Website-Icon xtranews – das Newsportal aus Duisburg

OB-Wahl in Duisburg: Bürger fragt, Kandidaten antworten

Der xtranes-Leser Frank K., der sich bei der ganzen Kandidatenauswahl als noch recht unentschlossen bezeichnet, hat den Kandidaten Sören Link, Harald Lenders und Michael Rubinstein per Mail eine Anfrage zur Armutsproblematik in Duisbrg gestellt. Hier die Antworten der Bewerber für das höchste Duisburger Amt.

 Ich bin ein reichlich unentschlossener Wähler aus Duisburg und Versuch mir ein Bild über die Kandidaten zur OB Wahl in Duisburg zumachen .

Es würde mich als Wähler und betroffenen interessieren wie sie zu der Stetig steigenden Armut in Duisburg stehen zb zu dem Problem das immer mehr Wohnungen die der Stadt gehören nicht mehr Harz4 tauglich durch den Mietpreis sind und immer mehr mehr Menschen die Harz4 abhängig sind in bestimmte Stadtteile w zb. Hochfeld verschoben werden. Kann es Im Interesse der Stadt sein das langfristig auf diesen weg „Ghettos“ entstehen ? das ist nur eines der vielen Probleme in unserer Stadt aber mich würde eine Antwort sehr interessieren.

Mit freundlichen Grüßen
Frank K.

Antwort Sören Link :

Sören Link Hallo und herzlichen Dank für Ihre Frage. Ich bemühe mich immer schnellstmöglich zu antworten und denke, dass 2 Tage von der Frage Sonntagabend bis zur Antwort Dienstagabend auch nicht zu lange sind.

Armut ist kein Randproblem und nicht nur ein Problem für Einzelne – Armut ist ein Problem für die gesamte Gesellschaft. Die Bekämpfung von Armut in allen Facetten neben der finanziellen, materiellen Armut insbesondere auch die geistige und soziale Verarmung ist eine der zentralen Aufgaben für die gesamte Gesellschaft. Der Erfolg wird davon abhängen, ob es gelingt, alle Akteure an diesem Prozess zu beteiligen, also neben der Politik bspw. auch die Wirtschaft, aber auch ein starkes bürgerschaftliches Engagement. Wichtige Stellschrauben für die Politik in Bund, Land und Stadt sind für mich dabei eine fördernde und vorbeugend wirkende Bildungspolitik, die Allen Chancen bietet – und eine Politik, die auf den Erhalt und die Schaffung von sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, sprich: Arbeit, abzielt.

Die Frage der Übernahme von Mietkosten ist wirklich ein großes Problem, nicht nur für die Menschen, die davon betroffen sind, sondern auch für die Städte, die dieses Bundesgesetz umsetzen müssen. Die Höchstgrenzen für Mieten, die im Rahmen dieser Unterbringung übernommen werden können, legt der Bund fest. Die Städte haben darauf keinen Einfluss und können auch keine eigenen zusätzlichen Regelungen treffen. Das grenzt oft die Gebiete ein, in denen ein entsprechender Wohnraum zur Verfügung steht.

Es ist aber nicht so, dass in Duisburg Menschen gezielt und aktiv in bestimmte Stadtteile „abgeschoben“ werden. Grundsätzlich hat niemand, und ich schon ganz besonders nicht, ein Interesse daran, dass es so etwas wie eine Ghettobildung in unserer Stadt gibt. Hier sind weitere intensive Gespräche mit dem Bund nötig, um die Regelungen zu verbessern, damit den betroffenen Städten mehr Spielraum und vor allem die notwendige finanzielle Unterstützung eingeräumt bzw. ermöglicht wird.

Wir müssen auch hier die Situation der Betroffenen, der Menschen, in den Mittelpunkt stellen. Dafür stehe ich und dafür werde ich mich auch in Zukunft intensiv einsetzen.

