Nach dem großen Erfolg in ihrem Rollendebut als Norma in Dortmund begeisterte sie als Lakme das Publikum der einstmals deutschen Hauptstadt Bonn. Wieder ein Rollendebut und wieder ein Triumph. Bereits nach Norma war die Musikwelt aufmerksam geworden auf diese junge Frau. Mit ihrem Erfolg in der mörderisch schweren Partie der Lakme aber überzeugte sie den vielleicht noch vorhandenen zweifelnden Rest der kritischen Opernbesucher. Die Fachwelt war und ist sich einig: eine junge Sängerin, die jeweils in zwei exorbitant anspruchsvollen Rollen des Koloraturfachs so überzeugt, macht neugierig.
Seit fast 35 Jahren bin ich begeisterter Opernbesucher, seit 2 Jahren auch als freier Kritiker tätig und habe einige Highlights in diesen Jahren erlebt. Sei es „Hoffmanns Erzählungen“ in den 80-iger Jahren in Köln mit Placido Domingo und Edda Moser, oder aber die leider viel zu früh verstorbene Sopranistin Uta-Maria Flake als Tatjana in Dortmunds „Eugen Onegin“ (meine allererste Oper überhaupt) Ende der 70-iger Jahre, als auch Mirella Freni als Mimi in „La Boheme“ in der Mailänder Scala und einige wenige mehr. Da ist man/Frau verwöhnt und erwartet eigentlich selten positive Überraschungen. Und dennoch, wie so oft im Leben, wird der Mensch auch da überrascht.
Die Premiere der Dortmunder Norma reiht sich gebührend in meine Aufzählung ein. Nicht nur die mutige, und für mich schlüssige, Inszenierung des jungen Regisseurs Enrico Lübbe haben mich begeistert. Auch, und vor allem, Miriam Clark als Norma. Dies führte nach meiner Rezension dann auch zu einem tollen und sympathischen Kontakt und Interview mit der Künstlerin. Das dieser Artikel mein erfolgreichster im Operngenre wurde, konnte ich nicht ahnen. Kein Tag vergeht, an welchem Leser an diesem Artikel ihr Interesse bekunden. Zeit also, bei Miriam Clark mal nachzufragen. Und da passiert gerade so viel, dass es nun zum zweiten Clark-Artikel kam.
Nicht von ungefähr fühlt sich Miriam Clark der Aidshilfe verbunden. Als offizielle Patin der Aidshilfe ist sie für schwangere HIV-infizierte Frauen in Mosambik aktiv. Bei diesem Projekt, „Dream“, geht es vor allem darum, infizierten Schwangeren Medikamente zuzuführen, die die Weitergabe des Virus auf das Kind verhindern. Anschliessend werden die betroffenen Mütter als Präventiv-Beraterinnen für andere betroffene Frauen ihres Landes tätig. Eine sinnvolle Sache, ist doch zu bedenken, dass gerade der afrikanische Kontinent besonders von der Immunkrankheit betroffen ist. „Ich mache das voller Überzeugung und ich unterstütze die Arbeit der Aidshilfe sehr gern“, sagt Miriam Clark in unserem Gespräch. „Nicht nur, aber auch, weil meine Wurzeln in diesem Kontinent sind“, erklärt die Künstlerin ihr Engagement für Afrika. Von daher war sie sofort bereit, an der Bonner Aids-Gala teilzunehmen. Es darf aber auch als Indikator gewertet werden, dass die Bonner sie dafür engagierten.
„Dortmund war mein Sprungbrett. Der Norma-Inszenierung von Enrico Lübbe, hinter der ich immer voll gestanden habe, verdanke ich viel“, sagt Miriam Clark. Und sie legt großen Wert darauf, dass es auch und gerade die Regiearbeit des jungen Enrico Lübbe war, welche die Faszination dieser Aufführung für sie ausmachte.
Es tut sich viel im Leben und in der Karriere der jungen Sängerin. Alles deutet darauf hin. Erst vor kurzem erhielt sie eine Personal-Story im renommierten „Opernglas“, eine der führenden Fachzeitschriften der deutschen Opernpresse. Und das sich noch einiges mehr tut, auch international, überrascht mich nicht wirklich. Dazu aber zum entscheidenden Zeitpunkt mehr.
Ein Mitarbeiter der Dortmunder Bühnen sagte mir einmal im Gespräch über Miriam Clark: „Hier stimmt einfach das Gesamtpaket!“. Ja, da hat er wohl recht. Aber leider hat das Dortmunder Theater dieses Ausnahmetalent nicht halten können. Das ist nicht das Problem der Miriam Clark. Eher das der Dortmunder Intendanz. Aber Theaterbetrieb ist auch Politik, ist auch Wirtschaft, Die Gelder fehlen. Aber wenn Kultur verarmt, verarmt der Mensch gleich mit. Das ist bedauerlich, aber durchaus änderbar, wenn Politik dies auch will.
Das hätten wir dann auch geklärt. Als Mann ein schier unerreichbares Erlebnis. Aber wenn, wie im Falle von Miriam, so schön auf der Opernbühne „gestorben“ wird, leidet und geniesst Mann einfach nur noch mit und der kleine männliche Neid darauf verfliegt. Von daher wünsche ich ihr noch so manchen umwerfenden Opernbühnen-Exitus, weil ich weis, dass sie nach dem Schlußvorhang wieder gesund und munter aufsteht und ihren Weg weiter geht. Zielstrebig und mit Wertlegung auf die Rollenauswahl.
„Man muß wissen, was man will und vor allem, wann man es will!“, sagt sie mir. Stimmt!
*Artikel auch erschienen auf www.obensbloggt.de, sowie www.deropernfreund.de
*Website von Miriam Clark
*Portraits der Sängerin mit frdl. Genehmigung von Fotografin Franziska Schrödinger (nochmals Danke dafür!)