachricht, die schlechte Nachricht, die gleichsam lebensphilosophische Essenz, die uns nachdenklich zurücklässt. Wenn Sie so wollen: die Quintessenz, womit wir wieder beim Marketing wären (siehe: Fakten für Verbraucher).

Zunächst jedoch die gute und die schlechte Nachricht bzw., weil wir hier in der Werbung sind, die schlechte und die gute. Anders können Sie es in der Werbung ja überhaupt nicht machen, also: die schlechte zuerst. „Endlich wirst du befördert.“ Das bedeutet freilich nicht – jeder, der sich im Erwerbsleben auch nur ansatzweise auskennt, weiß das -, dass man nun in einem gemütlichen Verkehrsträger durch die schöne weite Welt kutschiert wird. Nein!!! „Du wirst befördert“ ist nichts anderes als ein Euphemismus für „Du darfst auch zukünftig schön weiter malochen“. Keine schöne Sache oder auch, wie hier schon angedeutet, bitter. Verdammt bitter. Eine Veränderung wird in Aussicht gestellt, doch wie versprochen so gebrochen: es wird weiter geschuftet ohne Hoffnung auf ein Ende. Wahrlich eine schlechte Nachricht. So weit Satz Eins, doch sogleich folgt Satz Zwei. Duisburg kommt ins Spiel, und die vermeintliche Hoffnungslosigkeit löst sich auf in der Perspektive auf fortwährende Glückseligkeit. Anknüpfend an ein scheinbar beiläufiges „Und“ folgt das Heilversprechen: „versetzt nach Duisburg“. „Versetzt“ ist schon mal ziemlich gut. Wir alle kennen das noch aus der Schule als Resümee unter dem Zeugnis. „Nicht versetzt“ wurden die Versager; „versetzt“ war das Chiffre für Erfolg, Weiterkommen, Aufstieg.

Und dann, wie eine Fanfare: „nach Duisburg“. Ta taa! So lockt man die Erfolgreichen an, die Siegertypen – Leute, die die Power haben, sich und andere zu bewegen. Menschen und Dinge zu bewegen. „Nach Duisburg“ – that´s it! Besser kann man Werbung eigentlich überhaupt nicht machen. Als Krönung, gleichsam als Sahnehäubchen, obendrauf noch der Stadtslogan „Life is bitter“, und fertig ist die Lauge. Perfekt. Fast schon zu schön, um wahr zu sein. Die Wahrheit ist, dass ein Wermutstropfen die Freude über diesen Clou der Stadtverwaltung ein wenig trübt. Aber gut, was erwartet man?! Die Wahrheit ist, dass Duisburg offenbar nicht über die nötigen Mittel, sprich: das Geld, verfügt hatte, um sich die Exklusivrechte für diese Superkampagne weltweit oder auch nur deutschlandweit zu sichern. Es hat wohl nur für Nordrhein-Westfalen gereicht. Oder haben sich etwa unsere Stadtmarketing-Verantwortlichen über den Tisch ziehen lassen?! Die Wahrheit ist, dass nicht nur Duisburg, sondern auch noch Chemnitz, Offenbach und Pinneberg mit dieser enthusiasmierenden Trilogie für ihre möglicherweise auch recht reizvollen Städtchen werben. Das ist wirklich bitter! Was ist, wenn demnächst auch noch In-Citys wie z.B. Pirmasens oder Pforzheim „Du wirst befördert“ verkünden mit entsprechender Versetzung? Oder, das wäre der Super-GAU, Bitterfeld.

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