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Straßenfußball: „Auf der Straße sind wir alle gleich!“

Fußball, ein Sport der verbindet! Keine andere Sportart auf der Welt hat einen so großen Zuspruch, wie der Fußball. Man kann ihn als Weltsportart bezeichnen, überall bekannt und präsent. Interessant wird es, wenn eine Weltmeisterschaft (WM) ansteht. Die Euphorie überträgt sich auf die gesamte Erde. In allen Ländern finden Live-Übertragungen der Partien statt. Viele Menschen, auch Personen die sich im Vorfeld noch nicht kannten, fiebern gemeinsam für ihre Nation mit. Fußball beeindruckt und verbindet Generationen, so kommen schon die Kleinsten auf den Geschmack, selbst am Ball aktiv zu sein. Egal, ob im Verein, Schule oder Bolzplatz. Bei einem Ereignis wie einer WM oder EM füllen sich Plätze, Cafés und Stadien automatisch. Nach Siegen einer Mannschaft folgt oft der gemeinsame Feier-Marathon, beispielsweise mit einem Autokorso, bis tief in die Nacht hinein. Viele Menschen nutzen den Fußball auch als Treffpunkt, um neue Kontakte zu knüpfen, oder mit ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zu feiern.

 

Bolzplatz/Straßenfußball als Integrationsinstrument

 

„Auf dem Bolzplatz sind alle gleich!“, so 1860-München Profi Daniel Adlung, der in seiner Kindheit viele Stunden auf dem Bolzplatz verbracht hat. Adlung packte sogar den Sprung in die Bundesliga 2009 gewann er mit dem VfL Wolfsburg die deutsche Meisterschaft.

 

Bolzen im „Pott“

 

Mit dem Wandel der Zeit in puncto Massenmedien, Spielkonsole und PC-Spielen sterben die klassischen Brettspiele langsam aus, so auch der Straßenfußball. Alte Bolzplätze im Ruhrgebiet werden kaum noch genutzt und sind teilweise heruntergekommen, da sich keiner verantwortlich fühlt, was Pflege oder Instandhaltung betrifft.

 

Gerade zu Beginn der 90er Jahre war Straßenfußball ein großer „Renner“. Bis zur WM 2010 hieß das Motto vieler Kinder und Jugendlichen: „Ab zur Schule, durchhalten, und nach Hause. Kurz Mittag, Ranzen in die Ecke und auf zum Bolzen.“ Oft wurde bis tief in die Abendstunden gekickt. Bei herrlichen Sommertemperaturen gab es sogar oftmals hitzige Kämpfe um den Platz.

 

Das besondere auf dem Bolzplatz sind die eigenen Regeln. Es wird ohne Schiedsrichter gespielt. Qualität am Ball schafft Respekt, egal welche Herkunft, Vergangenheit oder sozialen Status eine Person im Gepäck trägt.

„Am Ball sind alle gleich!“ so ein Zitat, was der Redaktion in mehreren Gesprächen mit Straßenfußballern kommuniziert worden ist.

 

Bei Recherchen nach noch bestehenden Bolzlätze im Ruhrpott sind wir in Essen gelandet. Hier wird noch an der Paulinenstraße (Rüttenscheid) oder Gervinus-Schule sehr viel gespielt und gezockt. Einer der letzten Bolzplätze, die auch noch im Jahr 2015 vollen Betrieb vermelden können.

 

Samstagmittag: Es ist voll auf dem Essener Bolzplatz. Kinder und Jugendliche streiten sich um den Platz, letztlich einigt man sich aber darauf, dass alle mitspielen dürfen. Es werden Teams gemischt, deutsche und ausländische Kinder zusammengewürfelt in verschiedenen Teams. Turniermodus steht an. So spielt jedes Team gegeneinander.

Wir haben Kwadwo Amoako getroffen, ein ehemaliger Jugendspieler des MSV Duisburg. „Junior“, so wie er von seinen Freunden/Bekannten genannt wird ist ein Fußballer, der seinen Weg über die Straße gegangen ist. Der heute 21 Jährige berichtet gerne über seine Erfahrungen.

 

Stationen wie Wattenscheid 09, MSV Duisburg, Alemannia Aachen, SW Essen, Bayer 04 Leverkusen, oder eben der VfB Speldorf, gehörten zu seinen Adressen im Fußball.

 

Zu seiner Anfangszeit hatte es „Junior“ nicht leicht in Deutschland, wurde u.a. zu spät eingeschult. Dazu fehlten Freunde und Bekannte. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur einen Freund, nämlich meinen Ball.“ So der heute 21-Jährige.

