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#ideendu: Aber gerne doch!

Skyline Laar

Rheinpanorama, die Duisburger Silhouette und die Häuser der Deichstraße: Die Rheinpromenade in Laar ist vielleicht die schönste in ganz Duisburg. (Was so gut wie keiner weiß, weil das nicht fürs Marketing genutzt wird.) Foto: Privat

Nun hat also die erste Ideenwerkstatt für Duisburg im Süden stattgefunden und alles läuft wunderbar – gut, man könnte sagen, 100 Bürger wären ein wenig wenig angesichts der Mobilisierungs- und Werbungskampagne und warum man seine Idee per Formular eingeben soll, wenn man auch einen Hashtag hat – wenig benutzt momentan übrigens als aktiver Rückkanal von den Bürgern an die Stadt – auch das ist so eine Frage. Aber das kann ja einen Redakteur nicht erschüttern und daher: 3 Ideen, mit denen man Duisburg nach vorne bringen könnte.

1.) Duisburg braucht innovative Konzepte für die Innenstadt!
Warum Duisburg ein Matjesfest hat, das verstehe ich seit Jahren nicht, aber schön: Es lockt immerhin Touristen in die Stadt. Meinetwegen sind auch Weinmärkte oder Spargelfeste ein Grund nach Duisburg zu kommen. Das aber war es dann ja meistens schon für die Innenstadt an Veranstaltungen. Mir fehlt einfach Innovation für Events in der City. Andere Städte machen was mit Upcycling. Oder Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit. Ich bin ja schon zufrieden, wenn die Umwelttage Urban Gardening in den Mittelpunkt stellen in diesem Jahr, aber Events, die auf die Bedürfnisse der Stadtgesellschaft abzielen – die gibts einfach bei uns nicht. Oder wenn, dann werden sie nicht beworben. Meistens gibts die aber nicht. Dabei könnte sich Duisburgs mit diesen Veranstaltungen als offene, innovative Stadt positionieren. Und selbst wenn der Fokus jetzt vermehrt auf Logistik und Industrie 4.0 liegen sollte – dann könnte man das ja mal verstärkt in den Vordergrund rücken. Wenn selbst Dortmund mehr Veranstaltungen in dem Bereich aufweisen kann als Duisburg, dann läuft grundsätzlich hier etwas falsch.

2.) Punktet mit Kultur!
Ein Kreativquartier Ruhrort hat irgendwie nicht die Stahlkraft, die es haben könnte. Ich weiß nicht, ob es aktuelle Daten darüber gibt wie viele Künstler oder Kreative sich nun seit 2010 dort angesiedelt haben – gibt es die nicht oder finde ich die nicht? Gute Frage. Jedenfalls: Ruhrort könnte über die Region hinaus bekannt. Als ein Ort, wo man hingeht um interessante und vielfältige Künstler zu erleben und kennenzulernen. Anstatt auf Schimanskis Spuren zu wandeln könnte man eine Künstlertour anbieten, die zu interessanten Ateliers führt. Pop-Up-Stores. Lebendige Diskussionsreihen über Dinge wie Urheberrecht, die Verwertungsgesellschaften, die Rolle des Künstlers im Strukturwandel. Das Potential, das jetzt schon eigentlich da ist, wird von der Stadt selbst aber kaum genutzt. Das sind brachliegende Geschichten fürs Marketing! Klar, die Frage ist natürlich ob alle immer mit allen zusammenarbeiten wollen, aber „Suchet der Stadt Bestes“ heißt dann auch über den eigenen Schatten zu springen. (Dass viel Frust entstanden ist in den letzten Jahren will ich gar nicht bestreiten und dass die Stadt den Frust über die Maßen verschuldet hat auch nicht, deswegen müsste eher die Stadt auf die Kultur zugehen und nett sein.)

