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Und jetzt der Blick in die Presse: Philipp im Analyse-Focus

Und jetzt der Blick in die Presse. 22.07.2012 – Zeit Online: „«Spiegel»: IWF will Griechenland nicht mehr helfen“. Na sicher, wenn der Spiegel das schreibt, bringt es auch dpa, und dann muss Zeit Online darüber berichten. Ob nun wahr oder nicht. „Berlin/Athen (dpa) – Der Internationale Währungsfonds (IWF) will sich nach «Spiegel»-Informationen nicht an weiteren Hilfen für das pleitebedrohte Griechenland beteiligen. Das hätten hochrangige Vertreter der Brüsseler EU-Spitze mitgeteilt, …“ – hätten die Einen, die nicht genannt werden wollen über die Anderen gesagt. Dem „Spiegel“ natürlich…

Da darf Reuters freilich nicht hintenan stehen: „Der Pleitegeier kreist niedrig über Griechenland“. Hihi, das ist komisch. Das hat was! „Der Internationale Währungsfonds (IWF) ließ am Montag in einer Reaktion auf einen Bericht des deutschen Magazins «Der Spiegel» offen, ob er sich weiter an Griechenland-Hilfen beteiligen wird, wenn das Land seine Reformzusagen nicht termingerecht …“ – dann lässt der IWF zur Strafe eben offen. Offenlassen, Nichtwollen – so groß sind die Unterschiede nicht. Sie kennen das aus dem Privatleben. Sie fragen: „Wie wär´s, wenn wir beide mal miteinander Essen gingen?“ Wenn die Antwort dann offen gelassen wird, können Sie schon fast davon ausgehen, dass so eine Art von Nichtwollen vorliegen könnte.

Die Frage ist jetzt, was der Focus macht. Nein, natürlich nicht zu dem von Ihnen anvisierten Rendezvous, sondern  mit der Meldung des großen Konkurrenten namens SpiegelFocus Online titelt: „IWF will keine weitere Griechenland-Hilfe leisten.“ Einfach so. Respekt, das hätte ich nicht gedacht! „Der Internationale Währungsfonds (IWF) will sich nach «Spiegel» Informationen nicht an weiteren Hilfen für das pleitebedrohte Griechenland beteiligen.“ Nun gut, das stimmt – nach Spiegel-Informationen. „Das hätten hochrangige Vertreter der Brüsseler EU-Spitze mitgeteilt, schreibt das Blatt weiter“, fährt der Focus fort – nochmal Respekt! – „ohne Nennung von Quellen“. Ätsch!

Da macht der Focus doch nicht jeden Spiegel-Quatsch mit! Nächster Satz: „Ein EU-Diplomat nannte dies am Sonntag reine Spekulation.“ Punkt für den Focus. Da können Sie wieder einmal sehen, wie wichtig die Pressefreiheit ist. Für die Demokratie! Wie viele Länder gibt es, wo die Zeitungen nur das schreiben (dürfen), was die Regierung möchte?! Bei uns dagegen: die Einen sagen so, die Anderen so. Der IWF ist weit weg, und „Merkel droht Griechenland pleitegehen zu lassen“. Das meldet jedenfalls dieZeit Online. „Die Bundesregierung warnt, die Kanzlerin werde nicht noch ein Rettungspaket schnüren. Ein Staatsbankrott Griechenlands wird Medienberichten zufolge immer …“

Die Zeit stützt ihre Meldung auf die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters, und mit den Medienberichten ist ein Artikel der Süddeutschen Online gemeint: „Berlin lehnt zusätzliche Hilfen ab“. And it goes like this: „Langsame Absetzbewegungen: Aus Regierungskreisen heißt es, ein drittes Griechenland-Paket sei «undenkbar»“. Nach der Einleitung folgt die – mangels Geständnisses erforderliche – Indizienbeweisführung süddeutscher Art. Einem dritten Griechenland-Paket müsse nämlich eine Kanzlerinnenrede vorausgehen, und die „müsste eine wirklich fulminante Rede sein. Vielleicht die beste Rede, die Angela Merkel je gehalten hat … Doch eine solche Rede von Merkel wird es wohl nicht geben.“