 

Integriert wurde er auf dem Bolzplatz und im Straßenfußball. Stolz erzählt „Junior“, wie er seine ersten Züge der deutschen Sprache erlernte: „Ich habe meine ersten Deutschkenntnisse auf dem Fußballplatz erlernt. Es waren Wörter, wie z.B. Pass, Spiel oder ‚rück vor!‘, eben echte Fußballvokabeln.“

 

Aktuell zieht es viele Flüchtlinge nach Deutschland, auch die „Romas“ sind ein großes Thema in der Region. Oft erhalten die „neuen“ in unserem Lande wenig Beachtung, schlechte Kritik, oder werden mit Vorurteilen abgestempelt. Die Konsequenz daraus:  es gibt wenige Chancen für die Kids, sich in Deutschland zu integrieren. Im Sport jedoch ist eine Integration auch heute noch möglich. Wenn die richtigen Bolzplätze ausgewählt werden, kann ein „Roma-Kind“ auch in Deutschland den Anschluss finden. „Auf dem Bolzplatz wird eigentlich jeder aufgenommen, wenn er teamfähig ist.“ so 1860-Profi Daniel Adlung.

 

Flüchtlinge erhalten nur selten die Möglichkeit, sportliche Aktivitäten im Verein zu unternehmen. Oftmals scheitert es am Geld für Mitgliedsbeiträge oder Ausrüstung. Viele Vereine scheuen eine solche Aufnahme auch, weil die Verantwortlichen selber Vorurteile hegen: es entsteht Angst, den Club mit „Problemkindern“ zu füllen. Dass diese Sorgen aber völlig unbegründet sind, belegen mehrere Jugendtrainer und Konzepte bundesweit. Problemfälle im Club können auch deutschen Urpsrungs sein. Für die „Roma-Kids“ und sonstige Flüchtlinge bleibt somit oft nur der Straßenfußball. Hier können sie sich im fairen Wettkampf gegen andere durchsetzen, und lernen Tugenden, wie Teamfähigkeit, Respekt und Organisation.

 

Viel wichtiger wäre hier, dass die Politik aktiv wird, indem sie es Kommunen ermöglicht, Bolzplätze wieder attraktiv zu gestalten und für die Jugend freizugeben.

 

 

Kwadwo Amoako im Kurz-Interview

 

Wie betrachtest du persönlich die Entwicklung der neuen Medien? Glaubst Du, dass die Kinder/Jugendlichen heute zu wenig sportlich aktiv sind?

 

Kwadwo Amoako: „Teils-teils, denn auf der einen Seite ist es toll, schnell an Informationen zu gelangen, eine Mail mal eben schnell zu verschicken. Die Nachteile sind aber auch klar: Es entwickelt sich immer mehr der Trend, die gesamte Freizeit an den Geräten zu verbringen, was für den eigenen Körper ein großer Nachteil sein kann, aber auch für die Persönlichkeitsentwicklung. Hier sollten die Eltern frühzeitig darauf achten, dass die Kinder Grenzen aufgezeigt bekommen.“

 

Welche Aufgaben siehst Du im Straßenfußball?

 

Kwadwo Amoako: „Meiner Meinung nach hat der Straßenfußball eine sehr wichtige Funktion, denn hier kann man neue Freunde kennenlernen, aber sich auch sportlich betätigen. Beim Straßenfußball kommt es nicht aufs Alter an. Hier ist jeder willkommen, wenn er die Regeln der Straße akzeptiert und sich integriert.“

 

Wie sind Deine Erfahrungen auf der Straße? Was hast Du auf dem Bolzplatz gelernt?

 

Kwadwo Amoako: „Als ich nach Deutschland kam hatte ich noch keine Freunde, bin also ziemlich früh auf die Straße, um neue Jungs kennenzulernen. Anfangs war es hart, aber dann konnten die Großen sehen, dass ich kicken kann. Somit wurde es mir leicht gemacht, ein Teil der Szene zu werden. Du wirst akzeptiert, auch wenn du nicht so gut bist. Es kommt auf den Typ an. Fügst du dich in der Gruppe ein, dann stehen Dir alle Türen für neue Freundschaften offen. Ich habe auf der Straße z.B. viele Sprachkenntnisse erworben, neue Menschen kennengelernt. Aber auch viele Freundschaften haben sich so entwickelt.“

 

Gibt es eine Straßenfußball-Liga, wenn ja wie wird diese praktiziert?

 

Kwadwo Amoako: „Nicht direkt, aber es gibt Teams, wie z.B. die Deutschen in einem Team, die Türken in einer Mannschaft oder die Polen in einem Team. Das ist aber nicht zwingend, oft gibt es auch Teams mit gemischten Nationen, da kommt einfach jeder, der gerade Zeit hat. Es wird gegeneinander gespielt. Es gibt z.B. das Spiel „Der Beste bleibt“, was bedeutet, dass die Siegermannschaft so lange spielen darf, bis die erste Niederlage eingefangen wird. Die anderen müssen in der Zeit zusehen. Das sind so die kleinen Ligen. Deutschlandweit gibt es aber auch Treffen untereinander.“

 

Was gibt der Straßenfußball?

 

Kwadwo Amoako: „Freiheit, man lässt seine Sorgen daheim. Es ist so, dass man für sich trainiert und den Stress daheim hält. Man lernt auch Bodenständigkeit, Anerkennung. Tugenden wie … Den ganzen Artikel  können Sie auf BACHTALO http://bachtalo.de/2015/08/20/bachtalo-215/lesen

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