Antwort Harald Lenders :

:Sehr geehrter Herr K.,
vielen dank für Ihre Mail.Zunächst würde mich interessieren, auf welchem Wege Sie auf mich Aufmerksam wurden und mich erreicht haben?
Dennoch möchte ich Ihnen Antworten.
Ich selbst glaube nicht, dass die Stadt ein Interesse daran hat, die finanziell schlecht ausgestatteten Bürger in „Ghettos“ abzuschieben.
Für mich liegt das Problem im Bereich Arbeitsmarkt. In Duisburg muß die Arbeitslosigkeit und besonders die Jugendarbeitslosigkeit angegangen werden. Nur dann haben die Leute eine Perspektive. Denn dann steigt das Selbstwertgefühl und die Finanzen reichen, um entsprechend Leben zu können.
Oft ist eine fehlende Qualifikation der Betroffen ein Hinderungsgrund, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Mit den bereits in der Stadt vorhandenen Organisationen und Trägern,möchte ich im Dialog die Aufnahme in den Arbeitsmarkt verbessern. Ein Problem sehe ich auch, dass aber in der Vergangenheit von der Bundesregierung auf den Weg gebracht wurde und nichts mit Entscheidungen in oder für Duisburg direkt zu tun haben. Die Ausweitung der Leiharbeit sehe ich als Problem. Dies ist für mich ein moderner Sklavenhandel und kommt einer gesetzlich geregelten Ausbeutung gleich. Hier verstehe ich auch nicht die Gewerkschaften, die diesem Treiben tatenlos zusehen.
Als OB der Stadt möchte ich mich auch auf einer anderen Ebene dafür stark machen, dass hier Änderungen zum Wohle der Arbeitnehmer getroffen werden.
Ich hoffe Ihre Frage zu Ihrer Zufriedenheit beantworten zu haben und verbleibe
mit freundlichem Gruß
Ihr Harald Lenders

Antwort Michael Rubinstein :

Sehr geehrter Herr K.,

herzlichen Dank für Ihre Email.

Ich persönlich sehe es mit großer Sorge, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, was allgemein, aber insbesondere für Duisburg gilt. Das Problem mit den Wohnungen ist mir sehr bekannt, weil sehr viele Mitglieder meiner Gemeinde sich genau mit diesem Thema an uns wenden. Das Thema Nebenkosten ist dabei häufig im Vordergrund, aber auch um Mietpreise geht es in den Gesprächen mit den Betroffenen.

Auch wenn die Hartz IV-Rahmenbedingungen auf Bundesebene festgelegt werden, so steht es meiner Meinung nach außer Frage, dass vor Ort durch die zuständigen Behörden dafür Sorge getragen werden muss, dass sowohl genug bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht, als auch nicht nur in einzelnen Stadtteilen. Ich befürchte, wir sprechen nicht mehr von „Ghettos“ in der Zukunft, sondern von einer aktuellen Gefahr. Es kann nicht gut für eine Stadtteilentwicklung sein, wenn sich bestimmte Personengruppen auf wenige Stadtteile konzentrieren, da dies eine Spirale nach unten zur Folge hat.

Es wäre zu einfach und unehrlich zu behaupten, ich könnte das als neuer Oberbürgermeister direkt ändern – aber was ich Ihnen zusagen kann, ist dass das Thema Stadtteilentwicklung im Zusammenhang mit sozialen Fragen eines meiner vordringlichen Aufgaben sein wird. Wir brauchen, im Rahmen des Machbaren, Stadtteile, die von der Vielfalt der dort lebenden Menschen profitieren bzw. dazu beitragen im Rahmen ihrer Möglichkeiten – und keine Viertel, in die keiner mehr freiwillig mehr ziehen mag und daher „nur noch“ ich bitte dies nicht falsch zu verstehen als Wohnraum für die Mitbürgerinnen und Mitbürger in Frage kommen, die aufgrund ihrer finanziellen Lage dort leben.

Ich hoffe, Ihnen trotz der Kürze eine Antwort gegeben zu haben, mit der Sie etwas anfangen können. Gerne dürfen Sie aber nachhaken!

Die mobile Version verlassen