3.) Versuch nicht Düsseldorf zu sein!
Duisburg! Schiel nicht immer nach Düsseldorf! Versuch erst gar nicht so wie Düsseldorf zu sein! Wirklich nicht! Das ist eine Tendenz, die immer stärker wird und die ich kritisch beobachte: Man schielt von Seiten der Verwaltung immer nach Düsseldorf und hofft, dass durch Baumaßnahmen oder andere Dinge Düsseldorfer auf den Geschmack kommen und nach Duisburg kommen. Dass man dazu ein positiveres Image brauchen würde, um überhaupt erst mal Leute in die Stadt zu bekommen, das scheint man zu vergessen. Ebenso ist fraglich, ob Leute, die in Düsseldorf arbeiten und in Duisburg wohnen wirklich ihr Geld dann in Duisburg beim Einkaufen ausgeben werden. Dabei jammert man des öfteren, dass Dinge, die in Düsseldorf funktionieren bei uns nicht klappen. Hmmm, vielleicht weil sich Konzepte von der einen Stadt nicht ohne weiteres auf die andere übertragen lassen? Nur so eine Idee… Jedenfalls: Statt genügend Selbstbewusstsein zu haben duckt sich Duisburg immer in den Schatten der anderen Städte. Kein Wunder, dass es nicht wahrgenommen wird. Ja, es gibt negative Aspekte hier, aber auch schöne. Aber gut, bewerben wir halt lieber das Matjesfest. Läuft ja.

Abgesehen mal von diesen drei Vorschlägen: Ich halte den Zeitplan für die Imagekampagne-Entwicklung für sehr, sehr sportlich. Sehr. Sportlich. Das scheint aber so eine Untugend in Duisburg zu sein, wenn es um Dinge mit Bürgerbeteiligung geht: Da ist es sehr holterdiepolter. Anstatt, dass solche Foren und Prozesse etwas nachhaltiger angesetzt werden, hastet man in aller Eile von einem Projekt zum nächsten. Es entsteht der Eindruck, man tue das von Seiten der Politik um zu beweisen, dass doch etwas getan wird. Wie war das mit Cargo-Kulten noch, die Herr Dueck ins Visier nahm bei der re:publica? – Jedenfalls: Es wäre ja eine Idee, diese Foren dauerhaft zu verankern, ein Rückkanal, auf den dann die Stadt hören könnte, so habe ich aber den Eindruck, dass der Bürger meistens nur Stichwortgeber sein darf, die Ideen dann eventuell ankommen – oder auch nicht – und dann eh entschieden wird was in den Kram der Verwaltung passt. Nun können nicht alle Ideen verwirklicht werden, aber warum das nicht kommuniziert wird – vor allem: Doch, der Bürger versteht das schon, man muss halt nur Gründe nennen – und warum man selbst bei kleinsten Kleinigkeiten Informationen den Herren des Rathauses aus der Nase ziehen muss… (Erlebe ich gerade beim #KEP. Da muss man immer und immer und immer wieder in der Facebook-Gruppe nachfragen. Das nervt, ermüdet und senkt die Motivation für die Zukunft. Immerhin gibts eine Gruppe.) Abgesehen davon: Nun muss man zwar eventuell erst die Ideen der Ideenwerkstätten sammeln und sortieren. Da aber auch aufgefordert wird, Ideen per Online-Formular einzureichen müssten diese doch auf der Webseite auch allmählich irgendwo zu finden sein? Ich finde da nichts. Sie, lieber Leser?

Wenn man schon einen Hashtag für Twitter kommuniziert, dann sollte man entweder auf der Webseite zumindest ein Plugin haben, das die bisherigen Beiträge anzeigt oder mal von Seiten der Stadt mal irgendwie mehr Dialog erzeugen als nur darauf hinzuweisen, wie toll der Prozeß momentan läuft. Gerade das aber bestärkt die Vermutung, dass der Bürger nur als Stichwortgeber fungiert. Vom viel gepriesenen Begleitprozeß via Sozialer Netzwerke auf die der OB so große Stücke hält ist nun nichts zu sehen. Wenn damit reine Hochglanz-PR gemeint sein sollte, dann passt das schon, aber eigentlich denkt man doch mehr an User Generated Content. Das fehlen von diesem aber könnte ein Beweis dafür sein, dass man dem Bürger auch nicht gänzlich vertraut – doch entweder man bindet den Bürger ein und vertraut damit auf die Fähigkeiten und kann auch mit Kritik umgehen oder man versteht die Netzwerke im Sinne von PR 1.0 als reine Pushmedien. Ich fürchte, das Letztere ist der Fall und Duisburg verpasst mal wieder eine Chance. Wundern würde mich es übrigens nicht, wenn am Ende nicht mehr als heiße Luft rauskommt. Denn für eine gründliche Umsetzung und eine Erstellung eines Leitbildes läuft die Zeit davon. Unnötigerweise.

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