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Revolution

Revolution, allein schon das Wort! Eine tolle Sache.Revolution – das hat irgendetwas mit dem Revolver zu tun. Also rein sprachlich, mit der Umdrehung dieser Patronentrommel. Inhaltlich allenfalls insofern, als dass man mit so einem Revolver ja auch schießen kann. Eigentlich nur. Und eine Revolution ist nur dann eine richtige Revolution, wenn auch geschossen wird. Jedenfalls für die Zeit nach Erfindung der Schusswaffen; für die Zeit davor siehe: Mistgabel.

Eine Revolution, so viel steht fest, ist im Grunde genommen eine tolle Sache. Das können Sie beispielsweise schon allein daran erkennen, dass die Deutschen noch nie eine gemacht haben. Keine erfolgreiche. Allein der Versuch einer Revolution ist zwar strafbar, aber eben für sich genommen noch keine Revolution. Jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit 1989 / 90! Die „friedliche Revolution“ in der DDR. „Friedliche Revolution“, allein schon das Wort! Das schmeckt nach alkoholfreiem Bier.

Kein Zweifel, „alkoholfreies Bier“ ist Bier. Dies jedoch mit richtigem Bier zu verwechseln… – „kann ja mal vorkommen“? Nein, das kann nicht vorkommen, das darf nicht vorkommen, und das kommt auch nicht vor. Höchstens bei Leuten, denen der Geschmack abhanden gekommen ist, oder die sonstwie nicht mehr alle auf dem Zaun haben. Kein Zweifel, die „friedliche Revolution“ von 89 / 90 war eine Revolution. Sie jedoch mit einer echten Revolution zu verwechseln…

Stellen Sie sich doch nur einmal vor, in einer Kneipe spricht Sie ein Ossi an und behauptet, er oder sie habe während der „Revolution“… – da fragen Sie sich doch, ob dessen Geschmack noch völlig okay ist, und ob der überhaupt noch alle auf dem Zaun hat. Würden Sie etwa gnädig „kann ja mal vorkommen“ sagen? Okay, das ist natürlich eine Typfrage. Doch selbst wenn Sie ein wenig smart sein sollten, werden Sie wahrscheinlich zumindest versuchen, das Thema zu drehen.

Die verfahrene Situation zurückzurollen (lat. revolvere) oder, wenn Sie eher so der revolutionäre Typ sind, zusehen, dass Sie richtig Land gewinnen. „Ich damals 89 während der Revolution…“ – Spinner! Auf so einen Stuss können wahrscheinlich nur Deutsche kommen. Oder haben Sie schon einmal etwas von einer polnischen Revolution gehört?! Von einer tschechischen oder slowakischen, einer bulgarischen oder rumänischen? Rumänische Revolution – unter uns: haben Sie das schon mal gehört?

Also, ich schon. Da war aber auch richtig was los, in Rumänien. So ähnlich wie in Russland. Andererseits: die „Russische Revolution“ meint ja wohl doch eher die von 1917 als die von 1991. Die hatten doch ein ganz anderes Kaliber, diese Revolutionen. Die von 1917 war so etwa vom Kaliber der Amerikanischen Revolution oder derFranzösischen. Und jetzt, also seit gut zwanzig Jahren, stellen sich die Deutschen hin und behaupten: „Wir hatten auch eine. Eine, die sogar geklappt hatte.“

Egal, kann ja mal vorkommen. Seit anderthalb Jahren revolvert es jetzt in den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens. Der Arabische Frühling. Das klingt so ein bisschen nach „aprilfrisch“. Wie die neue Duftreihe eines Kosmetikkonzerns. Arabischer Frühling. Riecht irgendwie gut. Es sind aber Revolutionen, und zwar echte Revolutionen. Das ist das Blöde: echte Revolutionen können gar nicht gut riechen. Sie stinken nach Blut und Verwesung, nach ungewaschenen Menschen und ihren Exkrementen.

Es sind Revolutionen gegen die Tyrannei der postkolonialen Regime, für die Freiheit und die Demokratie. Wobei unter Freiheit in erster Linie die Religionsfreiheit verstanden wird, und zwar die für die Mehrheit der Völker. Demokratie bedeutet nämlich die Herrschaft der Mehrheit. Und schon hatten sich selbstverständlich all diese Bedenkenträger zu Wort gemeldet. Was hatten sie nicht alles phantasiert, was da nicht alles hätte passieren können. Und? Tunesien, Ägypten, Libyen…

Es läuft doch überall klasse. Im Endeffekt. Ja sicher, Reibungsverluste, unnötige Härten, unerwünschte Begleiterscheinungen – die gibt es in jeder Revolution. In jeder echtenRevolution. Das lässt sich überhaupt nicht vermeiden. Eine Revolution ist kein Ponyhof. Auf Einzelschicksale können da keine Rücksichten genommen werden. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Sentimentalitäten, Skrupel, Dingsbums gefährden letztlich nur den Sieg. Der Feind nimmt ja auch keine Rücksicht.

Ja, es tut mir leid. Revolutionen gehen nun einmal nicht ohne menschliche Härten über die Bühne. Dennoch sind sie – ich bleibe dabei – eine tolle Sache. Oder sind Sie etwa für diesen Assad?! Für sein Folter- und Mörderregime, das als Handlanger der iranischen Mullahs die Terrorbanden gegen Israel aufgerüstet hat und seit Jahrzehnten den Nahost-Friedensprozess blockiert? – Aha. Das Assad-Regime kann nur gewaltsam beseitigt werden. Die Revolution ist seit gut einem Jahr in Gange.

Und auch hier melden sich die Bedenkenträger und warnen, was in Syrien nicht alles passieren könnte. Ja, was wohl?! Assads Mörderregime wird – früher oder später – fallen. Das steht fest; Näheres weiß man aber erst hinterher! Es ist klar, dass die Bevölkerungsmehrheit die Macht in Syrien einnehmen wird. Wenn es Syrien danach überhaupt noch gibt – nach zehn weiteren Jahren des Gemetzels. Also der Revolution, des Bürgerkriegs oder des Kriegs.

Was ist eigentlich genau der Unterschied zwischen Revolution, Bürgerkrieg und Krieg? Knifflige Frage; denn sie scheinen alle sehr ähnlich auszusehen. Doch der Schein trügt. Revolution ist nämlich von ihrem ganzen Wesen her, ich sagte es schon, eine tolle Sache. Krieg, also auch Bürgerkrieg, ist dagegen – das weiß aber jeder – nicht ganz so schön. So gesehen ist es schon schade, dass die Deutschen noch nie eine Revolution gemacht haben, höchstens mal hin und wieder Krieg.

Revolution, allein schon das Wort! Revolution, das klingt echt geil. Jedenfalls nicht so spießig wie Wörter vom Kaliber „Kreiskrankenhaus“ oder „Wasserwerk“. Das ist doch logisch: wenn die Revolution tobt, haben die Kreiskrankenhäuser und Wasserwerke eben einmal Pause! Aber das kriegen Sie natürlich in diese deutschen Schädel nicht rein. Wenn mal Revolution ist – oder Bürgerkrieg, alles reine Semantik – wie jetzt in Syrien, und die Menschen nach Jordanien stiften gehen,…

… woran denken dann die Deutschen?! – Logisch: an Kreiskrankenhäuser und Wasserwerke. Mein Gott, ist das peinlich!

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