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Duisburger OB-Wahl: Die jungen Aussichtsreichen im vergessenen Kiez Hochfeld

Zwei Thirtysomethings bewerben sich um den Job des nächsten Duisburger Oberbürgermeisters: Der sozialdemokratische Parteisoldat Sören Link. Und Michael Rubinstein, der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde. Es sind die einzig aussichtsreichen im Kandidatenreigen. Gewählt wird Sonntag. Was zum Ergebnis haben wird, daß die beiden Jungs ein paar Wochen später in die Stichwahl gehen werden. Weil keiner von beiden vorher die absolute Mehrheit kriegen wird. – Hier soll zur Frage werden: Welche Pläne verfolgen, repräsentieren die beiden Kandidaten in Sachen des anomiegeplagten Stadtteiles Hochfeld? Dessen drängende Probleme sind ein Symptom für diese ganze Stadt.

Michael Rubinstein vor der Heimat Hochfeld. mupflpic

Im Nieselregen kommt Michael Rubinstein mit Duffelcoat und Italoschuhen angetan. Zu einer türkischen Gemeinde, die ihn einlud; die Herren im Publikum sind alle mehr oder minder CDU-affin. Das Setting ist spartanisch, im Hintergrund stehen Mezze, geladen wurde in eine Hochfelder Teestube an der Wörthstraße von einer winzigen turkophilen Liste im Stadtrat. Geladen wurden alle Kandidaten, jenseits ein paar Outsidern sind nur der CDU-Kandidat Benno Lendorf und Rubinstein relevant.

Der Einlader, einziger Ratsherr der kleinen politischen Verbindung und wohl der Liebe wegen zum Islam konvertiert, ist höflich und gibt Gelegenheit zum Statement.
Wie man es denn mit den Immigranten hierorts halte?

Rubinstein ist ganz bei ihnen:

„Auch meine Gemeinde hat hier viele Zuwanderer, 98 Prozent sind es“, sagt er, nur daß ein Großteil nebenan in Duisburg-Neumühl wohne, er postuliere jedenfalls ein friedliches Nebeneinander aller. Er sagt: Nebeneinander.

Und was Duisburg-Hochfeld angeht, es könne dieser Kiez zum Vorzeigestadtteil werden.

Wie das vonstatten gehen könnte, das sagt er nicht.

Duisburg-Hochfeld ist ein immigrantisch geprägter Einwanderungsstadteil, zur Stunde überfordert mit dem Zuzug von Rumänen und Bulgaren. Sie kommen aus Plovdiv und aus Shumen, Käffer in Türkisch-Bulgarien. Verslumte Straßen, Mietwucher, Armutsprostitution und Arbeitsstrich – das wäre hierzulande ihr Lebensstil. Jetzt in Hochfeld manifest.

Eine Armutswanderung, die den Anteil der Rumänen und Bulgaren in Duisburg-Hochfeld in den letzten zweieinhalb Jahren mehr als verdreifachte.

Rubinstein sagt dann noch, daß die Website seines Wahlprogramms auch auf türkisch und auf russisch zur Verfügung stände und erntet Beifall von den Türkenherren.

Während der Regen draussen weiter nieselt.

Sören Link vor der Heimat Hochfeld. mupflpic

Im nächsten Zwischenhoch lud dann der SPD-Ortsverein zu Duisburg-Hochfeld seinen OB-Kandidaten Sören Link zum Einvernehmen ein. Ins örtliche soziokulturelle Zentrum namens Heimat Hochfeld.

An letzten Sonntag war schwül-warmer Familientag, und Link hat sich viel Zeit genommen, er trug ein weißes Hemd mit einem roten Fleck.

Ganz unironisch ließ sich der ehemalige Landtagsabgeordnete zu Duisburg-Hochfeld ein: „Ja, wat soll ich gezz als Walsumer (ein Stadtteil fern vom Schuß und hoch im Norden Duisburgs) dazu sagen?“

Sodann nahm sich der Berufspolitiker ebenfalls die Zeit zum Entwickeln von gutem Willen:„Hier hat sich viel Leben etwickelt, mit viel positivem Denken.“

Genau diesem entsprachen in eigner Art anwesende Hausbesitzer, Architekten, im Kiez noch präsente Wesen des Restes der Mittelschicht, sie wiesen Diplom-Verwaltungswirt Link auf mannigfache Vollzugsdefizite hin:

Schulpflichtige Zuzugskinder würden etwa nicht beschult, weil es der Kommune an Amtsärzten für die Eingangsuntersuchung ermangele. Auch das kommunale Ordnungsamt verschanze sich, wilder Müll würde nicht abgeholt. Skrupellose Hausbesitzer würden zu Wuchermieten Illegale wohnen lassen. Schindluderei und Ärgernisse wohin man blicken würde.

Wäre er endlich OB, versprach Link, er würde sich persönlich kümmern und anordnen. Ansonsten hörte Sören Link viel zu.

Gestern – dann wieder Michael Rubinstein. 30 Honoratioren vor der Heimat Hochfeld hören ihn: „Das mit dem Zuzug, das ist ein europäisches Problem, unser Stadtrat hat Ihnen ein Handlungskonzept verkauft, nur wo das Geld herkommen soll, das weiß keiner.“ Jetzt düst wieder ein Kombi-BMW mit weißem bulgarischen Nummernschild mit 70 Stuckies in die Spielstraße und der mausgrau gekleidetete Architekt ist hilflos.

Das Wetter? Windig und kühl.

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