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Lehmbruckmuseum: Welpenschutz für Dinkla

steckerLieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende mag sich das Kuratorium des Lehmbruck-Museums gedacht haben als es am Dienstag kurzerhand ohne langen Federlesens Raimund Stecker gehen ließ. Ob wirklich wie in der Pressemitteilung zu lesen war alle Vorwürfe geklärt worden sind kann man als Außenstehender ohne eine Begutachtung des Berichtes nicht wissen und nicht bewerten. Nicht umsonst wurden schon Forderungen seitens der Politik laut die ausführliche Begründung mit einigen Angaben zu untermauern. Die Schnelligkeit jedoch überraschte aber selbst die, die insgeheim schon mutmaßten dass Stecker gehen würde.

Betrachtet man sich das Ganze von einer Warte, die etwas über den Dingen steht und sich nicht in die leidige Diskussion über eine „Lichtgestalt Steckers“ verstrickt ist allerdings auch klar, dass Stecker nichts anderes übrig blieb als zu gehen. Gesetzt den Fall alle Vorwürfe wären restlos aufgekärt – das Verhältnis zwischen Kuratorium und ihm war über die Maßen vertrauensgeschädigt. Und wie der Volksmund so schon sagt: „Kein Rauch ohne Feuer“, in Zukunft wäre ja doch irgendwie immer auf die Vorwürfe Bezug genommen worden. Das Klima war vergiftet und bedurfte einer Reinigung. Zudem darf daran erinnert werden dass vor Stecker schon unter anderem der Pressesprecher Florian Blaschke aus dem Haus ging. Wie Stecker in Zukunft ohne eingespieltes Team hätte agieren können sollen – fraglich. Alles in allem ist für beide Parteien erstmal der Schein gewahrt.

Schwierig sind Prognosen über die Zukunft

Allerdings – um es deutlich zu sagen: Für wie blöd hält der neue Kulturdezernent denn bitteschön den Bürger wenn Krützberg in einem Interview mit Frank Fischer meint, das Kuratorium möchte die Stelle offiziell ausschreiben und Frau Dinkla sei erstmal nur für die Zwischenzeit bis zum 31.12. eingesetzt, sie könne sich aber natürlich für die Stelle ebenfalls bewerben. Wie wahrscheinlich ist es, dass nach dem Gerangel um die Führungsposition die Bewerber Schlange stehen werden? So mancher aus der progressiven Kunstrichtung wird sich in Zukunft doppelt und dreifach überlegen ob er in Duisburg vorstellig werden sollte. Denn dass innovative Konzepte nicht in Duisburg gewollt sind, zumindest nicht im Lehmbruck, hat man ja jetzt sehr drastisch untermauert. Nein, man mache sich nichts vor: Im Grunde ist Dinklas Verbleib auf der Stelle schon längst beschlossen und geplant. Das Kuratorium möchte nur – wie die Politik bei der „Bewährungsfrist“ – den Schein wahren um Handlungspielraum zu haben. Falls dem nicht so sein sollte wäre es zumindest arg verwunderlich.

Verwunderlich ist allenfalls die Berichterstattung der lokalen Presse – die WAZ hat ja schon vorher äußerst grenzwertige Artikel zum Thema Stecker gehabt, seit der Benennung Dinklas aber jubelt man von „Aufbruchsstimmung“ und „Zukunftsvision“ und tut so als ob diese Frau die Lösung aller Probleme sei. Man kann munkeln ob hinter dem ganzen Geschacher nicht wirklich auch parteipolitisches Schäfchen-ins-Trockene-Verhalten stecken mag. Ausschließen kann man das aufgrund der Berichterstattung jedenfalls nicht ganz. Vor allem lässt sich bei Sätzen fragen, die sinngemäß behaupten die gesamte Kunst- und Kulturszene wünsche Stecker alles Gute und begrüße Frau Dinkla, wer denn da für sämtliche Künstler der Stadt mit der WAZ gesprochen hat oder ob die WAZ es aufgegeben hat auch mal Sprecher für Behauptungen anzuführen. Mir ist nicht bekannt, dass alle Künstler die aktuelle Entwicklung gut finden würden. Doch ist dies nur ein Nebenaspekt.

Dafür – dagegen

Im Moment jedenfalls herrscht im Museum selbst wohl erstmal eine Schockstarre und der Versuch den Betrieb weiterhin normal aufrechtzuerhalten. Ob man sich mit Frau Dinkla arrangiert oder nicht mag die Zeit zeigen – zu Beginn seiner Amtszeit war Stecker auch nicht durch offene Türen geprescht sondern brauchte seine Zeit um mit den Mitarbeitern warm zu werden. Etwas Ähnliches kann oder mag auch in diesem Fall passieren – noch ist das Ganze zu frisch. Deswegen sollte man Frau Dinkla erstmal unter Welpenschutz stellen und Tee trinken. Wobei: Wer unreflektiert davon redet, dass man Stecker jetzt zu einer „Lichtgestalt“ verkläre sollte sich ernsthaft fragen welche Substanzen er in seinem Tee hineingetan hat. Stecker hat seine Fehler gehabt, ohne Zweifel und auch ich habe wiederholt die Idee mit dem Zaun um den Kantpark als problematisch charakterisiert und Sarrazin ins Museum zu holen mag ein Fehler gewesen sein – doch wenn man diese Geschichten immer und immer und immer und immer wieder aufs Parkett legt kommt man auch nicht weiter. Und: Man konnte mit Stecker immerhin über diese Dinge diskutieren. Es war auch relativ leicht ihn zu bekommen, bei Eröffnungen oder bei der PlastikBar war er öfters bis zum Schluss anwesend.

Frau Dinkla jedoch, die gestern die PlastikBar über den grünen Klee lobte habe ich persönlich während der letzten zwei Jahre noch nie an einem Donnerstag im Museum gesehen. Doch erstmal gilt: Welpenschutz für Dinkla – und nach 100 Tagen werden wir sicherlich wissen ob es ihr gelingt gute Ausstellungen auch ohne ausreichende Akzente-Topf-Unterstützung hinzubekommen. Denn was momentan so richtig an Ausstellungen und Programm für die Zukunft des Museums geplant ist, das ist bisher nicht ganz klar. Vermutlich aber dürfte es eher einen bewahrenden Charakter haben…

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