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Zur Causa Stecker: Ich habe nichts „gerechtfertigt“. Ich kritisiere

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IMG_6374.jpg (Photo credit: xtranews.de)

Man hat geschwiegen. Man hat die Faust in der Tasche gelassen. Man hat sich gedacht: die feuern den Typen sowieso achtkantig. Was soll man sich also auch noch mit der Künstlerszene anlegen? Also hat man geschwiegen. Über Tage, über Wochen. Und weil man nicht ständig „man“ sagen soll, wenn man „ich“ meint, bitte sehr: dann gebe ich es halt zu. Ja, auch ich habe geschwiegen. Auch ich habe die Faust in der Tasche gelassen. Auch ich habe mir gedacht: was soll´s?! Die feuern den Typen sowieso achtkantig. Was soll ich mich also auch noch mit der Künstlerszene anlegen?

Gestern hat er dann endlich seine Kündigung bekommen. Eine fristgerechte Kündigung. Für Ende 2013, ein Jahr Kündigungsfrist. Ja, wer kann denn mit sowas rechnen. Taktik oder nicht: öffentlich wird Stecker die Möglichkeit eingeräumt, sich zu bewähren. Wenn er die Finanzen des Lehmbruck-Museums bis zum Sommer in den Griff bekomme, ließe sich über eine Vertragsverlängerung reden. Eine Vertragsverlängerung für jemanden, der öffentlich gegen Obdachlose und Drogenabhängige hetzt. Der das Lehmbruck-Museum auch mal nutzt, um Herrn Sarrazin eine Bühne für seinen Rassismus und Antisemitismus zu bieten.

Man hätte auch weiter geschwiegen. Man hätte auch weiter die Faust in der Tasche gelassen. Man hätte an Christian Anders gedacht, der uns einst lehrte: „Ein Jahr ist keine Ewigkeit“. Man hätte, man hätte… – wenn die Künstlerszene, also diejenigen aus dem Reich der Geschmacksaristokraten, die nicht ohne Stecker meinen leben zu können, nun endlich Ruhe gegeben hätte. Hätte, hätte, hätte… – hat sie aber nicht. Und deswegen – ja genau: deswegen – hat man dann auch etwas gesagt. Oh sorry: habe ich etwas geschrieben. Und zwar einen Diskussionsbeitrag für die Facebook-Gruppe „Stadtpolitik Duisburg“. Und zwar diesen:

 

Was mich wundert, ist, dass hier eine Solidaritätswelle für einen Mann läuft, dem wir Sätze zu verdanken haben wie „Natürlich ist Toleranz gegenüber diesen bedauernswerten Menschen wichtig“. Mit diesen „bedauernswerten Menschen“ meinte der in Finanzdingen nicht ganz so versierte Schöngeist bekanntlich drogenabhängige Menschen, die sich in der Nähe des Cafés Museum treffen oder getroffen haben. Wenn so ein künstlerisch wertvoller Satz schon mit „natürlich“ beginnt, ist es kein Wunder, wenn die Relativierung, nein: seine Negation unmittelbar anschließt. „Wichtig ist aber auch Toleranz gegenüber denen, die den Park genießen möchten.“

Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass dieses faschistoide Geschwätz bei Steckers Kündigung auch nur die geringste Rolle gespielt haben könnte. Ich will nur sagen, dass es auch so etwas gibt wie politische Ästhetik, was diejenigen bedenken sollten, die sich für einen Kerl in die Matsche werfen, der sich nicht entblödet hat, folgendes zu Protokoll zu geben: „Zaun ist nicht gleich Zaun; ich möchte lieber von ‚Einfriedung‘ sprechen.“

 

Im Zuge der Diskussion hielt man mir vor, ich rechtfertige die Entscheidung des Kuratoriums des Lehmbruck-Museums. Also fuhr ich fort:

 

Ich habe nichts „gerechtfertigt“. Warum sollte ich auch die Politik anderer Leute „rechtfertigen“? Ich kritisiere – und zwar diejenigen, die sich für jemanden engagieren, der nicht einmal den Versuch unternimmt, seinen rechtspopulistischen Gestank mit ein wenig Parfüm zu übertünchen.

Was die Persönlichkeitsrechte des Herrn Stecker betrifft, möge man sich entscheiden: entweder man kritisiert, dass über ihn hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde, oder man findet es traurig, dass er öffentlich wie ein Schuljunge vorgeführt wird.

Zwei Zitate, die mehr sagen als Tausend Worte: Das erste: „Die Solidarität aus der `Künstlerszene´ spricht m.E. nach für die Kompetenz des Museumsdirektors.“ Lustig, aber falsch. Die Solidarität aus der „Künstlerszene“ spricht für deren politische Unmündigkeit und Instinktlosigkeit und für sonst gar Nichts.

Das zweite Zitat stammt von Stecker: „Wenn man ein attraktives Museum möchte, kommt man auf mich zu.“ Wow! Super die Lippen gespitzt, leicht gepfiffen, was jetzt? „Man“ ist jetzt auf ihn zugekommen – aber gewiss nicht so wie erwartet. Wer so auf Django macht, müsste nach dieser „öffentlichen Demontage“ im Grunde die Konsequenzen ziehen.

Nochmal: ich bin weder Kunstexperte noch über den rechtlichen Rahmen des Arbeitsvertrages von Herrn Stecker informiert. Ich möchte nur, dass die Causa Stecker ohne allzu großen finanziellen Schaden für die Stadt abgewickelt wird, und grundsätzlich will ich Typen seines Schlages nicht in Führungspositionen eines demokratisch verfassten Gemeinwesens sehen.

 

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