Wohl nicht, so die fulminante Spekulation der SZ, aus der dann – Sie erinnern sich – „Merkel droht Griechenland pleitegehen zu lassen“ (Zeit Online) wird. Oder – wie etwa bei der FAZ Online: „Zeitungsbericht: Merkel verweigert neues Hilfspaket für Griechenland“. Focus Online präsentiert gar eine „Analyse“. Moment: der Focus mit einer „Analyse“? Ach so: „Inhalt bereitgestellt von dpa“. Ja dann… – „Analyse: Letzte Frist für Griechenland“, so die Überschrift, und schon geht´s los bei Focus Online: „Europa steht vor dem Tabubruch. Die Geldgeber scheinen die Geduld mit Griechenland zu verlieren. Ein Bankrott des hochverschuldeten Mittelmeerlandes wird wahrscheinlicher, …“

Die Geldgeber scheinen, also Angela Merkel, wahrscheinlich vor dem Tabubruch zu stehen, weil es deren beste je gehaltene Rede wohl erst gar nicht geben wird. Analytisch betrachtet.

 

Das Hamburger Abendblatt: „Hellas-Rettung in Gefahr – Griechenland zittert vor dem Euro-Rauswurf“. Der Berliner Tagesspiegel: „Sorge um Athen : Die Griechen scheuen den Reform-Ruck“. DasHandelsblatt: „Griechenland in der Krise – Staatsbankrott und Austritt sind immer wahrscheinlicher“. Und so weiter, und so fort. Gut, dass wir die Pressefreiheit haben. So können Sie sich selbst ihre freie unabhängige Meinung bilden. Allerdings: eine gewisse Achtsamkeit sollten Sie dabei schon an den Tag legen. Völlig überraschend gibt es doch immer wieder einmal Querschläger. Zum Beispiel auf dem Analyse-Portal Focus Online. Da wird gefragt (!): „Ist ein Euro-Austritt Griechenlands tatsächlich möglich?“

Schaun mer mal, dann sehn wir schon. Also, da steht: „Ob das Euro-Währungsgebiet einen Austritt der Hellenen verkraften würde, ist äußerst fraglich. Ökonomen warnen vor der Ansteckungsgefahr für weitere Sorgenkinder wie Spanien, Italien oder Portugal. Denn letztlich könnte sich kein Investor mehr darauf verlassen, dass nicht auch andere Länder aus dem Euroraum ausscheren. Vermutlich würden die Risikoaufschläge für Staatsanleihen entsprechender Länder so stark steigen, dass diese ähnlich wie Griechenland an den Rand der Zahlungsunfähigkeit kämen. Letztlich könnte so der gesamte Währungsraum ins Wanken geraten.“ Nun gut, das liest sich jetzt nicht so schön…

… muss aber gesagt werden, weil in einer Analyse-Zeitschrift alle Argumente auf den Tisch müssen. Fakten, Fakten, Fakten, … – selbst wenn sie von gestern sind und einzig und allein der Panikmache dienen. Also, mal weiterlesen: „Aus Sicht von Politikern ist diese Gefahr jedoch deutlich geringer geworden, nachdem größere Euro-Rettungsschirme aufgespannt worden sind.“ Puh, da haben wir aber noch einmal Glück gehabt. Aus Sicht von Politikern wie Rösler können wir also diese Pleite-Griechen sehr wohl ziemlich unbesorgt rausschmeißen, nachdem, also weil „größere Euro-Rettungsschirme aufgespannt worden sind“.

Köstlich! Philipp im Analyse-Focus. Zum Piepen. Wenn es nicht so ernst wäre! Wenn es nicht so verdammt ernst wäre!

 

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