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Banausen zur Wahl

Kultur- und Stadthistorisches Museum im Duisbu...Politik und ‘Kultur’, dies sind zumeist Bereiche, die kaum zusammenpassen. Ist die Politik vielleicht kulturlos? Ein Banausentum höheren, vielleicht sogar höchsten Grades? Beachtet man, dass kommunal ‘Kultur’ primär auf Künste zugeordnet ist, überwiegend auf die eigenen Institutionen wie Oper, Theater, Museen, Stadtbibliothek – aber, wenn auch kaum erwähnenswert, auf ‘freie Szene’, ja sogar ein heimischer Blockflötenverein dient letztlich der musikalischen Kunst -, dann relativiert sich der erhobene Verdacht! Hat die Duisburger Politik je Künstlerisches entwickelt? Natürlich nicht! Dies ist nicht ihre Aufgabe, wird man einräumen. Politik ist Management! Also wird man, den kommunalen Kulturbegriff ernst nehmend, gleichfalls einräumen müssen, das dieses Management als kulturloses Banausentum zu gelten hat! Und wie präsentieren sich die Parteien vor der Kommunalwahl im Mai? Um es vorweg zu nehmen: wie Banausen!

Die CDU ist laut ihres Programms, das auf der Website  zum Download (24.04.2014) bereit steht, im Jahr 2009 haften geblieben. Die AfD hat zwar ein Programm, ‘Kultur’ findet jedoch nur als ‘Parallelwelt’ eine Berücksichtigung.
Etwas mehr ist von den Piraten zu erfahren, wenn man geduldig sucht: Unter “25. Mai 2014”, also dem Tag der Kommunalwahl, sind nur Listen von Kandidaten zu finden. Um Politik scheint es an diesem Tag nicht zu gehen. Erst unter ‘Politik’ allgemein, Rubrik ‘Kommunalpolitik’ gibt es ein “Vorläufiges Kommunalwahlprogramm der Duisburger Piraten 2014” zu finden, verbunden mit der Aufforderung, weitere Vorschläge zu machen. Enthalten sind der Wunsch, Stadtbibliothek und Filmforum zu erhalten, sowie, unter dem Stichwort “Verantwortung lernen”, der Wunsch nach einem autonomen Jugendzentrum.

Die Grünen äußern sich ausführlicher, dennoch ähnlich wie die Piraten. Sie haben ein PDF online bereitstehen, das jedoch die Kandidaten ins Zentrum stellt: Gleich auf der ersten Seite, schematisch über die Stadt verteilt, dann noch die “Top Neun für den Stadtrat” im Bild. Das Programm läd dazu ein “Gemeinsam Duisburgs Zukunft gestalten”, also die Top-Leute machen zu lassen, aber verdammt noch mal was? “Aufgabe der Kulturpolitik ist es”, wie es im Programm heißt, “unsere bunte, historisch gewachsene Kulturlandschaft in ihrer Vielfalt zu erhalten”. Aha! Politische Impulse sähen anders aus. Ein Interesse an Gestaltung sowieso! Das einzige Neue betrifft ein Kulturzentrum: “Der Ruf vieler lokaler Kulturinitiativen nach einem zentral gelegenen sozio-kulturellen Zentrum muss umgesetzt werden.” Ist Politik nur ein innerstädtischer Verwaltungsakt? Warum gesteht man nicht ein, dass man keine Ahnung hat, was in der ‘bunten Kultur’ passiert? Der bemühte Erhaltungssatz dokumentiert, dass man sich der ‘Parallelwelt’ keine Feinde machen möchte! ‘Wir haben euch alle lieb’, hätte als kulturelles Statement der Grünen vollkommen ausgereicht.

Besonders ausführlich äußert sich die FDP. Doch leider sind in dem Programm “Mut zur Freiheit – Freiheit neu denken” nur alte, protzig aufgemachte Hüte zu entdecken. Vielleicht ist dies nicht untypisch für ein Provinznest am Rhein. Oder handelt es sich um ein Resultat der zur Provinzpartei degradierten FDP. Es klingt sonderbar, zu hören, dass die Liberalen “die Kulturpartei” Duisburgs seien. Sucht man nach Gründen, erfährt man, dass sich auch die hiesigen Liberalen für den Erhalt bestehender Institutionen aussprechen: “Eine der großen Duisburger Kultureinrichtungen zu schließen, käme einem kulturellen Kahlschlag nahe und würde die für die Fortsetzung des Strukturwandels in Duisburg auch notwendige kulturelle Strahlkraft empfindlich beeinträchtigen.” Entwicklung in der Kultur ist offensichtlich fremd! Der Strukturwandel betrifft sie ausdrücklich nicht.  Kultur ist ein Beiwerk, eine Art Lametta, nicht zuletzt für die Wirtschaft. Ob früher mehr Lametta war, wie Loriot kundgab, lasse ich mal offen, doch die bestehende Kultur ist alles andere als ein, wie die FDP glauben machen möchte “’harter’, unverzichtbarer Standortfaktor” – im Gegensatz zum Hafen. Es gibt nur wenige kulturelle Engagements mit überregionaler Austrahlung. Die Oper hingegen, sieht man vom Ballett ab, gehört mit Sicherheit nicht dazu. Die FDP unterstützt aber ein bürgerschaftliches Engagement, wie z.B. das der “Freundes- und Förderkreise unserer Kulturinstitutionen”, wozu u.a. der Förderkreis der Oper am Rhein gehört, doch die Kultur von gesellschaftlichen Entwicklungen auszunehmen, zeugt nicht von Sachkenntnis. Ich würde mich nicht wundern, FDP-Mitglieder und Fördervereinsmitglieder in einem Wedauer Tretboot zu sehen!
Sehr viele der im FDP-Programm vertretenen Positionen stammen übrigens aus den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts, besonders die parteipolitische Entdeckung der ‘Kultur- und Kreativwirtschaft’, die im Ruhrgebiet laut den offiziellen Zahlen tatsächlich keine nennenswerte Rolle spielt. Dieser Wirtschaftszweig ist relativ häufig abhängig von regionalen Auftraggebern: bleibt die Wirtschaft unterentwickelt, kann eine tragfähige ‘Kultur- und Kreativwirtschaft’ erst gar nicht entstehen.

Innerhalb der SPD hatte es bereits in den Neuziger Jahren Menschen gegeben, die sich für neue Sichtweisen und eine Modernisierung einsetzten, auch im Hinblick auf eine ‘Kultur- und Kreativwirtschaft’. Doch der Kreis der Modernisierungswilligen blieb klein. Und der SPD fällt es weiterhin schwer, sich vom Lametta zu lösen. Der Titel des Kulturkapitels “Kultur – ein Plädoyer für mehr Internationalität, Bildung und Vernetzung” im Programm hört sich spannend an, doch viel mehr als Verweise auf noch kommende Leitlinien und auf einen noch zu entwickelnden Kulturentwicklungsplan sind nicht zu finden. Sogar der einfache Download ist erschwert: Ahnt man nicht, dass an der herunterzuladenen Datei noch “.pdf” anzuhängen ist, handelt es sich bloß um Digitalmüll!

Kulturell sind die Parteien für einen Wahlkampf nicht gerüstet! Sollte man Ihnen empfehlen, es einfach zu lassen!? Sie wären im Stadthistorischen Museum weitaus besser aufgehoben, als in der aktuellen Politik! Doch eine Alternative gibt es nicht. Innerhalb einer Partei, der SPD, ist man sich zumindest bewusst, dass Kulturpolitik erarbeitet werden muss. Immerhin!

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