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Da steckt mein Herz drinne

Etti Ruhöfer

Düsburch, datt lieb ich. Na ja, nich allet. Datt geht ja auch nich. Irgendwatt iss immer, watt einen auffen Keks geht. Zum Beispiel fahrn seit en paa Jahre Gelenkbusse durch unsern Stadtteil. Soll watt ganz modernet sein. Als ich die datt erstema fahrn sah, hab ich auch gedacht, datt unsere Stadt immer schöner an werden iss, ehrlich. Soga en bißken stolz wa ich, wo ich doch en echtet Duisburger Mädken bin, und datt schon ganz lang, eintlich so lang ich leb.

Als ich abba auffe Welt kam, ging datt hier noch ruhig und gemütlich zu. Kaum Autos und Benzingestank. Pferdkes trabten auffe Straße und nach Pferdeköttels rochet – nach frische warme Pferdeköttels. Da saßen in Sommer immer de Spätzkes drauf so wie an reichgedeckten Tisch und warn da an rum an picken. – Watt mögen die wohl heute picken? Na ja, sollen schon satt werden.

Jedenfalls wa datt ne schöne Zeit damals. Aber datt hab ich nur noch ganz kurz mitgekricht, weil da nämich dä Kriech kam. Danach wa vonne Stadt nich mehr viel übrich.

Aber nachen Kriech da hab ich se wieder wachsen sehn, und mit jedet Stücksken wuchs se mehr und mehr an mein Herzken. Bestimmt klebt auch noch en bissken Blut von meine Fingerkes annen paa vonne Steine, womit se de Stadt widder aufgebaut haben. Biswer da nämich dä ganze Schutt abgekloppt hatten, mein lieber Mann, datt wa en scheiß Abeit, sach ich euch. De Männer waren ja nich da, und et mußte ja allet wieder ant laufen kommen. Da mußten auch de Blagen ran.

Aber et iss ja widda watt schönet draus geworden, aus unsere Stadt. Isset wirklich. Auffe Kö und auffen Sonnenwall hamwer sogar en Dach übern Kopp. Da kamman bein Regen ohne Schirm prominieren, da wirse nich nass. Und enne Brunnenmeile hamwer. Soga en Nicky-Brunnen. Datt iss son Riesenvogel – son ganz bunten. „Lebensretter“ heißt dä. Abba de Leut sagen: „Pleitegeier“, – ja, ja …

Nu abba Schluss mitte Gefühlsduseleien. Eintlich wollt ich doch nur watt vonne neuen Busse erzählen. Ich find nämich, gez, wo ich se immer spüren tu, datt die, die se angeschafft haben kein gutet Händken hatten. Die ham sich ganz schön watt andrehen lassen. Als ich datt erstema in son Bus drinsaß, mußte ich an damals denken, als ich mit mein Mama zum erstenmal inne Gabrielkirch gehn durfte. Da war die Bank für mich kleinet Dierken viel zu hoch. Datt weiß ich deshalb noch so genau, weil über uns anne Säule de heilige Maria stand und immer so bös kuckte. Mama sachte, die tät so bös kucken, weil ich nich aufhören wollt, mitte de Beine zu baumeln.

Und so iss datt auch in dä neue Bus. Da kommse auch nich mit de Füß auffe Erde wenze klein geraten biss. Da bisse immer mitse an schaukeln. Manchmal. wenn ich so schaukeln tu, merk ich aufeimal, datt ich soga „Hänschen klein“ an summen bin.

De Sitze sind abba nich nur zu hoch, se sind auch zu schmal für all die gutgenährten Hinterteile. Wenn sich da ma son Zwei-Zentner-Kaliber neben dich setzt, finze dich überhaupt nich mehr wieder, kriss kein Luft. Fühlz dich platt wiene Flunder. Am schlimmsten iss datt in Sommer, wenn die alle so an transpirieren sind. Da bisse gut dran, wennze enne Wäscheklammer inne Tasche tus, bevor de innen Bus steichs, die kanze dann schnell auffe Nase stecken eh de in Ohnmacht fällz

Und dann die Federung von son Gelenkbus, wenn dä Busfahrer auffe Kammerstrasse über datt Kopfsteinpflaster rast als wärer auffen Nürburgring, wennet dich aussen Sitz reißt und mit Karacho wieder rein haut, und wenner deine Gelenke ruinieren tut und du nachher knochengeschädigt biss, dann wärse abba doch en bisken knatschich und sachs dich, datt de Gelenkbusse sicher deshalb Gelenbusse heißen, weilse dich de Gelenke ruinieren tun. De Schwangeren sollten datt Ding lieber meiden wennse keine Fehlgeburt riskieren wollen. Wär doch schad um de kleine Schätzkes, oder?

Na ja, modern sind se ja de Gelenkbusse, und in Stadtbild tun se auch reinpassen. Und wenne Schmerzen has, merkt doch keiner wenne nich an schreien fängs. De Schönheit vonne Stadt tut datt doch keinen Abbruch. Und watt meine Liebe zu meine Stadt betrifft auch nich

Aber ich bin wegen noch watt son bissken unzufriede, nämich, datt anne Lenaustrasse kein Watehäusken steht. Bei Wind und Wetter stehse da un bis dich einen an abfrieren. Ich glaub ich wird einfach ma anne DVG schreiben.

„Hallo!“ wird ich se schreiben, „hamse nich noch irgenswo son altet Wartehäusken rumstehn, damit de Fahgäste anne Lenaustraße nich so naß werden, wennse bei Regen auffen Bus waten tun?“

Datt werd ich se schreiben…

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